Tarzan 03 - Tarzans Tiere
sollte er die Hauptfigur sein, die an den Pfahl gebunden wurde.
Die Qualen des langsamen Todes, bei dem die ihn umkreisenden Krieger ihm mit teuflischem Geschick Fleischstücke vom Körper schneiden würden, so daß er verstümmelt wurde, ohne das Bewußtsein zu verlieren, schreckten ihn nicht. Er war unempfänglich für physisches Leiden, den Anblick von Blut und einen grausamen Tod, doch der Wunsch zu leben war bei ihm nicht weniger ausgeprägt, und ehe ihm nicht das letzte Lebensfünkchen ausgeblasen worden war, würde sein ganzes Wesen bis ins Mark von Hoffnung und Entschlossenheit erfüllt bleiben.
Sollten sie in ihrer Wachsamkeit auch nur einen kurzen Augenblick erlahmen, dann würden sein hellwacher Verstand und seine kraftvollen Muskeln eine Möglichkeit finden, zu fliehen – zu fliehen und sich zu rächen.
Während er dort lag und voller Ingrimm jede Möglichkeit eines Entkommens in Betracht zog, nahmen seine empfindlichen Geruchsnerven mit einemmal eine schwache und vertraute Witterung auf. Im Nu war sein Wahrnehmungsvermögen aufs äußerste gespannt und hellwach. Zugleich erfaßten seine Ohren das Geräusch lautloser Anwesenheit außerhalb der Hütte, in der er lag.
Er bewegte die Lippen, und obwohl er keinen Laut hervorbrachte, den menschliche Ohren außerhalb der Wände seines Gefängnisses hätten vernehmen können, war ihm völlig klar, daß das Wesen da draußen ihn hörte. Er wußte bereits, wer das war, denn sein Geruchssinn hatte ihm ebenso deutlich die charakteristischen Merkmale eines alten Freundes vermittelt, wie unsere Augen es tun, wenn wir einem solchen am hellichten Tag begegnen.
Kurze Zeit später hörte er das weiche Geräusch von Fell und dicken Pranken an der Außenwand hinter der Hütte, dann riß etwas an den Pfosten, aus denen die Hütte errichtet war. Da zwängte sich auch schon ein großes Tier durch die auf diese Weise entstandene Lücke und preßte seine kalte Schnauze an seinen Hals.
Es war Sheeta, der Panther.
Das Tier umkreiste den Daliegenden witternd und winselte ein wenig. Dem Gedankenaustausch zwischen beiden waren gewisse Grenzen gesetzt, und so war Tarzan nicht sicher, ob Sheeta alles verstanden hatte, was er ihm hatte begreiflich machen wollen. Daß dieser Mensch gefesselt und hilflos war, konnte Sheeta natürlich sehen. Aber ob er daraus schlußfolgern würde, seinem Herrn werde dadurch Schaden zugefügt, war höchst zweifelhaft.
Was hatte das Tier zu ihm geführt? Die Tatsache seines Auftauchens weckte Überlegungen, was es leisten könnte; aber als Tarzan ihm begreiflich machen wollte, daß es seine Fesseln durchbeißen sollte, schien es nicht zu erfassen, was man von ihm erwartete. Vielmehr leckte es stattdessen die Handgelenke und Arme des Gefangenen.
Dabei wurde es jählings gestört. Jemand näherte sich der Hütte. Sheeta knurrte leise und verkroch sich in einer dunklen Ecke. Offensichtlich hatte der Besucher das drohende Knurren nicht gehört, denn er trat kurz danach unbekümmert ein – ein großer, nackter, wilder Krieger.
Er blieb bei Tarzan stehen und stieß ihn mit einem Speer. Der Affenmensch gab einen seltsamen, unheimlichen Laut von sich; als Antwort darauf kam aus der äußersten dunklen Ecke der Hütte der in ein Fell gekleidete, langgestreckte Tod geschnellt. Das große Tier sprang dem angemalten Wilden voll auf die Brust, grub die scharfen Krallen in das schwarze Fleisch und schlug die langen, gelben Zähne in die ebenholzfarbene Kehle.
Man hörte den entsetzten Angstschrei des völlig überrumpelten Schwarzen, vermischt mit dem gräßlichen Kampfruf des ihn tötenden Panthers. Dann trat Stille ein – vernehmbar war nur noch das Reißen blutigen Fleisches und das Zermalmen von Knochen zwischen mächtigen Kiefern.
Der Lärm hatte im Dorf draußen jählings Stille eintreten lassen. Dann hörte man Stimmen, die beratschlagten.
Es waren schrille, angsterfüllte Stimmen und eine tiefe, machtgewohnte, wenn der Häuptling sprach. Tarzan und der Panther hörten sich nähernde Schritte von vielen Menschen, dann erhob sich die große Katze von dem Körper des Getöteten und glitt zu Tarzans Überraschung lautlos durch die Öffnung, durch die sie hereingekommen war, ins Freie.
Wieder vernahm er das weiche Schaben des Körpers, als sie die Palisade überwand, dann trat Stille ein. Auf der gegenüberliegenden Seite hörte er die Wilden herankommen, die nach dem Grund des Lärms forschen wollten.
Er hegte wenig Hoffnung, daß Sheeta
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