Tatort Doppelbett
Paisley an.
12
Elaine Paisley wohnte in einem heruntergekommenen, altmodischen Apartmenthaus.
Ich sagte dem Taxifahrer, er sollte um die Ecke fahren und dort auf mich warten.
Im Haus roch es nach Moder und irgendeinem desodorierenden Mittel. Ein klappriger Fahrstuhl bugsierte mich ächzend und stöhnend in die dritte Etage. Ich klopfte an Elaine Paisleys Tür.
»Wer ist da?« fragte eine Frauenstimme.
»Ich.«
»Oh, ich bin so froh, daß du gekommen bist«, sagte sie und riß die Tür auf. Als sie mich erblickte, wich sie zurück und starrte mich erschrocken an.
Sie hatte schwarze Strümpfe an, einen Hüftgürtel, einen Büstenhalter und sonst nichts. Sie machte kehrt, schnappte sich einen Hausmantel und warf ihn über. Ich marschierte indessen ins Zimmer.
»He, Sie können doch nicht einfach hier hereinkommen!«
»Ich bin ja schon drin.«
»Raus!«
»Zuerst reden wir miteinander.«
»Wer sind Sie?«
»Donald Lam. Sie wollten mich sprechen. Es lag Ihnen sogar sehr viel daran, mich zu sprechen.«
»Oh!« sagte sie mit klangloser, verzweifelter Stimme.
»Und deshalb hab' ich Sie besucht.«
Sie lachte nervös auf. »Na, da haben Sie mich ja im genau richtigen Moment erwischt.«
»Für wen haben Sie mich denn gehalten?« fragte ich.
»Sie hätten mir Ihren Namen sagen müssen, anstatt einfach bloß >ich< zu rufen. Wollen Sie sich nicht setzen, Mr. Lam?«
»Danke. Erwarten Sie jemanden?«
»Ich wollte ausgehen.«
»Mit wem?«
»Macht das einen Unterschied?«
»Vielleicht. Sind Sie sicher, daß Sie ausgehen wollten?«
»Sie haben doch den verdammten Hüftgürtel gesehen. Immer, wenn ich das Ding anziehe, gehe ich aus.«
»Unbequem?«
»Und ob? Aber ohne das sitzen die Strümpfe nicht richtig… Ich wollte Sie in einer sehr verzwickten Sache um Rat fragen.«
»Okay, fragen Sie mich jetzt.«
»Ich werde möglicherweise einen Leibwächter brauchen.«
»Für wie lange?«
»Keine Ahnung.«
»Ich meine, für wie viele Stunden täglich?«
»Vierundzwanzig Stunden.«
»Ach so.« Ich schaute mich in dem Einzimmerapartment mit dem eingebauten Bett um. »Wo würde ich schlafen?«
Sie lachte wieder nervös auf. »Das hab' ich mir noch gar nicht überlegt. Wie hoch wäre Ihr Honorar?«
»Ein guter Mann kostet fünfzig Dollar pro Tag«, antwortete ich.
»Fünfzig Dollar!«
»Jawohl.«
»Also, das kann ich mir nicht leisten.«
»Wozu brauchen Sie eine Leibwache?« fragte ich.
»Wozu wohl? Strengen Sie Ihre Phantasie ein bißchen an.«
»Ich hab' keine. Wo brennt's denn? Haben Sie Ärger mit einem Mann oder mit einer Frau?«
»Es ist — mit einem Mann.« Sie zögerte einen Moment lang und fügte dann hinzu: »Und mit einer Frau.«
»Was für Ärger?«
»Ich — ich fürchte, eine Leibwache übersteigt meine Mittel.«
»Mit Ihrer Phantasie ist es offenbar auch nicht weit her. Sie sind ja noch nicht mal imstande, sich eine hieb- und stichfeste Geschichte auszudenken.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich will damit sagen, daß Sie gar nicht die Absicht hatten, mich zu engagieren. Sie kamen in mein Büro, um herumzuschnüffeln und einen Bogen Briefpapier zu klauen. Den Briefkopf rissen Sie ab und taten ihn zurück in die Schublade, und das restliche Blatt übergaben Sie...« Ich brach ab und wartete.
Sie starrte mich aus weitaufgerissenen erschrockenen Augen an. »Wie, um alles in der Welt, haben Sie das erfahren?«
»Ich bin schließlich Detektiv.«
»Aber ich — ich...«
Es klopfte leise.
Elaine sprang auf, sauste zur Tür und riß sie auf.
Harden Monroe, der Mann, der sich als Carlotta Sheltons Freund und Leibwächter bezeichnet hatte, stand auf der Schwelle. »Hallo, Schätzchen«, sagte er. »Bist du fertig zum...« Plötzlich erspähte er mich. »Ich werd' verrückt!«
»Guten Abend, Mr. Monroe.«
»Was, zum Henker, tun Sie hier?«
»Miss Paisley war heute gegen Mittag in meinem Büro und äußerte den dringenden Wunsch, mich zu sprechen. Jetzt scheint sie allerdings nicht mehr so scharf drauf zu sein.«
Er wandte sich an sie. »Wie hat er dich gefunden?«
»Keine Ahnung.«
»Hast du deine Adresse hinterlassen, deine Handtasche vergessen oder...?«
»Himmel, nein, so dumm bin ich nicht.«
»Hast du vielleicht von dort aus telefoniert und dabei irgendeinen Namen genannt?«
»Nein, sag' ich dir. Nein! Nein! Nein!«
Monroe musterte mich nachdenklich. »Wie sind Sie hergekommen?«
»Mit dem Taxi.«
»Lassen Sie die Faxen. Wie sind Sie hergekommen?«
»Ich fand
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