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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Größe und Kraft, die ihm in seiner Bärengestalt gegeben war, aber auch so stellte Bromm noch eine körperlich imposante Erscheinung dar, die nicht einmal durch die viel zu weiten Kleider, die ihm um den tonnenförmigen Leib schlotterten, gemindert wurde.
    Der Werbär lachte dröhnend. »Ich glaube nicht, dass es mir bei einer Wildkatze wie dir gelingen würde, selbst wenn ich es wollte.« Dann aber wurde seine Miene wieder ernst. »Also erspare uns beiden den Kampf und sag mir, was dich bedrückt. Es hat mit dem Jungen zu tun, nicht wahr?«
    »Nicht ganz.« Auril schlug die Augen nieder und verzog leicht das Gesicht. »Es sind die Worte meines Vaters, die mir zu schaffen machen. Er hat wieder einmal recht behalten.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Bromm leise.
    »Nun, hat er nicht von mir verlangt, Tarean zu verlassen, damit dieser frei sei, den ihm vom Schicksal zugedachten Weg anzunehmen? Der ganze Winter ist ohne einen Zwischenfall vergangen, und ich dachte schon, Sinjhen habe sich diesmal geirrt. Doch dann hat Tarean diesen Hilferuf einer Kristalldrachin empfangen.« Auril blickte auf, und in ihren grünen Augen lagen Zorn und Verzweiflung. »Hundert Jahre hat niemand mehr einen Kristalldrachen zu Gesicht bekommen – und dann stolpert Tarean nicht nur über diese Kesrondaia, er wird zugleich von ihr beauftragt, die verschwundenen Drachen zu suchen und ihnen die Rückkehr in unsere Welt zu ermöglichen. Was für eine Art verrückter Zufall soll das denn sein?«
    Sie schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf. »Nein, es ist genau das Schicksal, das mein Vater und der Hochkönig für Tarean vorausgeahnt haben. Und wenn Sinjhen damit recht hatte, dann vielleicht auch mit seiner Mahnung, dass für Tarean jetzt noch nicht die Zeit gekommen sei, um mit irgendjemandem glücklich zu sein. Um mit mir …« Sie brach ab und presste die Lippen zusammen.
    Verdammt, sie hasste sich für ihr Selbstmitleid. Und noch mehr hasste sie ihren Vater, der auf den wilden Strömen, welche die Geschicke der Welt bedeuteten, ritt wie ein nondurianischer Luftschiffer auf den Winden am Himmel. Schon ihre Mutter hatte ihr ganzes Leben ihrer Bestimmung verschrieben, so sehr, dass sie darüber ihren Gemahl und ihre kleine Tochter in den Arden zurückgelassen hatte. Und auch ihr Vater ließ sich dermaßen von den Ahnungen und von Blicken in die Zukunft beherrschen, die ihm sein kostbares Wasser des Sehens gewährte, dass er dafür alles zu opfern bereit schien – wenn nötig auch das Heil Aurils.
    »Wenn es nach Sinjhen ginge, wären wir alle Staubkörner im Sturm der Geschichte, und wohin er uns verwehe, dort sei unser Platz. Aber das will ich nicht! Ich will nicht nur Teil eines größeren Schicksals sein. Ich möchte nicht wegsperren, was in meinem Herzen brennt, nur damit sich der Orakelspruch irgendeiner wahnsinnigen Seherin in den Kavernen unter Cayvallon bewahrheiten kann. Verstehst du, Bromm? Niemand soll über mein Leben bestimmen, außer mir! Ich will gehen, wohin ich will, lieben, wen ich will, und vor allem in dem Wissen durch die Welt wandern, dass das Ende meines Weges noch nicht von irgendwelchen höheren Mächten vorgezeichnet wurde. Und wenn doch, so will ich verdammt sein, wenn ich ihnen keinen Strich durch die Rechnung mache.«
    Schon seit Tagen hatte sich die Unzufriedenheit in Auril aufgestaut, und nun endlich brach sie durch die Barriere der Unnahbarkeit, mit der sich die Albin für gewöhnlich umgab. In ihren Augen tobte ein grüner Flammensturm, und einige Herzschläge schien es fast, als würde sie in Tränen der Wut ausbrechen.
    In diesem Moment tat Bromm etwas völlig Unerwartetes. Sein rechter Arm zuckte vor – und stieß die Albin rücklings von der Reling, auf der sie gesessen hatte. Mit einem Aufschrei ging Auril über Bord und landete einen Lidschlag später platschend im kalten Wasser des Riva. Fluchend und zeternd begann sie, Wasser zu treten, um mit ihren sich vollsaugenden Kleidern nicht unterzugehen.
    Während sich auf Deck Unruhe ausbreitete – denn natürlich hatten die Flussschiffer bemerkt, dass ein Fahrgast über Bord gegangen war, auch wenn niemand gesehen hatte, aus welchem Grund –, streckte sich der Werbär und wanderte gemütlich in Richtung der Tür, die im Heck des Kahns zu den Schlafkammern führte.
    »Ich bin in meiner Kabine«, erklärte Bromm dem vorbeieilenden Maat. »Und wenn irgendjemand außer meiner Gefährtin in der nächsten Stunde hereinkommt, reiße ich ihm den Kopf

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