Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
Kraft, um auf Hände und Füße zu kommen.«
»Sapristi!« brummte Monsieur Thuran. »Sie versuchen, mich um meinen Gewinn zu bringen.«
Clayton hörte, wie der Mann sich über den Boden zog. Schließlich vernahm er verzweifeltes Stöhnen. »Ich kann nicht kriechen«, hörte er den Russen wimmern. »Es ist zu spät. Du hast mich reingelegt, du dreckiger Hund!«
»Ich habe Sie nicht hereingelegt, Monsieur«, erwiderte Clayton. »Ich habe mein Bestes getan, um aufzustehen, und ich werde mich noch einmal anstrengen, und wenn Sie es auch versuchen, können wir beide aufeinander zukriechen. Dann sollen Sie Ihren ›Gewinn‹ haben.«
Wieder mühte sich Clayton mit der ihm verbliebenen Kraft und hörte, wie Thuran offenbar dasselbe tat. Etwa eine Stunde später schaffte es der Engländer, sich auf Hände und Knie zu erheben, aber bei der ersten Vorwärtsbewegung fiel er auf das Gesicht.
Einen Augenblick später hörte er einen erleichterten Ausruf von Monsieur Thuran.
»Ich komme«, flüsterte der Russe.
Abermals versuchte Clayton, seinem Schicksal entgegenzukriechen, und wieder fiel er mit dem Kopf auf die Bootsplanken und konnte sich trotz aller Versuche nicht wieder erheben. Schließlich rollte er auf den Rücken und blieb mit dem Blick zum Sternenhimmel liegen, doch hinter sich hörte er immer deutlicher das mühsame Schlurfen und den röchelnden Atem des Russen.
Ihm kam es wie Stunden vor, daß er auf das Wesen wartete, das aus dem Dunkel herankriechen und seiner Qual ein Ende setzen würde, aber es machte immer längere Pausen, und sein stockendes Weiterrücken erschien dem Engländer kaum noch wahrnehmbar.
Schließlich fühlte er, daß Thuran dicht neben ihm war. Er hörte Gekicher, dann berührte etwas sein Gesicht, und er verlor das Bewußtsein.
Die Stadt des Goldes
In jener Nacht, in der Tarzan von den Affen zum König des Waziristammes gewählt wurde, lag die Frau, die er liebte, dem Tode nahe in einem kleinen Boot im Atlantik, zweihundert Meilen westlich von ihm. Im gleichen Moment, als er mit den Eingeborenen tanzte und seine kräftigen, wohlausgebildeten Muskeln im Feuerschein schimmerten – ein Sinnbild körperlicher Vollendung und Kraft –, lag die Frau, die ihn liebte, abgemagert und ausgezehrt in jener letzten Ohnmacht, die dem Tod durch Hunger und Durst vorhergeht.
Die Woche nach Tarzans Krönung zum König der Waziri war damit ausgefüllt, die Manyuema zur Nordgrenze des Landes zu begleiten, wie es Tarzan ihnen zugesichert hatte. Bevor sie sich trennten, nahm er ihnen das Versprechen ab, die Waziri nie wieder anzugreifen, was sie ohne weiteres gaben. Ihnen genügten die Erfahrungen mit der Kampftaktik des neuen Anführers, um jegliches Verlangen nach einem weiteren Raubzug in sein Land zu ersticken.
Fast unmittelbar nach der Rückkehr ins Dorf begann Tarzan, eine Erkundungsreise zu der verfallenen Stadt des Goldes vorzubereiten, die ihm der alte Waziri beschrieben hatte. Er wählte fünfzig der kräftigsten Krieger des Stammes aus, nur Freiwillige, die ihn auf dem mühsamen Weg begleiten und sich mit ihm den Gefahren eines neuen und feindlichen Landes aussetzen sollten.
Die Legende vom Reichtum der sagenhaften Stadt war ihm nicht aus dem Kopf gegangen, seit Waziri ihm die seltsamen Abenteuer des Spähtrupps geschildert hatte, der damals nur zufällig auf die mächtigen Ruinen gestoßen war. Es war nicht nur der Reiz des Abenteuers, der Tarzan zu der Expedition drängte; es war auch die Gier nach Gold, da er unter den zivilisierten Menschen einige der Wunder kennengelernt hatte, die der Besitzer des magischen gelben Metalls vollbringen konnte. Die Frage, was er mitten im tiefsten Afrika mit einem Goldschatz anfangen könnte, hatte er sich bislang nie gestellt – ihm reichte wohl bereits das Bewußtsein, Wunder wirken zu können, auch wenn er die Möglichkeit nie haben würde, das Gold zu nutzen.
An einem wunderschönen tropischen Morgen brach Waziri, der Häuptling des Wazirivolkes, an der Spitze von fünfzig athletischen, schwarzen Kriegern auf, um Abenteuer und Reichtum zu suchen. Sie folgten dem Weg, den der alte Waziri beschrieben hatte. Tagelang marschierten sie – erst zur Quelle des einen Flusses; dann überquerten sie das niedrigere Gebirge, folgten der Strömung des anderen Flusses und zogen am Ufer des dritten entlang, bis sie am fünfundzwanzigsten Tag am Hang eines Berges, von dessen Gipfel sie den ersten Blick auf die wundervolle Stadt des Goldes zu werfen
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