Tatort Doppelbett
Angenommen, ich weigere mich mitzugehen?«
»Dann würden Sie trotzdem mitkommen.« Der Beamte rutschte auf den rechten Vordersitz. »Ich lass' Sie ans Steuer, aber keine Zicken.«
»Schauen Sie, ich hab' mit Sergeant Sellers gesprochen. Ich hab' ihm alles gesagt, was ich weiß . ..«
»Hören Sie, Lam, ich hab' Ihnen eine Chance gegeben. Ich bin schon seit fünfzehn Minuten hier. Ich hätte Sie aus der Wohnung rausholen können, aber ich war rücksichtsvoll und hab' hier unten gewartet. Sellers will Sie und Bertha Cool um halb elf in seinem Büro sprechen. Ich hätte Sie ebensogut gleich ins Präsidium bugsieren können, aber ich war nett und hab' Sie bei Ihrem Tête-à-tête nicht gestört, und das ist nun der Dank dafür.«
»All right, danke.«
»Schon besser.«
Ich startete und fuhr zum Präsidium. Um fünf vor halb elf waren wir dort.
Bertha saß bereits in Sellers Büro. Sellers hatte ihr anscheinend die Leviten gelesen, denn sie sah ungewöhnlich verängstigt aus. Der Beamte führte mich hinein.
»Hallo, Däumling«, sagte Sellers.
»Na, so was! Hätte gar nicht gedacht, daß ich Sie hier treffen würde.«
»Der Bursche ist nicht umzubringen«, sagte Sellers zu Bertha. »Er hat Ihre Lizenz auf dem Gewissen, aber er muß bis zum Schluß den Clown spielen. Ist er sauber?« fragte er den Beamten.
»Ich hab' ihn nicht gefilzt.«
Sellers runzelte die Brauen. »Dann filzen Sie ihn jetzt, den Bastard.«
Der Beamte sagte: »Heben Sie die Hände hoch, Lam.«
»Also, hören Sie mal, Sie haben nicht das Recht, mich...«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Sellers, »aber wir können Sie als wichtigen Zeugen festnehmen, und dann müssen Sie Ihre Taschen sowieso ausleeren. Und wenn wir Sie nach einer halben Stunde wieder laufenlassen, kriegen Sie das Zeug zurück. Welche Methode ist Ihnen lieber?«
»Blöde Frage.« Ich nahm die Arme hoch.
Der Beamte klopfte mich ab und erstarrte, mit der Hand auf meiner Rocktasche. »Da ist was drin«, sagte er und zog den Umschlag mit den Fingerabdrücken heraus.
»Was?« fragte Sellers.
»Nichts, was Sie interessiert«, antwortete ich. »Es ist keine Waffe und deshalb...«
»Zeigen Sie mal her.«
Der Beamte gab ihm das Päckchen.
Sellers machte es auf und betrachtete sich die Fingerabdrücke. »Sieh mal an, was haben wir denn da!« Dann wandte er sich an Bertha. »Verstehen Sie jetzt, was ich meine, Bertha? Ich sagte Ihnen doch, der Bursche verheimlicht uns was. Er hat immer noch dieselbe alte Masche. Er tut so, als wollte er uns ins Vertrauen ziehen, kohlt mir alles mögliche über Fingerabdrücke vor, schleift mich ins Edgemount Motel, wo er sie angeblich versteckt hat, und ist dann wunder wie überrascht, weil sie nicht mehr da sind. Dabei hat er sie die ganze Zeit mit sich herumgetragen.«
»Das stimmt nicht. Ich hab' sie eben erst aufgegabelt.«
»Ihre Phantasie möchte ich haben, Donald.« Sellers grinste. »Sie sollten Drehbücher schreiben. Damit hätten Sie bestimmt einen Bombenerfolg. Setzen Sie sich, und erzählen Sie uns, wie Sie an das Zeug gekommen sind.«
»Na schön, ich will Ihnen die Wahrheit sagen. Es wird zwar nichts nützen, aber ich sage sie Ihnen trotzdem.«
»Schießen Sie los. Sie sind doch sonst nicht so schüchtern. Mir scheint, Sie wollen Zeit schinden.«
»Unsinn. Diese Erpressungsgeschichte war Schwindel. Carlotta Shelton wollte mir was anhängen. Sie schickte eine Freundin in unser Büro mit dem Auftrag, einen Bogen von unserem Briefpapier zu klauen; den Briefkopf sollte sie abreißen und in meinen Schreibtisch zurücklegen. Dann schnitt Carlotta, vermutlich tatkräftig unterstützt von ihrem Freund Harden C. Monroe, die passenden Worte aus Zeitungen aus, klebte sie auf das Blatt Papier und engagierte einen Privatdetektiv. Der Privatdetektiv wiederum holte sich einen Polizeibeamten zu Hilfe.
Sobald die vier die Falle gestellt hatten, fuhren sie zum Edgemount. Die drei Männer warteten draußen vor der Kabine. Carlotta kam allein herein und machte ganz auf süß und verführerisch. Sie wurde zärtlich, umhalste mich und schmuggelte mir dabei das Geld in die Hosentasche. Sie hatte sich vorher einen Riß ins Kleid gemacht, aber so, daß er nicht weiter auffiel. Nachdem sie mir die Moneten zugesteckt hatte, zog sie sich aus, zerkratzte mir die Visage, zerriß sich die Wäsche und kreischte.«
»Ja, ja, die Geschichte hören wir jedesmal, wenn wir einen Burschen wegen Erpressung oder versuchter Vergewaltigung aufgreifen. Immer ist das
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