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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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Mund stecken, damit er endlich still ist. Will hat eine Begabung dafür, immer über das Ziel hinauszuschießen.
    »Ja? Ist das die nächste große Sache?« Mr Lamb schenkt meinem besten Freund einen falschen Blick aus großen Augen. Vor einer Sekunde hat Will ihn ganz genauso angeschaut.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass Mr Lamb weiß, dass wir nur Müll labern, und versucht, uns aufs Glatteis zu führen. »Wie heißt das Spiel denn? Vielleicht sollte ich es auch mal ausprobieren.«
    »Der Zauberstab der Zyklopen«, sagt Christina feierlich, wobei lediglich ihre Unterlippe minimal bebt.
    Mr Lamb bewegt den Scanner vor Christinas Gesicht, sodass sie blinzeln muss, weil ihr das helle Licht in die Augen scheint. Er kräuselt die Lippen und nickt. »Ich werd’s mir auf jeden Fall mal ansehen. Aber wo ich euch jetzt schon mal hier habe, gebt mir doch gleich ein paar Tipps.« Er neigt den Kopf in meine Richtung. »Ist es ein dominantes Strategiespiel? Ich hab gelesen, dass viele von diesen MMORPG s im Standarddesign dem klassischen Stein/Papier/Schere nachempfunden sind, so als wäre jede Charakterklasse deutlich schwächer als mindestens eine andere Klasse und stärker als mindestens eine andere.«
    O Gott, jetzt will er, dass ich Spieltheorie auf ein Computerspiel anwende, das verflucht noch mal überhaupt nicht existiert. Purer Hass auf diesen Mann fließt durch meine Venen und übertrifft sogar beinahe noch – aber nicht ganz – die Panik. Denn je länger wir hier rumsitzen und mit ihm reden, desto größer wird das Risiko einer Niederlage.
    Er könnte zum Beispiel den Scanner beschlagnahmen – und dann? Dann bin ich erledigt.
    »Es ist im Grunde eher ein bayessches Signalspiel«, plappere ich los.
    Mr Lambs schlammfarbener Blick bohrt sich in meinen. Dann gibt er mir den Scanner zurück. »Hm. Faszinierend. Du solltest das Spiel als Thema deiner Projektarbeit in diesem Semester nehmen, Tate. Du verfügst über ein hervorragendes Verständnis für das Konzept.« Er bedenkt mich mit einem zahnlückigen Lächeln. »Dann kannst du den Stab noch mal mitbringen und ihn der Klasse vorführen!«
    »Ähm.« Ich muss schlucken, greife mir den Scanner und versuche, den Notausstieg aus dieser Unterhaltung zu finden. »Eigentlich hatte ich vor, mein Projekt über die Anwendung von Spieltheorie auf gewalttätige Konflikte zu machen.«
    Mr Lamb runzelt die Stirn, und Christina lehnt sich dichter an mich, um mich zu wärmen, als Splitter aus Eis meinen Magen füllen. Schnell füge ich hinzu: »Aber ich denk mal drüber nach.«
    Mr Lambs schmale Lippen verziehen sich zu einem gemeinen Grinsen. »Dann lasse ich euch mal weiteressen.«
    Endlich geht er weg. Ich rechne damit, dass er noch jemand anderem das Essen versaut, doch er stiefelt aus der Cafeteria raus und nimmt Kurs auf den Mathe- und Naturwissenschaften-Flügel. Will und ich sehen einander eine lange Sekunde an.
    »Tut mir leid, Mann«, sagt er, während er sich wieder mit der Hand über den Schädel reibt.
    »Mach dir keinen Kopf. Ich Depp hab das Teil schließlich mit in die Schule gebracht.« Ich lege meine Tasche auf meinen Schoß und lasse den Scanner hineinrutschen, als plötzlich die Stimme von Mr Feinstein, unserem Direktor, über die Sprechanlage ertönt.
    »Tate Archer, bitte ins Zentralsekretariat.«
    Mindestens hundert Augenpaare richten sich auf mich. Ich bin mir sicher, sie alle denken, dass ich jetzt fällig bin, weil ich etwas Verbotenes in die Schule gebracht habe. Und es kann gut sein, dass sie da gar nicht so falschliegen.
    Ich schiebe den Scanner auf Christinas Schoß. »Kannst du für mich darauf aufpassen? Ich glaube, ich sollte besser nicht damit ins Büro reinspazieren.«
    Sie hebt ihren eigenen Rucksack vom Boden auf und legt den Scanner hinein. »Kein Problem. Bring dich nicht in Schwierigkeiten.«
    Ich schätze, für diese Warnung ist es bereits zu spät, trotzdem sage ich: »Ich geb mein Bestes.«
    Ich hieve mich von der Kantinenbank hoch, werfe mir die Tasche über die Schulter und gehe los. Je weiter ich mich von Christina entferne, desto stärker wird die Frage, ob mich das Glück jetzt verlassen hat.
    In einem vernünftigen Tempo laufe ich den Gang hinunter. Zehn Minuten bleiben mir noch von meiner Mittagspause. Vielleicht geht es ja gar nicht um den Scanner oder die Streiche, die ich gespielt habe; vielleicht gab es nur eine administrative Panne oder ein Problem mit meinen Unterlagen. Vielleicht komme ich nicht einmal zu spät zu meiner

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