Tatort Doppelbett
hören Sie mal, Lam, dabei schaut doch nichts für Sie heraus. Sie sind hinter irgendwas her, und ich hab' so eine Ahnung, daß es mit dem Mord an Fisher zusammenhängt... Also, wir zwei sind uns früher ein paarmal in die Haare geraten, aber das ist doch kein Grund, warum wir jetzt nicht gute Freunde sein könnten. Na ja, und ich hab' die Hand sozusagen am Drücker und wäre vielleicht in der Lage, Ihnen zu helfen.«
»Vielleicht.«
»Also, warum versuchten Sie, diese Puppe zu erpressen?«
»Soviel ich weiß, hat man tausend Dollar in meiner Gesäßtasche gefunden. Das Geld war markiert.«
»Stimmt. Nun erzählen Sie mir mal, wie es da hineingekommen ist?«
»Na, raten Sie mal. Carlotta Shelton hat's mir in die Tasche geschoben, als sie vor mir stand, mich tun die Hüften faßte und an sich zog.«
Er lachte schallend. »Die Dame erzählt's aber anders.«
»Natürlich. Ich möchte unverzüglich dem Amtsrichter vorgeführt werden.«
»Hören Sie, Däumling, nehmen Sie doch Vernunft an. Sie können sich damit einen Haufen Ärger ersparen.«
»Andersherum wird ein Schuh daraus. Sie meinen natürlich, ich könnte damit Ihnen einen Haufen Ärger ersparen.«
»Jedenfalls könnten wir's uns beide leichter machen.«
Eine Tür schepperte, energische Schritte kamen über den Korridor, und dann erschien Bertha Cool auf der Bildfläche.
»Mich laust der Affe!« sagte sie erstaunt.
Sellers wirbelte herum. »Hallo, Bertha.«
Bertha starrte mich an. »Was ist denn mit dir los, zum Henker? Du siehst ja gräßlich aus. Dein Gesicht ist ganz blutig und dein Hemd auch.«
»Die Brutalität der Polizei«, entgegnete ich.
»Sie gottverdammter Mistkerl, Sie!« knurrte Sellers. »Er hat eine Dame mißverstanden, das ist alles.«
Bertha funkelte ihn wütend an. »Sie haben wirklich einen Nerv, mir Ihre Leute mit einem Durchsuchungsbefehl auf den Hals zu schicken! Sie haben mir das ganze Büro auf den Kopf gestellt!«
»Wir haben ja gar nichts angerührt außer Donalds Schreibtisch, und da haben wir das hier gefunden.« Er zog die beiden Stücke Briefpapier aus der Tasche und hielt sie aneinander.
Bertha beäugte sie einen Moment lang und sah dann mich an. Ihr Blick war alles andere als freundlich.
»Außerdem haben wir tausend Dollar in markierten Scheinen bei ihm gefunden.«
»Wer hat dich so zugerichtet?« fragte mich Bertha.
»Carlotta Shelton.«
»Ich an Ihrer Stelle würde mit dem Namen der Dame nicht so herumschmeißen«, bemerkte Sellers.
»Warum nicht?«
»Vielleicht zieht sie ihre Anzeige zurück. Vielleicht möchte sie jegliches Aufsehen vermeiden.«
»Mir auch recht. Sagen Sie ihr, falls sie ihre Anzeige zurückzieht, werde ich Anzeige erstatten.«
Sellers kamen offenbar Bedenken. Er sah ziemlich beunruhigt aus.
»Warum, zum Henker, hat sie dich eigentlich gekratzt?« fragte Bertha.
»Er hat ihr die Kleider vom Leib gerissen«, sagte Sellers.
Bertha schüttelte sich vor Lachen.
Sellers glotzte sie entgeistert an. »Was ist denn daran so komisch, möchte ich wissen?«
»Ach, du grüne Neune!« Bertha wischte sich die Augen. »Haben Sie schon jemals versucht, 'ne langbeinige Athletin zu vergewaltigen? Eine erstklassige Tennisspielerin, Schwimmerin und Reiterin?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Na, dann probieren Sie's mal«, sagte Bertha. »Los, Donald, wir wollen machen, daß wir hier wegkommen.«
»He, was soll das heißen?« rief Sellers.
»Fünftausend Dollar Kaution.«
»Wer hat sie gezahlt?«
»Ich.«
»Ist's die Möglichkeit! Das nenne ich schnelle Bedienung. Sie hätten sich damit ruhig ein bißchen Zeit lassen können.«
»Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Frank Sellers. Wenn Sie mir noch einmal mit einem Durchsuchungsbefehl auf die Bude rücken, werden Sie noch schneller bedient, so schnell, daß es staubt, kapiert? Hier ist die Quittung für die Kaution. Und jetzt lassen Sie Donald raus, und zwar ein bißchen dalli.«
Sellers ging zur Tür und brüllte: »He, Schließer!«
»Komm' ja schon«, sagte eine Stimme. Schlurfende Schritte näherten sich, ein Schlüssel knirschte im Schloß, dann schwang die Zellentür auf, und ich trat auf den Korridor hinaus.
»Mein Gott, siehst du aus!«
»Ich weiß. Wir werden das blutbeschmierte Hemd aufheben. Als Beweis für unmenschliche Behandlung durch die Polizei.«
»Ich finde, die Kaution ist viel zu niedrig ausgefallen«, meinte Sellers.
Berthas Antwort bestand aus einem einzigen, nicht druckfähigen Wort.
Sellers begleitete uns bis ins
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