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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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bestrafen, dass sie kurz über die Absperrung gelinst hatte. Was war schon dabei, wenn man sehen wollte, was in seiner nächsten Umgebung vor sich ging?
    Die Schläge mit dem Stock gehörten schon zu dieser Hexe, seit sie sich erinnern konnte. Nur dass die Stöcke immer größer wurden, je mehr die ältere Frau an Kraft einbüßte. Was gäbe sie nicht dafür, diesem Martyrium zu entgehen. Aber sie wusste, dass sie immer unter der Knute irgendeiner älteren Frau oder einer Frau mit höherer Stellung leben würde.
    Man hatte es ihr bestimmt schon tausendmal gesagt, sie konnte nicht hoffen, von einem Mann zur Frau genommen zu werden. Wenn sie Glück hatte, wurde sie vielleicht zur Konkubine. Aber damit war sie genauso weit, wie jetzt auch. Nur dass sie hier keinem Mann zu gefallen hatte, da sie als unverheiratete Tochter des Scheichs unantastbar war. Zumindest bis jemand bereit war, für sie einen Brautpreis zu zahlen. Eine unwahrscheinliche Sache.
    Sie war nicht schön, hatte zu große Augen und eine viel zu kleine Nase. Ihr Gesicht war rund, nicht oval und zart, wie bei den anderen Töchtern des Scheichs. Und sie war klein, knochig und kein bisschen anmutig. Im Vergleich zu ihren Halbschwestern war nichts an ihr, was irgendjemanden veranlassen konnte, sie auch nur gerne zu haben.
    Ihr Vater, Scheich Hassan, tat es jedenfalls nicht. Er hatte sie nicht gern, hatte sie wahrscheinlich längst vergessen. Und die Frauen des Scheichs hatten sie auch nicht gern, da das hieße, sich mit der ersten und wichtigsten Frau des Harems anzulegen. Ihren Halbschwestern war sie egal, da es genügend andere gab, mit denen sie schon in der Kindheit hatten spielen können. Nur manches Mal drückte ihr jemand ein schreiendes Baby in den Arm, um Ruhe zu haben und das war schön. Wenn sie die schreienden Bündel wiegte und liebkoste, dann schenkten sie ihr manches Mal ein Lächeln. Das war, als ginge in Zaaras Herzen die Sonne auf. Denn Babys hassten niemanden und sie urteilten auch nicht über sie. Sie reagierten nur auf die Zuwendung, die man ihnen schenkte und dafür liebte sie sie.
    Zaara hätte gerne einen Blick auf die Fremden vom Vortag geworfen. Sie fragte sich, woher sie kamen und ob dort das Leben anders war. Aber sie wagte es nicht, erneut einen Blick über die Zeltwand zu werfen, die den Bereich in dem sie die Wäsche auf hing, vom Rest des Lagers abtrennte.
    Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, konnte sie sich aus dem Frauenzelt stehlen, wenn alle schliefen. Nicht dass sie mehr tun konnte, als ein bisschen zu schauen, denn den Bereich der Frauen und Mädchen konnte sie auf keinen Fall verlassen. Aber sie wollte wenigstens einen Blick nach draußen werfen.
    „Zaara!“ Der Ruf ließ das Mädchen zusammenfahren. Hatte sie sich vielleicht zu lange nicht bewegt? Ihre Arbeit vielleicht mehr als nur einen Augenblick vernachlässigt?
    „Zaara, komm doch mal“, wurde der Ruf präzisiert. Zum Glück nicht die Böse, eine andere Frau des Scheichs rief nach ihr.
    „Ich komme, Herrin“, sie schaute bedauernd auf die Wäsche und hoffte, dass ihr die Unterbrechung ihrer Arbeit keine Strafe einbrachte.
    „Unser Clanführer möchte dich und Taisia sehen, Mädchen. Er erwartet euch in seinem Zelt, also trödle nicht.“
    Zaara wurde ins Innere des nahen Frauenzeltes gezogen. Die Ankündigung hatten zu ihrem Leidwesen alle anwesenden Frauen mitbekommen. Es war nicht besonders angenehm, von allen angestarrt zu werden und sie fühlte sich extrem unwohl.
    Zaara konnte sich nicht daran erinnern, jemals zu ihrem Vater gerufen worden zu sein. Ja, er machte Besuche bei seinen Frauen und Kindern oder ließ sich nach einer Aufforderung von ihnen besuchen. Doch für sich selbst konnte sie sich an kein solches Ereignis erinnern.
    Das konnte nichts Gutes bedeuten. Sie war nur das Kind einer unbedeutenden Konkubine, über die nie jemand ein Wort verlor. Zu unwichtig, um der Aufmerksamkeit des Scheichs wert zu sein. Das hatte sie schon zur Genüge gehört. Darum konnte es nur so sein, dass man sie erneut für etwas bestrafen wollte, was in den Augen der anderen falsch war.
    Innerlich bebte Zaara, fürchtete sich davor, was es bedeuten konnte, vor den Scheich gerufen zu werden. Und wenn nicht Taisia, eines der Mädchen, die der Scheich mit oberflächlicher Freundlichkeit behandelte, mit ihr geschickt worden wäre, hätte sie ihre gefasste Haltung nicht aufrechterhalten können.
    Taisia schien ganz und gar nicht beunruhigt zu sein. Sie strahlte eine

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