Tarzan 03 - Tarzans Tiere
zurückkehren würde, denn hätte sie beabsichtigt, ihn gegen die Ankömmlinge zu verteidigen, wäre sie an seiner Seite geblieben, als beide die Leute draußen hörten.
Tarzan wußte, wie seltsam das Gehirn der mächtigen Fleischfresser des Dschungels arbeitete – wie erstaunlich furchtlos sie sein konnten im Angesicht des Todes und wie furchtsam wiederum bei der geringsten Provokation. Er zog in Rechnung, daß die Anzeichen von Furcht bei den sich Nähernden eine entsprechende Reaktion im Nervensystem des Panthers hervorgerufen und ihn veranlaßt hatten, sich ängstlich mit eingeklemmten Schweif in den Dschungel zu trollen.
Er zuckte die Schultern. Was soll’s! Er war darauf vorbereitet, zu sterben, und was hätte Sheeta für ihn anderes tun können, als ein paar seiner Feinde niederzustrecken, bis ein Gewehr in den Händen eines der Weißen ihn erledigt hätte!
Ja, wenn die Katze ihn befreit hätte, dann würden die Dinge jetzt anders stehen! Doch ging dies offensichtlich über den Verstand des Tieres. Nun war es verschwunden, und er mußte endgültig alle Hoffnung aufgeben.
Die Eingeborenen standen jetzt vorm Eingang und lugten ängstlich ins Innere. Die zwei vorderen hielten Fackeln in den Händen und die Speere wurfbereit in der Rechten. Sie stemmten sich furchtsam gegen die hinter ihnen, die sie vorwärts stoßen wollten.
Das Geschrei von Sheetas Opfer im Verein mit dem Gebrüll der großen Katze hatte den Nerven der Armen mächtig zugesetzt, nun erschien ihnen die unheildrohende Stille im dunklen Inneren der Hütte noch furchterregender als das entsetzliche Schreien.
Da schien einer derjenigen, die wider Willen von den anderen hereingedrängt wurden, auf die glückliche Idee zu kommen, zunächst den präzisen Charakter der Gefahr zu erkunden, die ihnen aus der Stille dort drinnen drohte. Mit einer raschen Bewegung schleuderte er seine brennende Fackel in die Mitte der Hütte. Im Nu war alles für kurze Zeit ausgeleuchtet, ehe die am Boden liegende Fackel erlosch.
Da lag der weiße Gefangene noch immer zuverlässig gefesselt, wie sie ihn verlassen hatten, und in der Mitte eine andere gleichermaßen reglose Gestalt, deren Hals und Brust jedoch gräßlich zerfleischt waren.
Der Anblick, der sich den vorn Stehenden bot, erfüllte ihre abergläubischen Gemüter mit weit größerem Schrecken, als wenn Sheeta noch dagewesen wäre, denn sie sahen nur das Ergebnis eines wilden Angriffs auf ihren Stammesgenossen.
Da sie die Ursache nicht kannten, schrieben sie dieses grauenvolle Werk in ihrer Angst übernatürlichen Kräften zu. Bei diesem Gedanken machten sie kehrt, stürmten schreiend aus der Hütte und rannten in maßloser Panik diejenigen über den Haufen, die direkt hinter ihnen standen.
Eine Stunde lang vernahm Tarzan nur das Murmeln aufgeregter Stimmen vom äußersten Ende des Dorfes. Offensichtlich versuchten die Wilden noch einmal, sich gegenseitig soweit Mut zu machen, daß sie sich durchringen konnten, die Hütte noch einmal zu betreten, denn ab und zu ertönte ein wilder, gellender Schrei, den Krieger ausstoßen, wenn sie sich auf dem Schlachtfeld zu gegenseitiger Tapferkeit ermahnen wollen.
Am Ende waren es jedoch zwei Weiße, die mit Fackeln und Gewehren eintraten. Tarzan war nicht überrascht, daß Rokoff nicht dabei war. Er hätte seine Seele darauf verwetten können, daß keine Macht der Welt den großen Feigling dazu gebracht hätte, der ungewissen Bedrohung aus der Hütte zu begegnen.
Als die Eingeborenen sahen, daß die Weißen nicht angegriffen wurden, drängten sie gleichfalls herein, redeten jedoch nur in gedämpftem Ton miteinander angesichts des zerfleischten Körpers ihres Stammesgenossen. Die Weißen versuchten vergeblich, Tarzan eine Erklärung zu entreißen. Auf all ihre Fragen schüttelte er nur den Kopf und lächelte dabei grimmig und wissend.
Schließlich kam Rokoff.
Er wurde kreidebleich, als sein Blick auf das blutige Etwas fiel, das ihn vom Boden angrinste und dessen Gesicht einer von maßlosem Schrecken geprägten Totenmaske glich.
»Komm!« sagte er zu dem Häuptling. »Laß uns an die Arbeit gehen und diesen Dämonen erledigen, ehe er Gelegenheit hat, dergleichen noch bei anderen Leuten von dir anzurichten.«
Der Häuptling gab Befehl, Tarzan hochzuheben und zum Pfahl zu tragen, doch dauerte es geraume Zeit, ehe er einige seiner änner dazu bringen konnte, den Gefangenen zu berühren.
Schließlich schleiften vier jüngere Krieger Tarzan brutal aus der Hütte.
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