Tatort Doppelbett
nicht gefunden werden.«
»Wir werden sie finden«, erklärte Sellers.
»Im Moment handelt es sich um Sie, Mr. Lam«, sagte Cecil. »Falls man Sie in die Ausnüchterungszelle gesteckt hat, um Sie zum Reden zu bringen, dürfte das für Sergeant Sellers sehr, sehr unangenehme Folgen haben.«
»Na, nun lassen Sie mal die Kirche im Dorf«, sagte Sellers zu dem Anwalt. »Ich kenne Bertha, und ich kenne Donald Lam. Die zwei sind in Ordnung. Sie sind nicht darauf aus, einem schwerarbeitenden Polizeibeamten das Leben sauer zu machen. Sie wissen, daß man nicht immer am gleichen Strang ziehen kann. Jeder von uns hat seine Verpflichtungen. Die beiden sind vernünftig und fair, und Sie sollten sich ein Beispiel daran nehmen.«
»Wir werden vermutlich auf einhundertfünfzigtausend Dollar Schadenersatz klagen und ein Disziplinarverfahren beantragen.«
Sellers sah Bertha an. »Das werden Sie mir doch nicht antun. Wir waren doch immer gute Freunde, Bertha.«
»Stimmt, aber in letzter Zeit hatten Sie so eine komische Art, uns Ihre Freundschaft zu beweisen.«
»Sie wissen ebensogut wie ich, daß in dieser Stadt eine Detektei, die mit der Polizei schlecht steht, ihren Laden zumachen kann.«
»Merken Sie sich diese Äußerung, Mrs. Cool«, sagte Cecil. »Ich betrachte sie als einen Nötigungsversuch.«
»Das war keine Nötigung«, behauptete Sellers, »das war die schlichte Feststellung einer allgemein bekannten Tatsache.«
Mir wurde das Geplänkel allmählich zu dumm. »Was ist mit dem Geständnis von Elaine Paisley?« erkundigte ich mich bei Bertha.
»Ach, das ist wahrscheinlich noch nicht mal das Papier wert, auf dem es geschrieben steht«, meinte Sellers. »Ich gehe jede Wette ein, daß es unter Zwang abgelegt wurde.«
»Wie soll ich denn jemand unter Druck setzen? Ich bin doch bloß ein schlichter Bürger ohne jede Amtsgewalt«, erwiderte Bertha anzüglich.
»Ganz recht«, sagte Cecil, »von Zwang kann keine Rede sein. Ich habe das Original der eidesstattlichen Erklärung bei mir. Elaine Paisley hat die Erklärung heute morgen um acht Uhr vor mir als Notar beeidigt und unterschrieben. Ich fragte sie vorher eigens, ob sie zu diesem Geständnis gezwungen, überredet oder durch das Versprechen einer Belohnung veranlaßt worden sei, und sie bekundete, daß sie es aus freien Stücken ablege. Meine Sekretärin hat das Gespräch von Anfang bis Ende mitstenografiert.«
»Okay«, sagte Sellers, »das gibt Lam die Chance, sich an Carlotta Shelton schadlos zu halten. Die Polizei berührt das nicht weiter; schließlich dreht's sich ja nicht um eine strafbare Handlung.«
»Erpressung, Irreführung der Polizei, Verleumdung — ist das vielleicht nichts? Als Miss Shelton Anzeige gegen Lam erstattete, fanden Sie mehr als hinreichende Gründe für eine polizeiliche Intervention. Es ist merkwürdig, wie zurückhaltend Sie jetzt auf einmal sind.«
»All right, all right, reiben Sie's mir nur ordentlich unter die Nase. Aber vielleicht sagen Sie mir jetzt mal, was Sie eigentlich von mir wollen.«
Ich blinzelte Cecil zu. »Ich halte es für zwecklos, die Angelegenheit weiter mit Sergeant Sellers zu besprechen. Da wir ja die Absicht haben, ihn zu verklagen, sollten Sie als Anwalt sich mit Sellers' Anwalt darüber unterhalten und nicht mit Sellers selbst. Außerdem sind wir wohl alle ein bißchen erregt. Ich schlage vor, daß wir die Sache erst mal in Ruhe überdenken, bevor wir irgendwelche Entschlüsse fassen.«
Cecil stand auf. »Gut, Lam, wenn das Ihre ehrliche Meinung ist, wollen wir es so halten. Wir haben in aller Form gegen die Ausschreitungen der Polizei Verwahrung eingelegt, und wir bestehen auf unseren Rechten. Meiner Ansicht nach sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen. Die Kratzer in Ihrem Gesicht sehen schlimm aus.«
»Schauen Sie«, sagte Sellers, »aus einer Steckrübe können Sie kein Blut pressen. Ich bin Polizist; ich hab' nichts. Carlotta Shelton gehört zur Prominenz. Warum halten Sie sich nicht an sie und lassen mich zufrieden?«
»Wir halten uns an alle; wir schließen auch die Möglichkeit nicht aus, daß Sie und Carlotta Shelton in geheimem Einverständnis handelten. Machen Sie sich jedenfalls darauf gefaßt, daß Sie auch in dem Prozeß gegen Carlotta Shelton als Beklagter erscheinen werden, von dem Prozeß gegen Sie wegen rechtswidriger Verhaftung und Mißbrauch der Amtsgewalt ganz zu schweigen.«
Nach diesem letzten Böller marschierte Cecil zur Tür und hielt sie auf.
Bertha segelte majestätisch
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