Tarzan 04 - Tarzans Sohn
Ufer erreichte, und nach einer Salve und einigen Abschiedsschüssen, die aus den Kanus erwidert wurden, rief der Araber seine Leute zurück, nahm die Gefangene in sicheren Gewahrsam und setzte sich Richtung Süden in Marsch.
Eine der Kugeln von Malbihns Leuten streckte einen Schwarzen nieder, der auf der Dorfstraße stand, wo er mit einem anderen Meriem bewachen sollte, und seine Stammesgenossen ließen ihn liegen, wo er zusammengebrochen war, nachdem sie sich seine Kleidung und Habseligkeiten angeeignet hatten. Diesen Toten entdeckte Baynes, als er ins Dorf kam.
Der Scheich und seine Gruppe waren den Fluß entlang nach Süden marschiert, als einer von ihnen die Kolonne verließ, um Wasser zu holen. Dabei hatte er Meriem verzweifelt vom gegenüberliegenden Ufer wegpaddeln sehen. Der Bursche hatte den Scheich auf das seltsame Bild aufmerksam gemacht – eine weiße Frau allein in Zentralafrika, worauf der alte Araber seine Leute in dem verlassenen Dorf versteckt hatte, um sie gefangenzunehmen, sobald sie landete, denn er fahndete ständig nach Möglichkeiten, Lösegeld zu gewinnen. Mehr als einmal war in der Vergangenheit Gold durch seine Finger gerieselt, das er auf ähnliche Weise erworben hatte. Es war leichtes Geld, und der Scheich hatte nicht allzuviel davon, seit Big Bwana die Grenzen seines alten Herrschaftsgebietes so festgelegt hatte, daß der Scheich nicht wagte, im Umkreis von hundert Meilen um sein Besitztum von Eingeborenen Elfenbein zu stehlen. Und als die Frau nun in die Falle gegangen war, die er für sie aufgestellt hatte, und er sie als dasselbe kleine Mädchen erkannte, das er vor Jahren in jeder Weise schikaniert und mißhandelt hatte, kannte seine Freude keine Grenzen. Er verlor keine Zeit, die alte Vater-Tochter-Beziehung wiederherzustellen, die in der Vergangenheit zwischen ihnen bestanden hatte. Schon bei der ersten Gelegenheit schlug er sie heftig ins Gesicht. Er zwang sie, zu Fuß zu gehen, obwohl stattdessen einer seiner Leute hätte absitzen oder sie hinter einem anderen Reiter hätte mit aufsitzen können. Er schien unermüdlich zu sein im Erfinden neuer Methoden, sie zu quälen oder zu demütigen, und unter seinen Leuten gab es keinen, bei dem sie Mitgefühl fand oder der es gewagt hätte, sie zu verteidigen, selbst wenn sie dies gern getan hätten.
Zwei weitere Tagesmärsche brachten sie schließlich zum Schauplatz ihrer Kindheit zurück, und das erste Gesicht, das sie erblickte, als sie durch das Tor in dem soliden Palisadenzaun getrieben wurde, war das der zahnlosen, häßlichen Mabunu, ihres vormaligen Kindermädchens. Es kam ihr vor, als seien all die dazwischenliegenden Jahre nur ein Traum gewesen. Wäre nicht ihre Kleidung gewesen und die Tatsache, daß sie gewachsen war, so hätte sie sie auch dafür halten können. Alles war noch so, wie sie es verlassen hatte – die neuen Gesichter, die anstelle einiger alter getreten waren, spiegelten dieselbe bestialische, verderbte Sinnesart. Einige junge Araber hatten sich dem Scheich angeschlossen, seit sie weggewesen war. Sonst war alles dasselbe – nein, nicht alles! Geeka fehlte, und sie vermißte sie sehr, als sei diese Puppe mit dem Elfenbeinkopf eine vertraute Freundin aus Fleisch und Blut gewesen. Sie vermißte ihre zerlumpte, kleine Busenfreundin, deren tauben Ohren sie einst all ihr Elend und ihre gelegentlichen Freuden anvertraut hatte – Geeka mit den Gliedmaßen aus Holzsplittern und dem Rattenfellrumpf – Geeka, die Unansehnliche – Geeka, die über alles geliebte.
Eine Zeitlang machten sich die Bewohner des Dorfes, die nicht mit dem Scheich unterwegs gewesen waren, einen Spaß daraus, das seltsam gekleidete weiße Mädchen zu inspizieren, das einige von ihnen noch als kleines Kind gekannt hatten. Mabunu heuchelte große Freude über ihre Rückkehr und verzog den zahnlosen Mund zu einer häßlichen Grimasse, mit der sie wohl zeigen wollte, wie begeistert sie war. Aber Meriem schauderte, wenn sie an die Grausamkeiten dieser schrecklichen alten Hexe in den vergangenen Jahren dachte.
Unter den Arabern, die während ihrer Abwesenheit ins Dorf gekommen waren, befand sich auch ein großgewachsener junger Bursche von zwanzig Jahren – ein gut aussehender, wild dreinblickender Jüngling – der sie in unverhohlener Bewunderung anstarrte, bis der Scheich hinzukam und ihn fortschickte, und Abdul Kamak ging auch verdrossen.
Nachdem die Dorfbewohner ihre Neugier befriedigt hatten, blieb Meriem meistens allein. Wie zuvor
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