Tatort Doppelbett
ermordet worden war. Mir schwante, daß die Polizei sämtliche Gäste des Motels auf Herz und Nieren prüfen würde. Ich wußte nicht, ob Fisher irgend jemandem von seinem Besuch bei uns erzählt hatte. Jedenfalls traute ich mich nicht, es darauf ankommen zu lassen. Ich mußte sofort Vorsichtsmaßregeln ergreifen, und es gab nur eine einzige Person, der ich mich restlos anvertrauen konnte.
Ich rief im Motel an, sagte, daß ich den Bungalow noch zwei Tage länger behalten wollte, und schickte ihnen das Geld durch Boten.«
»Dann war Ihr Schwiegersohn also niemals in dem Motel?«
»Nein. Er kennt Sharon nur vom Sehen.«
»Wieviel verlangt Sharon Barker für ihre Hilfe und ihr Schweigen?«
»Bisher hielt es sich in Grenzen. Aber das war erst der Anfang.«
»Und Sie werden zahlen?«
»Ja.«
»Was, glauben Sie, ist passiert? Mit Ronley Fisher, meine ich?«
»Keine Ahnung; ich will es auch nicht wissen.«
»Sie sitzen ganz schön in der Klemme.«
»Damit sagen Sie mir nichts Neues.«
»Auch ich hatte nichts als Ärger.«
»Schlimm?«
»Sehr schlimm.«
»Ihr Gesicht ist zerkratzt.«
»Tja, man hat mir das Gesicht zerkratzt, mich in den Bauch geboxt, mir die Kinnlade lädiert und mich für eine ganze Nacht in die Ausnüchterungszelle gesteckt.«
»Das tut mir leid.«
»Mir auch.«
»Was werden Sie jetzt machen?«
»Ich werde versuchen, Sie aus der Sache herauszuhalten. Aber dazu muß ich wissen, was passiert ist.«
»Das wissen Sie jetzt.«
»Ihr Schwiegersohn hat sich ja mächtig ins Zeug gelegt. Seine Geschichte hatte es in sich.«
»Es war die beste Erklärung, die mir einfiel.«
»Die Polizei ist der Meinung, ich hätte sie an der Nase herumgeführt, und will mir meine Lizenz abnehmen.«
»Ich habe einigen politischen Einfluß, den ich diesmal zwar nicht direkt geltend machen kann, aber wegen Ihrer Lizenz brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
Er griff wieder nach dem Füllfederhalter, schrieb einen Scheck aus, riß ihn heraus und reichte ihn mir. Er lautete auf fünftausend Dollar. »Knausern Sie nicht bei den Spesen, Lam. Das ist nur eine Anzahlung.«
Ich steckte den Scheck ein und schüttelte ihm die Hand.
»Können Sie mich heraushalten?« fragte er.
»Ich weiß nicht, aber ich werde mein möglichstes tun. Wir versuchen stets, unsere Klienten zufriedenzustellen.«
»Okay. Ich bin Ihr Klient, vergessen Sie das nicht.«
»Bestimmt nicht, Mr. Getchell.«
Getchell riß die Tür auf und sagte mit erhobener Stimme: »Ihr Stil gefällt mir, junger Mann. Mir gefällt auch Ihre Initiative und Ihr Schneid, aber ich bin entschieden dagegen, daß Sie Ihre und meine Zeit vergeuden. Ferner glaube ich nicht, daß Mr. Allen, mein Schwiegersohn, auch nur das mindeste Interesse für Ihren Vorschlag hat. Diesmal lasse ich es Ihnen noch durchgehen, aber rennen Sie mir ja nicht wieder unangemeldet die Bude ein. Haben Sie mich verstanden?«
»Jawohl, Sir«, sagte ich und marschierte ganz klein und bescheiden aus dem Büro.
Ich klemmte mich hinters Lenkrad und raste zum Gericht.
Harcourt Parker, der an Stelle von Ronley Fisher die Anklage vertrat, tat, was er konnte, kam aber nicht vom Fleck.
Staunton Cliffs war im Zeugenstand, sagte in eigener Sache aus und machte auf die Geschworenen einen guten Eindruck. Der Bursche wirkte glaubwürdig, war gescheit und ein guter Schauspieler.
Der Tod seiner Frau, so erklärte er, ginge ihm sehr nahe. Obwohl sie nicht mehr zueinander gepaßt hätten und dicht vor der Scheidung standen, hätte er sie doch geachtet und stets als gute Freundin angesehen. Er gab zu, daß er seiner Geliebten Marilene Curtis Aufsehen ersparen wollte und deshalb die Polizei zunächst belogen und behauptet hätte, er und seine Frau wären bei der Schießerei allein in der Wohnung gewesen.
Der Zeuge sagte, er hätte seine Frau in ihrem Zimmer aufgesucht, um mit ihr über die Scheidung zu sprechen und sie zu überzeugen, daß das die vernünftigste und einzig richtige Lösung wäre. Die Abfindung, die er ihr angeboten hätte, wäre sehr großzügig gewesen. Wie sich gleich darauf zeigte, hätte er seine Frau falsch eingeschätzt. Er hatte geglaubt, sie würde sich ins Unvermeidliche schicken und — da sie seit Monaten keine normalen ehelichen Beziehungen mehr gehabt hatten — die Hoffnungslosigkeit der Situation einsehen.
Statt dessen hätte sie sich wie eine Verrückte benommen, einen Revolver aus einem Schubfach geholt und auf Marilene Curtis geschossen. Marilene wäre aus dem
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