Tareks Versprechen
ruhige Fröhlichkeit aus. Was wohl auch nicht schwer war, wenn man hübsch und wohlgeformt war. Ohne jeden körperlichen Makel, mit ebenmäßigen Gesichtszügen, langem dunkelbraunem Haar und einem Körper, der verriet, dass aus ihr einmal eine schöne junge Frau werden würde. Darum überraschte es Zaara auch, dass sich ihre Halbschwester entschuldigte, kaum dass sie vor den Scheich geführt wurde.
„Verzeih, Vater. Ich habe heute Morgen nicht aufgepasst. Bitte sieh es mir nach, dass ich einen deiner Gäste Ungemach bereitet habe.“ Sie beugte den Kopf tief und wartete auf die Strafe, die ihr für ihre Unachtsamkeit zustand. Doch der Scheich überging ihre Worte und wandte sich mit einer Frage an sie.
„Wie alt bist du jetzt, Taisia?“
Keine Vergebung zu erlangen, war kein guter Auftakt für ein Gespräch mit dem Scheich. Weshalb sich Zaaras Angst verzehnfachte. Wenn er schon Taisia nicht verzieh, was würde dann auf sie zukommen? Wo sie nicht einmal wusste, für welches Verbrechen sie gerügt werden sollte.
„Ich bin fünfzehn“, flüsterte Taisia eingeschüchtert. Ganz offensichtlich hatte auch sie die Frage des Scheichs verunsichert.
Zaara, die nicht wagte einen offenen Blick auf den Scheich zu werfen bemerkte aus den Augenwinkeln, wie der Diener ihres Vaters ihm etwas ins Ohr flüsterte. Ganz offensichtlich ihr Verbrechen, denn die Aufmerksamkeit wechselte von Taisia zu ihr.
„Zaara, die Tochter der fremdländischen Konkubine“, sprach der Scheich sie ruhig, aber keineswegs freundlich an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mir einmal so von Nutzen sein würdest.“
Dann ließ er seinen Blick zwischen den beiden unterschiedlichen Mädchen hin und her wandern ehe er schallend lachte. Das war beängstigend, mehr noch, als wenn sie eine drakonische Strafe zu erwartet gehabt hätte.
„Said, bring die Mädchen in einen anderen Raum und dann hol unsere Gäste!“
Was ging hier vor? Zaara hatte Angst. Sie wusste nicht, was es bedeutete, den Scheich, ihren Vater zu besuchen. War das, was hier vor sich ging normal? Und wenn sie hier waren um den Scheich zu besuchen, hätte er nicht Zeit mit ihnen verbringen müssen? Oder waren sie gar nicht hier, um ihn zu unterhalten?
Zaara warf Taisia einen Blick zu, als sie dem Diener Said in einen der hinteren Räume des Zeltes folgten. Auch sie sah verwirrt aus, aber nicht wirklich beunruhigt. Alleingelassen wagte Zaara eine Frage zu stellen.
„Weißt du, was jetzt geschieht?“ Die Worte standen eine Zeit lang im Raum und das Mädchen war sich nicht sicher, ob sie von Taisia eine Antwort bekommen würde. Aber das lag nur daran, dass Taisia auch nicht wusste, wie sie dieses Verhalten einschätzen sollte. Vor allem, weil man ihr immer wieder erzählt hatte, dass der Scheich, ihr Vater, keinen Kontakt zu Zaara wünschte. Denn deren Mutter war vor ihren Tod in Ungnade gefallen.
Sich selbst jetzt in einer Situation zu sehen, die gerade mit dieser Schwester zusammenhing, war beunruhigend. Hatte sie etwas getan, was ihren Vater erzürnt hatte oder stimmten die Gerüchte, die im Harem erzählt wurden vielleicht gar nicht?
„Ich wünschte, ich wüsste was das hier soll. Aber ich haben nichts angestellt, was einer Bestrafung durch unseren Scheich bedurfte“, beteuerte Taisia. Dass dahinter der Vorwurf stand, Zaara wäre die Einzige, der man etwas anlasten könne, war deutlich am Tonfall des Mädchens zu hören.
Sich gegen die unausgesprochenen Vorwürfe zu verteidigen brachte nichts, das war Zaara klar. Und da sie über Bestrafungen an sich, ihren Sinn und ihre Richtigkeit eine eigene Meinung hatte, hielt sie lieber den Mund.
„Hast du mich angeschwärzt?“, verdächtigte Taisia Zaara nun auch noch und war sich nicht sicher, ob jemand böse genug sein konnte, ohne Grund einen anderen zu beschuldigen.
Trotz regte sich in Zaara und nur darum gab sie auf diese Anschuldigung, die sie sonst ignoriert hätte, eine Antwort.
„Nein ich habe dich nicht angeschwärzt. Und ich habe auch nichts getan, um Strafe zu verdienen. Denkst du wirklich man kann umgeben von lauter Frauen irgendetwas tun, was bestraft werden müsste? Habe ich dir vielleicht schon einmal in deinem Leben Schaden zugefügt oder dich gequält oder...“
Zaara wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Ihre Welt war so begrenzt, dass sich gar keine Gelegenheit dazu ergeben hätte, anderen zu schaden. Was auch immer sie tat, wurde von einer ganzen Reihe Frauen mitverfolgt. Und jeder noch so kleine
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