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Tatort Mosel

Tatort Mosel

Titel: Tatort Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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»Alltägliche Probleme oder Kränkungen können Auslöser für die Taten sein. Unser Mann scheint deprimiert zu sein und nicht mehr daran zu glauben, dass die Gesellschaft, sprich Aufsichtsbehörden, das können Finanzamt, Polizei, Stadtverwaltung oder sonstige Behörden sein, die Oberhand behalten.«
    »Sie meinen, es handelt sich um einen männlichen Verrückten?«, fragte Gabi.
    »Mit letzter Sicherheit ist das nicht zu sagen. Er ist wahrscheinlich männlich. Es ist kein Schizophrener, der einer Wahnvorstellung nachgeht. Was mich so erschreckt, ist, dass es wahrscheinlich ein intelligenter Mensch ist, der seine Taten eiskalt vorbereitet. Andererseits legt er dadurch, dass er die Morde nach ähnlichem Muster begeht, Spuren aus. Entweder will er dazu beitragen, gefasst zu werden, oder ist sich seiner Sache sehr sicher.«
    »Wie kommen Sie darauf? Sie haben doch nicht mehr Material als wir zur Verfügung?«, hakte Gabi nach.
    »Der Täter ist wahrscheinlich persönlichkeitsgestört und narzistisch. Ein Indiz dafür liefert das Bekennerschreiben. Er wurde von den Opfern in irgendeiner Weise gekränkt oder ist sonst wie geschädigt worden. Er fühlt sich im Recht und wird weitermachen.« Weiler nahm die Brille ab. Seine Augen schrumpften auf Normalgröße. »Die Unterschrift weist darauf hin, dass wir es mit einer einzelnen Person zu tun haben. Es könnte sich aber auch eine Vereinigung dahinter verbergen, die sich den Namen ’Der bewegte Bürger’ gegeben hat.«
    »Immer vorausgesetzt, dass das Bekennerschreiben überhaupt echt ist«, sagte Gabi.
    »Das vorausgesetzt.« Weiler nickte.
    »Davon können wir aber ausgehen, nachdem feststeht, dass die gleichen Schreiben schon vor der Tat verschickt wurden«, sagte Meier.
    »Es ist bisher keines bei den Opfern gefunden worden«, meldete sich Grabbe zu Wort.
    »Vielleicht ist es ein notorischer Leserbriefschreiber, der lange nicht mehr in der Tageszeitung abgedruckt wurde und nun zu anderen Mitteln greift«, sagte Monika.
    »Oder ein Eintracht-Fan«, warf Gabi ein. »Singen die nicht ’Steht auf, wenn ihr Trierer seid’ oder so ähnlich?«
    Weiler sagte: »Leute, das führt zu nichts. Es ist schon möglich, dass ich mit meinen Vermutungen irre. Aber eine Handschrift lässt der Mörder deutlich erkennen: Er tötet Menschen, die im öffentlichen Leben stehen, Geschäfte machen, Einfluss auf das Lokalgeschehen haben, das Stadtbild aus seiner Sicht negativ verändern.« Weiler legte eine Pause ein. Alle hörten ihm aufmerksam zu. »Er befördert sie in die Mosel«, fuhr er fort. »Räumer wäre normalerweise von einem Frühjahrshochwasser weggeschwemmt worden. Dieses Jahr ist es ausgeblieben. Ich habe das Gefühl, dass der Mörder nur darauf gewartet hat, dass sein erstes Opfer entdeckt wurde, um sofort wieder zuzuschlagen.«
    »Das heißt, es kann jederzeit zu einer neuen Tat kommen?«, fragte Gabi.
    »Die Nachricht von der Entdeckung der Leiche Fellrichs konnte nicht zurückgehalten werden. Ich hoffe, dass es nicht soweit kommt, aber nehmen wir einmal an, es taucht ein weiteres Opfer auf, so sollten wir uns jetzt schon eine Strategie zurechtlegen, um die Sache unter dem Deckel zu halten.«
    »Kann es nach dem, was Sie sagen, auch dieser Geschäftsführer Ströbele sein?« Meiers Feuerzeug streikte. Er schaute hilflos in die Runde.
    Walde überlegte, was Meier momentan wohl größere Sorgen bereitete, der Nikotinverzicht oder der mögliche Verlust eines Hauptverdächtigen.
    »Meine Schlüsse habe ich bisher ausschließlich aus der Aktenlage gezogen.« Weiler setzte die Brille wieder auf. Seine Augen wirkten erneut wie hinter Vergrößerungsgläsern. »Was die Person dieses Geschäftsführers angeht, habe ich nur sehr dürftige Anhaltspunkte.«
    »Den sollten wir endlich auftreiben«, nuschelte Meier, immer noch mit der kalten Zigarette zischen den Lippen, seinen Daumen am Feuerzeug wund reibend.
    »Ich kann mich um das Schätzchen kümmern«, bot Gabi an.
    Eine Sekunde stand Walde das Bild vor Augen, wie der gefesselte Geschäftsführer die Stufen zum Präsidium hochgeschleift wurde. »Grabbe und Sonja, ihr beide macht das. Gabi, ich habe dich für etwas anderes vorgesehen.« Walde wusste zwar nicht, für was und war froh, dass sie sich nicht sofort nach ihrer Aufgabe erkundigte.
    »Ansonsten müssen wir so schnell wie möglich eine Liste mit Leuten zusammenstellen, die Konflikte mit Räumer und Fellrich hatten«, fuhr Walde fort.
    »Da ist der Begriff Schnittmenge besser

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