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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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und außen zu festigen und zu verbessern. Auch Einzelmaßnahmen gehören dazu: zum Beispiel die Sanierung des Turms in der mittelalterlichen Stadtmauer in der Südallee, das Mahnmal an der ehemaligen jüdischen Synagoge, die Restaurierung der schwenkbaren Dachkonstruktion des Moselkrans aus dem Jahre …«
    »… es gibt doch schon Vereine, die sich darum kümmern. Denen brauchen Sie doch nur noch das nötige Geld für ähnliche Aktionen zukommen zu lassen?«
    »Das stimmt, aber wir wollen auch bestimmen, was mit unserem Geld gemacht wird.«
    Zwei dampfende Espresso wurden auf den Tisch gestellt. Walde bemühte sich, einen Blick zu der Schönen zu vermeiden, um nicht abgelenkt zu werden.
    »Wissen Sie, was böse oder kritische Zungen über den Aktivkreis behaupten?«
    Hirschner schüttelte den Kopf.
    »Wollen Sie es wissen?« Walde rührte ein wenig Zucker in den zweiten Espresso.
    »Ich interessiere mich für alles.« Hirschner gab ein Stück Süßstoff in seine Tasse.
    Aus dem monotonen Rauschen, das von der Stadt zu hören war, hoben sich die Sirenen eines Feuerwehreinsatzes ab.
    »Ich gebe nur wieder, was mir gesagt wurde.«
    »Nur zu.« Hirschner erhob sich mit der Tasse in der Hand und schaute zur Stadt hinunter.
    »Die Fototapete bewegt sich«, sagte Walde.
    »Es könnte ja das Präsidium brennen.« Hirschner schmunzelte und wirkte für einen Augenblick nicht so todernst.
    »Oder Ihre Kellerei«, konterte Walde. Er trank den Espresso, bevor er zu viel Wärme verlor. »Ich hatte Gelegenheit, in den letzten Tagen verschiedene Stimmen zum Aktivkreis einzufangen. Das reichte von dem Vergleich mit einer Freimaurerloge bis zu einer kriminellen Vereinigung, wie sie vornehmlich in Sizilien zu finden ist.«
    »Mafia, interessant, aber nicht neu.« Hirschner blieb gelassen. »Der Aktivkreis ist aus dem Gedanken heraus entstanden, Gleichgesinnte zusammenzubringen, um sich auszutauschen, neue Strukturen zu schaffen, Möglichkeiten zu bündeln, Synergien zu nutzen, gemeinsame Ziele zu verfolgen.«
    »Als ein gemeinsames Ziel könnte zugrunde gelegt werden: Geld verdienen.« Der Espresso wirkte und ließ Walde wieder aus seiner Lethargie erwachen.
    Hirschner nickte.
    »Und davon können manche bekanntlich nicht genug bekommen«, fuhr Walde fort. »Wie in der ehrenwerten Gesellschaft, wo man sich gegenseitig hilft, eine Gefälligkeit gegen die andere tauscht …«
    »Ich kann nur für mich sprechen. Ich bin ausdrücklich darum gebeten worden, dem Aktivkreis beizutreten.«
    »Weil Sie schon genug Geld verdient haben und ihr Geschäftsfeld außerhalb Triers liegt?«
    »Ich habe mich gleich bei der ersten Teilnahme an einer Versammlung des Aktivkreises sehr wohl gefühlt. Ich bin mit vielen Gleichgesinnten zusammen getroffen.«
    »Wie Parteifreunde?«
    Hirschner nickte: »Ja, aber eher wie die Vertreter eines bestimmten Flügels einer Partei.«
    »Des rechten?«, rutschte es Walde heraus.
    »Wenn Sie den Erhalt unserer Kulturgüter, das Bemühen um saubere Straßen in unserer Stadt und die Förderung der Kunst als rechte Gesinnung auslegen.«
    *
    Von seinem Penthouse hatte Haupenberg einen Rundumblick. Er konnte die Mosel und die hoch oben auf der anderen Flussseite gelegene Mariensäule ebenso sehen wie den Dom und den Petrisberg auf der anderen Seite. Den Ausblick wusste er zu schätzen, aber er mochte die Hitze nicht, die ihm trotz Dreifachverglasung und automatischen Blenden schon bei den ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr zu schaffen machte. Die Kerzen bogen sich in den Ständern, die Pflanzen verdorrten, die Teppiche und Bezüge bleichten aus, er selbst schwitzte, alles war viel zu offen, viel zu viel Glas! Von allen Seiten konnte man in die Wohnung sehen. Es war ein leichtes, ihn von einem der zahlreichen Kirchtürme aus ins Visier eines Zielfernrohrs zu nehmen.
    »Hallo, hier ist Haupenberg, ich möchte bitte Herrn Hirschner sprechen.«
    »Tut mir Leid, Herr Hirschner hat eine Besprechung. Ich richte ihm gerne aus, dass er Sie zurückrufen soll.«
    »Danke.« Haupenberg ahnte bereits, dass er auf den Rückruf nicht zu warten brauchte.
    Wieder wanderte sein Blick an der Verglasung entlang. Das hier hatte bald ein Ende, er würde sich die Wohnung nicht mehr lange leisten können.
    *
    Am späten Nachmittag traf sich der engste Kreis der Ermittler in Waldes Büro, wo Weiler gleich zu Anfang über seine ersten Erkenntnisse auf dem Weg zum Täterprofil referierte.
    Über seine Hornbrille hinweg schaute Weiler in die Runde.

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