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Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)

Titel: Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jury , S.E. Fine
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nächsten Stunde.
    Bis ich im Zentralsekretariat ankomme – was ein gewaltiger Name für eine Reihe enger Räume voll mit überarbeiteten, mürrischen Sekretärinnen ist –, habe ich mir beinahe eingeredet, dass gar nichts los ist.
    Diese Hoffnung löst sich in dem Moment in Luft auf, als mein Dad aus dem Büro des Vertrauenslehrers tritt und mir zu verstehen gibt, dass ich ihm folgen soll. Sein schiefergrauer Blick ist unbarmherzig. Sein normalerweise gepflegtes Haar ist zerzaust, also ist es entweder richtig windig draußen, oder er ist sich mit den Händen durchgefahren, was ich mir nicht einmal vorstellen kann. Er marschiert aus dem Büro und führt mich zu einer kleinen Nische am Vorderausgang. Ich denke schon, dass er aus der Schule hinauslaufen wird. Doch da wirbelt er herum und packt mich an den Oberarmen. »Du bist in mein Labor eingebrochen«, sagt er mit gesenkter Stimme.
    Sein Gesicht ist zu nahe an meinem, weshalb ich versuche, mich nach hinten zu beugen, aber er lässt mich nirgendwo hingehen. Resignation erfüllt mich. Lügen ist jetzt zwecklos.
    »Ja, stimmt!«, gebe ich zu.
    Sein Ausdruck verändert sich. Er sieht aus, als wolle er mir nicht glauben, als hätte mein Geständnis ihm körperlich wehgetan.
    »Wie bist du da reingekommen?«, fragt er.
    »Superkleber-Methode. Danach musste ich den Abdruck nur noch zusammensetzen. Weißt du noch, wann du mir das beigebracht hast?«
    »Du warst acht«, sagt er und sieht mich an, als wäre ich ein Fremder für ihn.
    »Ich hab aufgepasst.«
    Er schüttelt den Kopf und verstärkt seinen quetschenden Griff. Ich will mich wehren, ihn wegstoßen, aber jetzt klingelt es, und die Gänge sind voll mit meinen Klassenkameraden. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist, dass mein Vater mich vor der ganzen Schule in einen Beinblocker nimmt.
    »Gib mir deinen Rucksack«, sagt er, während er schon danach greift.
    Ich lasse zu, dass er ihn mir vom Arm zerrt. Er reißt ihn auf und durchwühlt ihn mit schnellen und ungeduldigen Bewegungen. Seine Faust verkrampft sich über dem Träger. »Wo ist er, Tate?«
    Oh, Scheiße. Jetzt geht’s los. »Wo ist was?«
    Er tritt näher zu mir. »Du weißt genau, was ich suche. Den Scanner. Das ist kein Spielzeug, Tate. Ich will ihn zurück. Jetzt.«
    Es war ein Riesenfehler von mir, das Teil bei Christina zu deponieren. Beinahe hoffe ich, dass sie es Will gegeben hat, aber ich weiß, dass das nicht passieren wird. Ich habe es ihr anvertraut, und das nimmt sie ernst. Ich sage mir, dass ich es für mich behalten muss, um sie nicht in dieses ganze Durcheinander mit hineinzuziehen, aber der Blick auf Dads Gesicht ist so fremd und beängstigend, dass es nicht lange dauert, bis meine Zunge sich löst. »Ich habe ihn bei ein paar Freunden in der Cafeteria gelassen.«
    Die heftige Enttäuschung und aufwallende Wut, die in Dads Augen aufblitzen, bevor er wegschaut, entgehen mir nicht. Er schleudert meinen Rucksack zur Tür des Vertrauenslehrerbüros und schiebt mich den Gang hinunter. »Bring mich da hin. Los.«
    Irgendwo aus der Stadt ertönt Sirenengeheul. Mein Dad erschrickt, seine Finger schnüren mir praktisch die Blutzirkulation in meinem Arm ab. Er reißt die Augen auf und flucht leise vor sich hin.
    »Was ist los?«, frage ich und vergrößere meine Schritte, um ihn davon abzuhalten, mich weiterzuzerren. Wir biegen um die Ecke vor der Cafeteria.
    Er beantwortet meine Frage nicht. Wieder wird sein Griff um meinen Arm fester, als die Sirenen lauter werden und näher kommen.
    Mein Herz schlägt nun in einem kräftigen und starken Rhythmus. Mein Blut hämmert mir in den Ohren. In all den Jahren, die ich meinen Dad kenne, hat er in genau drei Geschwindigkeiten funktioniert. Milde amüsiert. Barsch enttäuscht. Und gänzlich gelassen und ruhig, was bei ihm Standard ist. Diese Kühle trägt er wie eine kugelsichere Weste, wie ein Ganzkörpertattoo. Ich dachte, sie könnte niemals verbeult werden, niemals zerbrechen, egal wie sehr man ihm zusetzt, und ich habe ihm, weiß Gott, stark zugesetzt.
    Doch in diesem Moment sieht er unverhohlen erschrocken aus.
    Er tritt nah an die Wand heran und zieht mich mit.
    Viele Schüler sind zu ihrer fünften Stunde unterwegs. Sie strömen von der höhlenartigen Cafeteria durch drei breite Türen in den Korridor. Ich entdecke Wills Irokesenkopf, der sich in der Menge auf und ab bewegt. Als er mich sieht, muss er zweimal hingucken und schenkt mir dann ein nervöses Grinsen. Es besagt, dass ihm der Furcht

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