Tascosa (German Edition)
Nacht."
Als Nate die Augen zumachte, dachte er an
seinen "Engel" — an ihren sanften Atemhauch den er am Ohr gefühlt
hatte, als er sich zu ihr neigte, um ihre Wange zu küssen — und ihren reizenden
Duft der noch auf ihm lag. Früher hätte er nie gedacht, dass es ihm gefallen
würde, wenn Frauen Parfum trugen, jetzt wusste er es. Bei der Erinnerung an den
Kuss und ihren Atem an seinem Ohr lief ihm ein Schauer den Rücken runter. Der
Kuss brachte ihn so sehr in Versuchung — sein Mund war so nah an diesen
süßen Lippen gewesen.
Beim Gedanken an diese süßen Lippen schlief
der junge Rancharbeiter ein.
Kapitel 6 — Joey
Samstagmorgens, als Amanda aufwachte, wurde
ihr klar dass sie noch tausend Dinge bis zur Eröffnung erledigen musste. Sie
schloss die Restaurant-Tür auf, ging in den Speisesaal und dachte darüber nach,
wie sie es schaffen sollte, einerseits zu kochen und die Gäste zu
bedienen und das Geschirr zu spülen.
Das ging nicht. Sie konnte es nicht schaffen.
Sie brauchte Hilfe. Als sie den Kochherd angemacht hatte und Kaffee aufgesetzt
hatte, lief sie rüber zum Kaufladen.
"Morgen, Mr. Garza", sagte sie und
ging hinein.
"Señorita Clark, was kann ich heute für Sie tun?"
"Kennen Sie vielleicht jemand, der abends
einen kleinen Job sucht? Wissen Sie, einer der mir im Lokal helfen
könnte?"
"Hmmm", Garza kratzte sich am Kopf.
"Da wär der Blake Junge, aber der ist zu jung. Was zahlen Sie?"
"Ich hab gedacht zwei Bits fürs
Tellerwaschen."
"All right. Ich halt die Augen auf."
"Danke, jetzt muss ich mich
beeilen!" Sie winkte kurz und lief die Straße runter. Mit einer Tasse
Kaffee setzte sie sich an einen Tisch, um ihren Speiseplan zu studieren:
Rindereintopf, dazu Maisbrot und als Nachtisch Pfirsich-Schuster.
Den Eintopf würde sie jetzt aufstellen und
langsam über den Tag garen lassen. Den Auflauf konnte sie im Voraus machen. Den
Teig fürs Maisbrot konnte sie auch vorbereiten und bei Bedarf backen. Es sah
nicht allzu schwierig aus. Sie krempelte die Ärmel hoch und begann, die Karotten,
Kartoffeln und Zwiebeln zu schneiden. Es dauerte länger als sie gedacht hatte,
bis das ganze Gemüse fertig war. Sie musste sich beeilen und den Auflauf
vorbereiten. Zum Glück hatte sie eingemachte Pfirsiche und sparte sich somit
das Schälen der Früchte. An so einem warmen Tag fiel es schwer, in einem Raum
mit einem heißen Ofen eingepfercht zu sein.
Beim Kochen machte sie sich Sorgen, dass das
vorbereitete Essen nicht reichen könnte. Dann wiederum dachte sie, dass sie
vielleicht zu viel machte. Sie wusste nicht, was auf sie zukam.
Am Nachmittag gegen vier klopfte es an der
Küchentür. Als Amanda aufmachte, sah sie einen Jungen der dreckig und zerzaust
aussah.
"Ja?"
"Ma'am, Sie suchen eine
Küchenhilfe?"
"Ja, das stimmt. Willst du das
machen?" Er nickte und sie trat zurück um ihn reinzulassen.
Er war größer als Amanda und sah aus wie
vierzehn oder fünfzehn. Seine ungewaschenen schwarzen Haare hingen in fettigen
Strähnen ins Gesicht und über die Augen. Die schlaksigen Arme und Beine
schauten heraus, weil sowohl die Ärmel als auch die Hose zu kurz waren. Seine
Kleider müssten gewaschen und dringend geflickt werden. Eigentlich sollte man
die abgetragenen Sachen wegschmeißen.
Der junge Mann hatte hellbraune Augen und
einen wachsamen, hungrigen Blick, was Amanda an einen getretenen Hund
erinnerte. Sie runzelte die Stirn, als sie seine dreckigen nackten Füße sah.
Nicht weil sie dreckig sondern weil sie nackt waren.
"Hatte schon mal Schuhe, bin aber
rausgewachsen", erklärte er verlegen.
"Wie heißt du?"
"Joey."
"Joey, ich bin Miss Amanda." Sie
lief durch die Küche. "Hast du Hunger?" Ohne auf die Antwort zu
warten, nahm sie einen Teller und füllte ihn mit Eintopf.
"Hier. Ist das, aber vorsichtig. Es ist
heiß."
Der junge Mann nahm einen Löffel und
verschlang den Eintopf wie ein gieriger, heißhungriger Wolf. Als er fertig war,
beäugte er wehmütig seinen leeren Teller und war glücklich, als Amanda ihn
wegnahm und mit Auflauf füllte.
"Ich wüsste gern, ob ich genug Zucker
dran getan hab. Willst du ihn für mich probieren?"
Das musste sie ihm nicht zweimal sagen. Er
schaufelte das süße Dessert rein.
"Isses gut?"
Er grunzte zustimmend und nickte mit vollem
Mund.
"Na gut." Sie lächelte und wollte
gerade zurück an ihre Arbeit, als sie ein lautes Hämmern unterbrach. Sie ging
in den Speisesaal, und als sie aus dem Fenster schaute, sah sie Brian's Männer,
die wie versprochen,
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