Tascosa (German Edition)
Schluss: "Tut mir Leid, aber noch nicht. Ich bin noch
nicht so weit."
Sie drehte sich um, kniete nieder und tauchte
die Schrubberbürste wieder ins Seifenwasser.
Joey sagte ärgerlich zu ihrem Rücken:
"Geh mal kurz zum Laden rüber."
"In Ordnung."
Er lief die Straße runter, ging in den General
Store und winkte. "Morgen, Mr. Garza."
"Señor Joey. Hola!"
"Ist unsere Bestellung schon da?"
"Glaub schon. Ich seh mal nach." Joey
sah wie Garza hinter der Tür zum Lager verschwand.
"Hi there."
Joey drehte sich um und sah wer ihn grüßte.
"Oh, Mr. McLeod. Morgen."
"Wie geht's Miss Amanda?"
Joey wollte grad eine patzige Antwort geben,
hielt aber inne. Auch wenn er McLeod nicht mochte, erkannte er dass er einen
Verbündeten finden könnte. "Nicht so sehr gut. Sie weint die ganze Nacht,
isst nix. Sie sieht schrecklich aus, ich mach mir Sorgen."
"Ja wirklich?" Brian runzelte die
Stirn. "Ich hab mir schon so was gedacht. Immer wenn ich komme, lächelt
sie und tut fröhlich. Aber die Ringe unter ihren Augen sind zu dunkel. Und
außerdem schlottern ihre Kleider um sie herum."
"Grad eben hab ich ihr eine Ausfahrt
vorgeschlagen. Sie wollte lieber drin bleiben und den Herd schrubben — wieder
mal." Klagte er ärgerlich in seiner Verzweiflung.
"Alles klar, Junge. Will mal sehn was ich
tun kann." Brian klopfte Joey auf die Schulter, sie planten was und dann
ging er.
* * *
Fünfzehn Minuten danach, kam Brian ins Lokal.
"Komm, Amanda, gehn wir!"
"Was?" Sie stand mit der tropfenden
Bürste in der Hand auf und sah ihn an. "Gehen wohin?"
Er ging zu ihr rüber, nahm ihr die Bürste weg
und warf sie platschend in den Eimer. "Wir machen einen Ausflug."
"Ich will nicht. Das hab ich Joey schon
gesagt."
"Tschuldigung. Diesmal gibt's keine
Widerrede." Er nahm sie an der Hand und führte sie entschieden zur Tür
raus und in die wartende Kutsche.
"Brian, bitte. Was sollen die Leute
sagen? Und außerdem seh ich zum Fürchten aus."
"Wo wir hingehen, ist niemand außer dir
und mir. Und ich finde, du siehst schön aus. Und was die Leute angeht, jeder
weiß dass wir gute Freunde sind, und dass ich dir über eine schlimme Zeit
helfe."
Bevor sie weiter protestieren konnte,
schnalzte er mit der Zunge und das Pferd zog den Wagen an, die Straße runter
und raus aus der Stadt. Eine halbe Stunde später hielt er bei einer Pappelhecke
an einem Teich an. Kurz darauf lag eine Decke im Schatten am Boden und aus
einem Picknick-Korb holte er eine Flasche Wein und Essen.
"Wann hast du…?"
"Joey hat mir geholfen, deine
Speisekammer zu plündern. Als ich dich geholt hab, hat er uns Mittagessen
eingepackt."
"Aha, ihr habt mich reingelegt." Ein
kleines Lächeln umspielte ihren Mund. "So und jetzt?"
"So, jetzt setz dich, lehn dich an den
Baum und sei froh, dass du mal wieder draußen bist. Du hast dich zu lang im
Lokal versteckt."
"Da fühl ich mich sicher."
"Ist aber nicht gut für dich. Glaub mir.
Ich weiß es. Ich hab's durchgemacht, als Carolyn tot war."
"Hast du, stimmt." Amanda sah ihn
ruhig an, erschüttert weil sie es vergessen hatte.
"Ich konnte nicht schlafen, nicht essen.
Wollte nicht mehr leben. Immer wenn ich jemand lachen hörte, wollte ich ihn ins
Maul schlagen.
"Es ist schrecklich!" Sie
nickte, war froh dass sie jemand hatte, der verstand wie sie sich fühlte.
"Wie hast du das überstanden?"
"Ich bin's langsam angegangen, eine
Stunde nach der anderen. Manchmal an schlimmen Tagen sogar minutenweise. Hab
mich beschäftigt. Vielleicht war das Beste was ich gemacht hab, wieder Leute in
mein Leben zu lassen. Ihnen zuzuhören, wie es ihnen erging, hat mir geholfen,
meinen Kummer zu vergessen, wenn es auch nur für ein paar Minuten war. Es wurde
langsam besser." Er machte den Wein auf und schenkte ihr ein Glas ein.
"Hier."
Sie nahm einen Schluck, stellte das Glas hin,
und gemeinsam sahen sie sich die Natur an. Heuschrecken tschilpten im
Buffalogras und Bienen kamen summend vorbei, flogen zu einem Fleck Indian
Paintbrush Blüten. Eine kleine Brise mischte sich gelegentlich in die warme
Frühsommerluft.
"Also gut, ich geb's zu. Ist schön hier
draußen."
"Hab ich doch gesagt", schmunzelte
Brian.
Nach ein paar Minuten in angenehmer Ruhe,
durchbrach er die Stille. "Nächste Woche hab ich ein paar Viehhändler bei
mir. Sie kommen natürlich auf die Ranch, aber an einem Abend würde ich sie gern
zu dir zum Essen bringen. Ich wollte dich nur vorwarnen."
"Ja natürlich. Willst du dass ich euch
was Bestimmtes
Weitere Kostenlose Bücher