Tarzan 04 - Tarzans Sohn
Löwen galoppierte es nun in die Gefahrlosigkeit. Numa riß und zerrte an dem Geschoß in seiner Schulter, konnte es jedoch nicht entfernen. Dann nahm er die Verfolgung wieder auf.
Korak lenkte Tantor in die Abgeschlossenheit des Dschungels. Er wollte nicht gesehen werden, und das war ihm auch gelungen.
Hanson hatte fast den Wald erreicht, als er das furchteinflößende Gebrüll des Löwen vernahm, und ahnte nun, daß der Angriff gekommen war. Einen Moment später tauchte der ehrenwerte Morison in seinem Blickfeld auf und jagte wie wild in die sichere Ebene hinaus. Der Mann lag flach auf dem Rücken des Pferdes, umklammerte dessen Hals mit beiden Armen und hieb seine Sporen in die Flanken des Tieres. Einen Augenblick später tauchte das zweite Pferd auf – ohne Reiter.
Hanson stöhnte auf, da er ahnte, was außerhalb seines Blickfeldes im Dschungel geschehen war. Fluchend preschte er vorwärts in der Hoffnung, den Löwen von seiner Beute vertreiben zu können – das Gewehr hielt er schußbereit in der Hand. Dann sah er den Löwen hinter dem Pferd des Mädchens auftauchen. Er begriff nicht, denn ihm war klar: Wäre es Numa geglückt, das Mädchen zu packen, so hätte er nicht die Verfolgung des anderen fortgesetzt.
Er zügelte schroff sein Pferd, zielte schnell und feuerte. Der Löwe hielt in seinem Lauf inne, wandte sich, biß sich in die Flanke und rollte tot zur Seite. Hanson ritt weiter in den Wald und rief laut nach dem Mädchen.
»Hier bin ich«, kam prompt die Antwort aus dem Blattwerk der Bäume vor ihm. »Haben Sie ihn getroffen?«
»Ja«, antwortete Hanson. »Wo sind Sie? Sie sind ja gerade noch mal davongekommen. Ich werde Ihnen beibringen, sich nachts vom Dschungel fernzuhalten.«
Sie kehrten zusammen in die Ebene zurück, wo sie den ehrenwerten Morison entdeckten, wie er langsam wieder zu ihnen hergeritten kam. Er behauptete, sein Pferd sei mit ihm durchgegangen, und es habe ihm große Mühe bereitet, es zum Halten zu bringen. Hanson grinste, denn er mußte daran denken, wie seine mit Sporen bewehrten Hacken dem Tier zugesetzt hatten. Doch er sagte nicht, was er gesehen hatte, sondern ließ Meriem hinter sich aufsitzen, und alle drei ritten schweigend zum Bungalow.
Kapitel 19
Hinter ihnen tauchte Korak aus dem Dschungel und holte sich den Speer wieder, der in Numas Flanke steckte. Er lächelte noch immer, denn das Schauspiel hatte ihm großen Spaß gemacht. Eines nur beschäftigte ihn – die Behendigkeit, mit der das Mädchen sich vom Rücken des Pferdes in die Sicherheit des Baumes über ihr geschwungen hatte. Das glich eher einem Mangani – eher seiner verlorengegangenen Meriem. Er seufzte. Seine verlorengegangene Meriem! Seine kleine, tote Meriem! Er fragte sich, ob diese Fremde seiner Meriem noch in anderer Weise ähnelte. Ihn überkam ein großes Verlangen, sie zu sehen. Er blickte den drei Gestalten nach, die sich langsam in der Ebene entfernten, und überlegte, was wohl ihr Ziel sein mochte. Der Wunsch, ihnen zu folgen, bemächtigte sich seiner, aber er blieb stehen und schaute nur zu, bis sie in der Ferne verschwunden waren. Der Anblick des zivilisierten Mädchens und des übertrieben elegant in Khaki gekleideten Engländers weckte bei Korak Erinnerungen, die lange in ihm geruht hatten.
Einmal hatte er davon geträumt, in die Welt dieser Leute zurückzukehren, doch mit dem Tod von Meriem schienen ihn Hoffnung und Ehrgeiz verlassen zu haben. Er wünschte sich jetzt nur, den Rest seines Lebens in Einsamkeit zu verbringen, so weit wie möglich von den Menschen entfernt. Mit einem Seufzer kehrte er langsam in den Dschungel zurück.
Dem von Natur nervösen Tantor hatte die Nähe der drei fremden Weißen überhaupt nicht benagt, er hatte beim Knall von Hansons Gewehr schleunigst kehrt gemacht und war in seiner weit ausholenden, schwingenden Gangart davongeschlürft. Als Korak nach ihm Ausschau hielt, war er nirgends zu entdecken. Der Affenmensch machte sich jedoch kaum Sorgen über die Abwesenheit seines Freundes. Tantor hatte die Gewohnheit, oft unerwartet davonzuziehen. Vielleicht sahen sie sich jetzt einen ganzen Monat nicht, denn Korak ließ es sich selten angelegen sein, dem großen Dickhäuter zu folgen. Auch diesmal tat er es nicht. Stattdessen fand er eine bequeme Lagerstatt in einem großen Baum und war sehr bald eingeschlafen.
Beim Bungalow empfing Bwana die heimkehrenden Abenteurer auf der Veranda. Als er gerade einmal wach lag, hatte er weit draußen in der
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