Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
– wir hätten die Sache mit Messern in meiner Luxuskabine austragen können.«
Jane Porter lachte. »Sie bilden sich doch wohl nicht ein, daß jemand, der Monsieur Tarzan und Sie kennt, solchem Märchen auch nur einen Augenblick Glauben schenken würde?«
»Warum ist er dann unter falschem Namen gereist?« fragte Monsieur Thuran.
»Das glaube ich Ihnen nicht«, erwiderte sie. Dennoch war die Saat des Mißtrauens ausgebracht, denn sie erinnerte sich, daß Hazel Strong ihren Waldgott nur unter dem Namen John Caldwell, wohnhaft London, kennengelernt hatte.
Beide hatten keine Ahnung, daß kaum fünf Meilen nördlich ihres behelfsmäßigen Unterschlupfs, praktisch jedoch ebenso weit von ihnen entfernt, als lägen Tausende von Meilen undurchdringlichen Dschungels dazwischen, das behagliche kleine Häuschen Tarzans von den Affen stand. Noch einige Meilen weiter die Küste hinauf lebte in grob, jedoch solid errichteten Unterkünften wiederum eine kleine Gruppe von achtzehn Seelen – die Insassen jener drei Rettungsboote der Lady Alice, von denen Claytons Boot getrennt worden war.
Sie hatten bei glatter See in weniger als drei Tagen das Festland erreicht. All die grauenvollen Folgen des Schiffbruchs waren ihnen erspart geblieben, und wenn sie auch vor Kummer ganz niedergeschlagen waren und unter dem Schock der Katastrophe litten, waren die ungewohnten Härten ihrer neuen Lebensweise für sie eher nur eine neue Erfahrung.
Alle lebten in der Hoffnung, daß das vierte Boot aufgelesen worden war und die Küste in Bälde gründlich abgesucht werden würde. Da alle Feuerwaffen nebst Munition von der Jacht in Lord Tenningtons Boot verladen worden waren, war die Gruppe für die Verteidigung und zur Jagd auf größeres Wild bestens gerüstet.
Ihre einzige unmittelbare Sorge galt Professor Archimedes Q. Porter. Fest überzeugt, daß seine Tochter von einem vorbeifahrenden Dampfer aufgefischt worden war, machte er sich über ihr Wohlergehen nicht die geringsten Sorgen mehr, sondern widmete seinen ungeheueren Verstand einzig und allein der Betrachtung jener bedeutsamen und verworrenen wissenschaftlichen Probleme, die er bei seiner Gelehrsamkeit als einzig taugliche Nahrung für das Denkvermögen erachtete, und so war er für alle äußeren, mit ihrer derzeitigen Lage verbundenen Einflüsse unzugänglich.
Der völlig erschöpfte Mr. Samuel T. Philander beklagte sich darob bei Lord Tennington. »Professor Porter ist noch nie so schwierig – hm, nun, sagen wir, unmöglich gewesen wie jetzt. Als ich heute morgen genötigt war, meine Aufsicht für eine knappe halbe Stunde zu vernachlässigen, war er bei meiner Rückkehr spurlos verschwunden. Und was glauben Sie, Sir, wo ich ihn dann aufgespürt habe? Eine halbe Meile draußen auf See, Sir, mit einem der Rettungsboote. Er ruderte, als gelte es sein Leben, wobei ich mich frage, wie er diese beachtliche Entfernung von der Küste zurücklegen konnte, denn er hatte lediglich ein Ruder, so daß er sich glückselig nur in Kreisen fortbewegen konnte.
Als einer der Seeleute mich dann in einem anderen Boot zu ihm brachte, war er äußerst empört über meinen Vorschlag, sofort zur Küste zurückzukehren. ›Es wundert mich sehr, Mr. Philander, daß Sie, selbst ein Mann der Wissenschaft, die Verwegenheit besitzen, den Fortschritt der Gelehrsamkeit solchermaßen zu stören‹, sagte er. ›Ich habe gerade aus gewissen astronomischen Erscheinungen, die ich in den vergangenen Tropennächten eingehend beobachtet habe, eine völlig neue Nebeltheorie entwickelt, die die wissenschaftliche Welt zweifellos in Aufruhr versetzen wird. Nun würde ich gern eine ganz ausgezeichnete Monographie über die Hypothese von Laplace zu Rate ziehen, die sich meiner Ansicht nach in einer Privatbibliothek in New York City befindet. Ihr Dazwischentreten wird eine irreparable Verzögerung zur Folge haben, Mr. Philander, denn ich wollte gerade hinüberrudern, um mir die Druckschrift zu beschaffen.‹ Nur unter großen Mühen konnte ich ihn überreden, zur Küste zurückzukehren. Fast hätte ich Gewalt anwenden müssen«, fügte Mr. Philander hinzu.
Miß Strong und ihre Mutter ertrugen die Anspannung sehr tapfer, die die ständige Bedrohung durch wilde Tiere allen auferlegte. Allerdings waren sie auch nicht so leicht bereit, sich der Theorie der anderen anzuschließen, wonach Jane, Clayton und Monsieur Thuran von einem Schiff aufgelesen worden seien.
Jane Porters Dienerin Esmeralda befand sich ständig am Rande eines
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