Target 5
Unternehmen handelt. Es sind alles Schiffe der zivilen Schiffahrt sozusagen. Sie verstehen, was ich meine?«
»Es darf keinen internationalen Zwischenfall geben.«
»Keinen internationalen Zwischenfall«, bestätigte Breschnew. »Im Mai kommt der amerikanische Präsident nach Moskau zu einem Gipfeltreffen; und mir liegt sehr daran, daß er kommt. Seien Sie also vorsichtig.«
»Aber es könnte zu einem kleineren internationalen Unfall kommen«, sagte Papanin unverblümt. »Ich kenne diese Gegend. Es kann alles mögliche dort passieren. Es könnten Männer in offene Wasserrinnen fallen oder für immer in einem Schneesturm verschwinden…«
Breschnew hob abwehrend seine gepflegte Hand. »Keine Einzelheiten bitte. Ich gebe zu, es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen einem Zwischenfall und einem Unfall – das ist Ihr Spezialgebiet.« Er betonte jedes Wort mit Nachdruck, wobei er seine buschigen Augenbrauen hob. »Aber Sie müssen mir Gorow wiederbringen! Weder er noch die Katharina-Karten dürfen jemals Washington erreichen. Ich bin persönlich hierhergeflogen, um zu betonen, von welch eminenter Wichtigkeit diese Angelegenheit für uns ist.«
»Wir sind den Amerikanern bereits drei Züge voraus«, erwiderte Papanin. »Das ist die Hauptsache…«
»Wir müssen ihnen voraus bleiben.« Breschnew schaute zu Syrtow, einem kleinen Mann mit hagerem Gesicht und gereiztem Blick, der eine Ledermappe trug. »Der General hat Kode und Frequenzen für Sie, auf denen Sie sich mit diesen Schiffen verständigen müssen. Sie haben schon Befehl bekommen, in das betreffende Gebiet vorzurücken.«
»Ich würde gerne sofort losfahren.« Papanin nahm die Mappe von Syrtow entgegen. »Ich denke, wir werden gerade noch rechtzeitig kommen…«
Breschnew ergriff den Arm des Sibiriers: »Igor, Sie müssen rechtzeitig sein. Sie müssen.«
Es war drei Uhr in Murmansk, als Papanin an Bord des vollbesetzten Bison-Bombers ging. Am Sonntag, dem 20. Februar, um drei Uhr nachmittags war es in Murmansk bereits Nacht, eine klare Mondnacht. Die vier Düsen heulten mit ohrenbetäubendem Lärm auf, als der Sibirier sich in einen behelfsmäßigen Sitz in der Nähe des Cockpits niederließ und eine Karte ausbreitete, auf der er die neueste Position des amerikanischen Eisbrechers Elroy eintrug. Hinter ihm war das ganze kahle Deck ohne Sitze vollgepackt mit pelzbekleideten Männern, die ihre Gewehre an sich preßten. Die enorme Kraft der Triebwerke steigerte sich, Schnee stob auf von der kürzlich gepflügten Startbahn, dann gab der Kontrollturm Start frei, und die vibrierende Maschine setzte sich in Bewegung.
Vom Kontrollturm aus konnte man die rotglühenden Austrittsgase der Triebwerke sehen, als die Maschine davonrollte, die Richtung änderte und auf die Hauptstartbahn kam. Danach wurde die Maschine erst richtig lebendig, die Düsen stießen das dem Bison eigene Dröhnen aus, die Räder rasten über die Startbahn, hoben vom Boden ab. Als der Bomber steil aufstieg, prallte der Austrittsschub der Düsen auf die Startbahn wie Gewehrsalven, fegte den Schnee von dem Beton und schleuderte weiße Wolken auf. Fünf Minuten später war er nur noch ein Kondensstreifen in zehntausend Meter Höhe. Papanin war unterwegs. Ziel: Nordpol 17.
»Immer noch keine Nachricht aus Helsinki.« Adams reichte Dawes das Papier und nahm Platz. »Das ist gerade eingetroffen – langsam glaube ich, daß Winthrop etwas passiert ist…«
»Das habe ich vor Stunden vermutet.« Dawes beachtete das Papier kaum. »Ich möchte wetten, Sie werden noch lange auf ihn warten.«
Ironischerweise war es Papanin, der Dawes alarmierte. Seit Stunden hatte er mit wachsender Besorgnis einen Strom von Informationen erhalten, die von Schiffen, Wetterflugzeugen und Satelliten kamen, die hoch über der Arktis kreisten – und alle Nachrichten deuteten darauf hin, daß etwas Ungewöhnliches im Gange war.
Als erstes hörte Dawes, daß der sowjetische Träger Gorki seinen Kurs geändert hatte, daß er mit voller Kraft nach Norden auf das Eisfeld zufuhr. Eine Stunde später kam die Meldung durch, daß sechs Schiffe der Trawler-Flotte K 49, Schiffe, die vollgestopft waren mit elektronischer Ausrüstung, ebenfalls nach Norden abgedreht hatten, wobei sie ihr offensichtliches Vorhaben, bei dem NATO-Manöver Seelöwe herumzuspionieren, aufgegeben hatten. Schließlich hatte er erfahren, daß das riesige neue sowjetische Forschungsschiff Revolution , das auf seiner Jungfernfahrt mit Spähauftrag
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