Tascosa (German Edition)
ihr Schild aufhängten. Sie lief hinaus und über die
Straße, um zuzuschauen. Joey kam mit.
"Weißt du was da steht?" fragte sie
und deutete auf die Worte.
"Yes'm. Ich hab etwas lesen
gelernt." Joey kniff die Augen zusammen und las langsam vor, "Miss
A-ma — A-man-das. Miss Amanda's. Das bist du!" Er drehte sich um und
lächelte.
"Genau. Das bin ich!" Sie schauten
still zu, wie die Männer weiterarbeiteten.
"Oh, das ist perfekt", sie
grinste, als sie fertig waren. "Bitte, sagt Mr. McLeod dass ich so froh
bin."
"Yes, Ma'am", sagte einer der
Männer.
Sie ging mit Joey wieder rein. "Und nun
zu dir. Ich muss dir zeigen, was du machst." In der Küche angekommen
erklärte sie dem dünnen, schlaksigen Jungen, wie sie das Geschirr gespült und
abgetrocknet haben wollte, und wie wichtig seine Arbeit war.
"Meinst du, du kannst das?"
"Jo."
"Na gut, ich verlass mich ganz auf
dich."
Er nickte bloß. Sie deutete aufs Spülbecken.
"Ich möchte, dass du als erstes dein Gesicht wäschst." Seine Augen
verzogen sich sorgenvoll.
"Ich mein es ernst, Joey. Entweder
Gesicht waschen und Haare kämmen, oder keinen Job." Sie lächelte.
"Ich möchte, dass die Leute sehen, wie hübsch du bist."
Da wurde er rot, aber er trottete rüber zum
Spülbecken und nahm widerstrebend die Seife.
* * *
Um fünf Uhr hörte sie endlich auf, an ihren
Haaren herumzufummeln, weil es Zeit war aufzumachen. Sie holte tief Luft und
drehte sich zu Joey um. "Seh ich ordentlich aus?" Joey nickte.
"Bereit?" Er nickte nochmal. Amanda schritt zielbewusst zur
Eingangstür und schloss sie auf. Niemand stand draußen, aber es war auch noch
früh. Das wusste sie zwar, aber es beruhigte ihre Nerven nicht.
An den offenen Fenstern prüfte sie, ob die
Gaze richtig saß, damit zwar keine Fliegen aber viel frische Luft reinkamen.
Vom geöffneten Küchenfenster kam ein leichter Durchzug. Sie überprüfte noch
Tische und Stühle. Salz- und Pfefferstreuer standen ordentlich in der Mitte auf
jedem Tisch. Die Lampen würden erst bei Dunkelheit angemacht. Alles sah wohl
vorbereitet aus. Jetzt müsste sie sich nur noch entspannen können.
Um sechs kamen ihre ersten Gäste herein. Sie
hatte das Paar am Abend zuvor bei der Dinner Party getroffen.
"Hallo und herzlich Willkommen", begrüßte
sie sie. "Wie Sie sehen, sind Sie hier die ersten."
Sie lächelten und setzten sich ans Fenster.
Derweil informierte Amanda sie, "Heut Abend gibt es Rindereintopf,
Maisbrot und Pfirsich-Schuster."
"Klingt gut", nickte der Mann ihr
zu. Seine Frau war viel zu beschäftigt, das Lokal zu inspizieren, als dass sie
etwas gesagt hätte. Amanda brachte ihnen zuerst Kaffee, dann trug sie ein
Tablett mit ihrem Abendessen herein. Während sie servierte, warteten schon zwei
weitere Tische auf sie. Danach wurde das Lokal schnell voll, weil immer mehr
Rancher und Cowboys auf ihrem Weg ins Wochenendvergnügen reinkamen. Es dauerte
nicht mehr lange und der Trubel überrollte sie.
Der arme Joey stand den ganzen Abend über da,
die Arme bis zu den Ellbogen im heißen Spülwasser. Kaum dass er die
Suppenteller abgetrocknet hatte, wurden sie schon wieder weggefegt, und gefüllt
mit neuem Eintopf zum Tisch getragen. In all dem Wirbel stand einmal Amanda
plötzlich hinter ihm, legte die Arme um seine Schultern und drückte ihn.
"Ich bin so froh, dass du da bist",
flüsterte sie ihm ins Ohr. "Das hätt ich ohne dich nicht geschafft."
Sie drehte sich um und rannte mit einer neuen Bestellung zurück in den
Speisesaal. So konnte sie sein strahlendes Gesicht nicht sehen.
* * *
"Hallo, Amanda." Sie sah auf und
wollte sehen, wer zu ihr sprach.
"Brian, hallo! Nimm Platz." Sie
überflog den überfüllten Raum. "Wenn's dir nix ausmacht, sich wo
dazuzusetzen. Da drüben hätt ich einen Platz."
"Nein, stört mich nicht." Brian ging
rüber zu dem Tisch und begrüßte Freunde.
Als Brian auf sein Essen wartete, plauderte er
mit seinen Tischgenossen. Allerdings weckte ein Gespräch am anderen Tisch seine
Aufmerksamkeit.
Vier Arbeiter von einer großen Ranch sprachen
über ihr Tagwerk. Als Amanda in die Küche zurückging, sagte der eine,
"Klar ist sie ne Wucht."
"Und noch dazu allein", grinste ein
anderer hinterlistig.
"Sag bloß?" der dritte lehnte sich
in seinem Stuhl zurück. "Keine Familie und so?"
"Gar nix soviel ich weiß."
"Verdammt! Schön und gut
kochen!" Er zog geräuschvoll die Luft durch die Zähne. "Ich glaub, da
muss ich mal sehn, ob sie auch küssen kann."
Die zwei Freunde
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