Tascosa (German Edition)
Sie können sich nicht
vorstellen, was das für mich bedeutet."
Er nahm ihre Hand und küsste sie. "Es war
mir ein großes Vergnügen."
"Und jetzt", sie zog ihre Hand sanft
zurück, "muss ich wirklich gehen. Morgen ist für mich ein großer
Tag."
"Das ist wahr. Ich schick Ihnen den Wagen
her."
Amanda ging hinein, um sich zu verabschieden
und ihren Schal zu holen. Als sie fertig war, wartete der Wagen bereits auf
sie.
"Ich würde sie gerne selbst
heimbringen", sagte Brian als er draußen im Mondlicht bei ihr stand.
"Aber ich habe noch Gäste."
"Oh, bitte, machen Sie sich keine
Gedanken. Das versteh ich gut."
Er half ihr in den Wagen und reckte sich zu
ihr rüber, um ihr was ins Ohr zu flüstern, das der Fahrer nicht hören sollte.
"Ich wünschte, wir würden uns näher kennen." Er machte eine Pause und
sah die Frage in ihren Augen. "Weil ich dir jetzt auf der Stelle am
liebsten einen Gute-Nacht-Kuss geben würde." Bevor sie was sagen konnte,
trat er zurück und nickte dem Fahrer zu. "Okay. Fahr langsam",
ordnete er an, und ging zurück ins Haus.
* * *
In dieser Nacht lag Amanda lange wach und
dachte über die Party nach und über die Leute, die sie dort getroffen hatte:
die Männer mit ihren braunen Gesichtern, deren Haut von Sonne und Wind wie
Leder war. Und die Frauen, die so offen redeten und abgeklärt wirkten. Obwohl
sie alle ihre besten Kleider anhatten, war Amanda im Aufputz von Brian's Frau
doch deutlich overdressed. Sie fragte sich, ob seine Frau mit den anderen
Rancherfrauen ausgekommen war. In Anbetracht von Carolyns Auswahl an Kleidern,
sah es nicht danach aus.
Als Amanda über Brian's Frau nachdachte,
musste sie sich doch über seine Bemerkung beim Abschied auf der Ranch wundern.
Er wollte ihr einen Gute-Nacht-Kuss geben. Sie erschauerte dabei. Für solche
Worte kannten sie einander nicht gut genug. Und außerdem, sie interessierte
sich für jemand anderen.
Dann wanderten ihre Gedanken zu Nate und
seinen Gute-Nacht-Kuss. Auch sie kannten einander nicht gut genug dafür, und
doch… Sie lächelte sanft in die Dunkelheit und fasste sich an die Wange.
Seit vielen Jahren, solange ihre Eltern tot
waren, hatte sie sich allein gefühlt. Sogar in dem Haus mit all ihren Cousins,
wo sie nicht hingehörte — jedenfalls nicht richtig. Jedoch, vom ersten Abend in
Tascosa an, als Nate ihr anbot beim Essen bei ihr zu sitzen, fühlte sie sich zu
ihm hingezogen. Wenn es auch nicht so war, hatte Amanda doch das Gefühl, dass
sie einander kannten — als ob sie schon zusammengehörten. Die einsame junge
Frau freute sich richtig über dieses Zusammengehörigkeitsgefühl.
* * *
"Und, wie war's?" flüsterte Randy
als Nate am späten Abend in die Schlafbaracke kam.
"Es war reich und schick." Im
Halbdunkel schüttelte Nate den Kopf. "Auf so ner Party bin ich bis jetzt
noch nie gewesen."
"War Miss Amanda da?" Randy lugte
von oben über die Bettkante runter zu Nate.
"Yeah." Nate saß auf dem Stuhl am
Bett und zog die Stiefel aus.
"Und?"
"Und, was?" Nate sah nach oben und
schmiss die Stiefel an die Wand.
"Haste mit ihr gesprochen? Was hat se
gesagt?"
"Jo. Wir ham für grad drei Minuten
geredet. McLeod hat Amanda weiiit weg am einen Tischende bei sich
gesetzt." Nate zeigte ans eine Ende der langen Schlafbaracke, "und
ich saß weiiit am anderen Ende." Mit dem Daumen zeigte er in die
entgegengesetzte Richtung.
"Das klingt nicht fair", Randy
runzelte die Stirn.
"Der wird kaum fair sein." Nate hob
eine Augenbraue zur Betonung. Er stand auf und zog das geliehene Hemd aus,
faltete es sorgfältig zusammen, um es dem Besitzer zurückzugeben.
"Außerdem, McLeod hat ihr ein Schild fürs Restaurant gegeben."
Randy bemerkte den ärgerlichen Ton in der
Stimme seines Freundes und fragte verwirrt, "Was ist dabei? Sie braucht
doch ein Schild."
"Nix, vermutlich." Nate schlüpfte
aus seiner Hose, legte sie oben auf die Stiefel und schwang sich hoch auf sein
Stockbett. Er kroch unter die Decke und wollte nicht zugeben, dass er auf
McLeod eifersüchtig war.
"Also, und das Futter war gut?"
Randy versuchte das Thema zu wechseln.
"War so mäßig." Nate starrte zur
Decke.
"Hat sie klasse ausgesehn?"
Nate rollte sich auf die Seite und studierte
Randy. Er wusste, dass sein Freund alle Details des Abends wissen wollte. Aber
er wollte nicht reden. "Klasse? Sie war wie ein Engel der auf einer Wolke
schwebt." Er hob die Hand als Randys nächste Frage unvermeidlich schien
und lächelte. "Nacht, Partner."
"Jo, gut
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