Tate Archer – Im Visier des Feindes: Band 1 (German Edition)
dass es meine Schuld war, also bin ich gegangen. Ich wollte ihm etwas Freiraum lassen und am Ende blieb es auf Dauer so. Es tut mir leid, Tate.«
Die Verletzung in ihrer Stimme ist so stark, dass sie mich zum Schweigen bringt. Ich verstehe total, wieso mein Dad sauer war. Ich wär’s auch gewesen. Aber … verdammt. Es hat ihnen beiden unglaublichen Schmerz zugefügt. Es hat unsere Familie zerstört. Hätte er ihr nicht verzeihen können? Während ich aus dem Fenster starre und beobachte, wie die Welt vorbeizieht, wünsche ich mir den Schmerz in meiner Kehle weg.
Mom atmet tief durch die Nase ein und langsam aus. »Charles wird den Scanner nicht Race geben, falls du dir darüber Sorgen machst. Er gehört nicht mehr zu ihrer Organisation, aber er wird wissen, wie mit ihnen umzugehen ist, und vielleicht bringt er sie sogar dazu, Race zurückzupfeifen. Der Kern würde nicht auf die Idee kommen, dass wir zu einem von ihnen gehen. Das ist der Hauptgrund, wieso wir dorthin unterwegs sind und nicht nach Chicago. Ich habe mit George geredet …«
»Ich weiß. Ich hab auch mit ihm gesprochen.« Ich schaue hinab auf das glatte, schwarze Gerät zu meinen Füßen. »Aber, Mom, sollen wir den Scanner wirklich schon wieder zu jemandem bringen, dem Dad nicht vertraut hat? Sind wir nicht gerade erst vor so einer Situation geflohen?«
»Dein Vater wollte seine Familie schützen. Das will ich auch. Und jetzt, da er fort ist, ist deine Sicherheit in meiner Verantwortung, und ich werde alles mir Mögliche tun, um dich und deine Zukunft zu beschützen. Wenn es irgendeine ideale Option gäbe, würde ich sie wählen. Aber im Gegensatz zu den Bishops handelt Charles nicht aus Hass. Er will nur Frieden«, sagt sie mit schneidender Schärfe in der Stimme.
Frustration und Angst packen mich gleichzeitig, lassen mich erschaudern und zugleich schwitzen. Mein Dad hat sich von Brayton zurückgezogen, der die Technologie benutzen wollte, um Waffen zu bauen und Macht zu gewinnen oder den H2 die Technik gewinnbringend zu verkaufen. Mein Dad hat sich von Rufus ferngehalten, der die Technologie einsetzen würde, um die H2 zu entlarven und dann umzubringen, was vielleicht einen Krieg entfacht hätte. Er hat meine Mom gehen lassen, die anscheinend mit den H2 kollaborieren will. Und er hat verzweifelt versucht, sie von Race fernzuhalten, der den Scanner so sehr haben will, dass er jeden umbringt, der ihm im Weg ist, obwohl der Kern in der Vergangenheit auch ohne die Hilfe des Scanners alle Bedrohungen erfolgreich unterdrückt hat und obwohl sie vermutlich jede Menge andere Wrackteile und Technologie von den geborgenen H2-Schiffen haben. Im Grunde wollte mein Dad sie also von jedem fernhalten und hat niemandem erzählt, was seiner Meinung nach ihr Zweck sein sollte. Und wenn meine Mom recht hat, dann hat er nie alle seine Geheimnisse enthüllt, wenn ich auch denke, dass er es in den letzten Augenblicken vor seinem Tod versucht hat. Aber ich weiß nicht, wie ich das rauskriegen soll, und ich habe keine Ahnung, wem oder was ich glauben kann.
Also halte ich mich an das Einzige, woran ich noch glaube. Christinas Finger rutschen an meinem Rücken unter mein Hemd und ruhen dort auf meiner Haut.
»Wann sind wir da?«, frage ich.
»In einer Stunde oder so«, sagt meine Mom. Sie schaltet das Radio ein und sucht einen lokalen Nachrichtensender. Wir hören uns die Wettervorhersage an – mehr Sonnenschein – und dann zwanzig Minuten lokale und überregionale Nachrichten, in denen jedoch zum Glück keine drei Flüchtlinge erwähnt werden, die ein Gerät bei sich haben, das aus dem Wrack eines Alien-Raumschiffes geschaffen wurde.
Sobald die Nachrichten vorbei sind, schaltet meine Mutter das Radio aus. »Sie halten es immer noch geheim«, sagt sie. »Daran erkennt man, wie wichtig es ist. Race und sein Team vertrauen in dieser Sache niemandem.«
»Oder vielleicht sind sie alle im Krankenhaus?«
Sie lacht. »Das fänden sie toll, wenn du das glaubst.«
Wenn mein Vater hier wäre, würde er mich daran erinnern: Täusche Schwäche vor, um die Arroganz deines Gegners anzustacheln . Meine Mom hat völlig recht. »Wir sollten also davon ausgehen, dass sie uns immer noch suchen.«
»Ja. Wir können hier nicht lange bleiben. Charles und ich werden entscheiden, was wir als Nächstes tun. Ich hätte gern, dass du wieder zu Hause bist, bevor …« Sie seufzt.
Wenn Dad tot ist, wo ist dann mein Zuhause? Wieder einmal fällt mir ein, dass nichts mehr so sein wird wie
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