Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
Vorstellungen von der Erhabenheit der Himmelsboten, daß dieser – hm – Gentleman zwei hochangesehene und belesene Gelehrte an den Hälsen zusammenband und mit sich durch den Dschungel führte, als wären es Kühe«, bemerkte Professor Porter.
Begräbnisse
Da es nun völlig hell war, machte sich die Gruppe, von der seit dem gestrigen Morgen niemand etwas zu sich genommen oder geschlafen hatte, ans Werk, um eine Mahlzeit zu bereiten.
Die Meuterer der Arrow hatten einen kleinen Vorrat an Dörrfleisch, Eintopf- und Gemüsekonserven, Zwieback, Mehl, Tee und Kaffee für die fünf Personen an Land gebracht, die sie ausgesetzt hatten, und alles wurde eiligst in Anspruch genommen, um den nagenden Hunger zu stillen.
Die nächste Aufgabe bestand darin, das Haus bewohnbar zu machen. Zu diesem Zweck beschloß man, als erstes die greulichen Relikte der Tragödie zu entfernen, die sich vor langer Zeit hier abgespielt haben mußte.
Professor Porter und Mr. Philander waren darauf erpicht, die Skelette zu untersuchen. Zwei davon, das eines Mannes und das einer Frau, waren einer höher entwickelten weißen Rasse zuzurechnen.
Dem kleinsten widmeten sie nur flüchtige Aufmerksamkeit, da der Fundort, die Wiege, keinen Zweifel ließ, daß es sich um einen Säugling, gewiß den Nachkommen dieses unglücklichen Paares, handelte.
Als sie das Skelett des Mannes für die Bestattung herrichteten, entdeckte Clayton am Finger des Verblichenen einen massiven goldenen Ring, den er zum Zeitpunkt des Todes getragen haben mußte, denn der dünne Fingerknochen steckte noch darin.
Clayton hob ihn auf, sah ihn sich an und äußerte laut sein Erstaunen, denn der Ring trug das Kreuz des Hauses Greystoke.
Im selben Moment entdeckte Jane die Bücher im Schrank, und als sie eins davon aufschlug, las sie auf dem Vorsatzblatt den Namen John Clayton, London. In einem zweiten Buch, das sie eilends aufklappte, stand nur der Name Greystoke.
»Was bedeutet das, Mr. Clayton?« fragte sie aufgeregt. »In diesen Büchern stehen die Namen einiger unserer Angehörigen.«
»Und hier habe ich den großen Ring des Hauses Greystoke, der verschwunden war, seit der frühere Lord Greystoke, mein Onkel John Clayton, vermißt wurde, wahrscheinlich auf See.«
»Aber wie erklären Sie sich, daß diese Gegenstände in diesen wilden afrikanischen Dschungel gelangten?«
»Dafür gibt es nur eine Erklärung, Miß Porter«, sagte Clayton. »Der vormalige Lord Greystoke ist nicht ertrunken, sondern hier in diesem Haus gestorben, und die bedauernswerten Gebeine dort auf dem Fußboden sind alles, was von ihm übriggeblieben ist.«
»Dann muß das hier Lady Greystoke gewesen sein«, sagte Jane ehrfurchtsvoll und wies auf das armselige Häufchen Knochen auf dem Bett.
»Die schöne Lady Alice, von deren vielen Tugenden und bemerkenswertem Charme ich meine Eltern oft habe reden hören«, erwiderte er. »Die arme Frau«, murmelte er traurig.
In feierliche Weise und tiefer Ehrfurcht wurden die Gebeine des vormaligen Lords Greystoke und seiner Gattin neben ihrem kleinen afrikanischen Haus beerdigt, und zwischen sie bettete man das winzige Skelett des Babys von Kala, dem Affenweibchen.
Als Mr. Philander die zarten Knochen des Kindes in ein Stück Segeltuch wickelte, untersuchte er den Schädel genauer. Dann rief er Professor Porter beiseite, und die zwei diskuktierten einige Minuten in gedämpftem Ton.
»Höchst bemerkenswert, höchst bemerkenswert«, sagte Professor Porter.
»Mein Gott, wir müssen Mr. Clayton unsere Entdeckung sofort unterbreiten.«
»Aber, aber, Mr. Philander, aber, aber!« sagte Professor Archimedes Q. Porter vorwurfsvoll. »Erde zu Erde, Staub zu Staub!«.
Später wiederholte der weißhaarige alte Mann die Bestattungsformel an diesem seltsamen Grab, während seine vier Leidensgenossen tief gebeugt und mit entblößten Häuptern neben ihm standen.
Tarzan von den Affen verfolgte die feierliche Handlung aus den Baumwipfeln. Am meisten ruhte sein Blick jedoch auf dem reizvollen Gesicht und der graziösen Gestalt von Jane Porter.
Neue Empfindungen regten sich in seinem wilden, ungeformten Gemüt. Er konnte sie nicht ergründen. Dann wunderte er sich, warum er sich so stark für diese Leute interessierte – warum hatte er sich solche Mühe gegeben, die drei Männer zu retten? Weniger zerbrach er sich den Kopf darüber, daß er Sabor von der zarten Gestalt dieser fremden Frau zurückgezogen hatte.
Ganz gewiß waren die Männer
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