Tatort Oktoberfest (German Edition)

und strahlen bitte, ja?“ Claudia stellt sich in Positur und zupft noch schnell an ihrer Schürze, dann wartet sie. Sie lächelt Ludwig zu und wirft ihm eine Kusshand zu. Dann ertönt das Zeichen.
    „Etwas Unglaubliches ist geschehen! Geheimnisvolles Dunkel legte sich über das Zelt. Vielleicht ein Gag? Um unsere Claudia noch strahlender erscheinen zu lassen? Mir haben die Kerzen auf den Tischen gefallen. Euch auch? Ein kleiner Vorgeschmack auf Weihnachten, in drei Monaten ist es soweit, sozusagen eine kleine Einstimmung. Aber Hallo, wer steht denn da unten schon an der Schenke? Unsere Claudia? Ja, sie wartet schon ungeduldig auf ihren Einsatz. Zwei Schankkellner helfen ihr anscheinend, aber ich gebe besser ab an unsere Sonia. Sonia wie sieht es aus?“
    Claudia lächelt und blickt Sonia an, als würde sie die junge Moderatorin das erste Mal sehen. Ihr ist bewusst, dass sie jetzt groß auf dem Bildschirm zu sehen ist und Präsenz zeigen muss.
    „Und, Claudia, zittern Sie?“ Claudia wiegt den Kopf und lacht. „Ja? Nein? Okay, sie hat keine Bedenken. Sie wird es schaffen.“ Sonia hält ihr das Mikro hin.
    „Ich habe in der Wirtschaft meiner Großeltern oft genug Bier gezapft, in etwa weiß ich noch, wie das geht. Natürlich kann ich es mit den beiden Experten hier nicht aufnehmen. Ihre Schnelligkeit ist bewundernswert.“ Sie zuckt mit den Schultern, lächelt bescheiden. „Ich hoffe, man sieht mir nach, dass es bei mir langsamer geht.“
    „Ganz sicher, Claudia. Also, wir warten gespannt auf Claudias erste Maß.“
    Claudia nimmt einen Krug und stellt ihn unter den Hahn. „Also, ich lege jetzt den Wechsel um,…“ Das Glas füllt sich rasch mit Schaum. Sie greift sich den nächsten Krug, auch in ihm sammelt sich blitzschnell Schaum. „Anscheinend ist die Sache schwieriger als ich angenommen habe.“ Claudia schaut sich hilfesuchend nach dem Schankkellner um.
    „Warten Sie, Claudia. Das Bier ist etwas aufgeregt. Kein Wunder bei einer solch schönen Frau“, flötet er charmant ins Mikro, um im nächsten Augenblick zu fluchen: „Verdammter Scheiß, was ist mit dem Druck los? Wer hat da rummanipuliert?“
    Die Moderatorin schaut ihn verblüfft an. „Was? Meinen Sie, es geht nicht mit rechten Dingen zu?“ bevor ihr einfällt, dass sie auf Sendung sind. Anja, die andere Moderatorin, steht oben bei der Musik und schaltet schneller. Sie gibt den Musikern schon mal ein Zeichen und fabriziert schnell eine Ansage. „Räumen wir Claudia noch ein wenig Übungszeit ein, bis wir wieder zu ihr zurückschalten. Inzwischen spielt uns die Kapelle nach einem Prosit den ‚Anton aus Tirol‘ und bei den schönen Waden, bittschön alle mitsingen. Außerdem spielen wir noch Mäuschen und schauen, wie es unserem anderen Kandidaten ergeht. Aber jetzt, singen! Lauter! Jaah. ‚Ich bin so schön, ich bin so toll, ich bin der Anton aus Tirol. Meine gigaschlanken Wadln san a Wahnsinn für die Madln, mei Figur, a Wunder der Natur, i bin so stoark und auch so wild, ich treib es heiß und eisgekühlt. Wippe ich mit dem Gesäß, schrein die Hasen SOS und wollen den Anton aus Tirol …‘“ An dieser Stelle erscheint das Schottenhammelzelt auf der großen Leinwand. „Hallo Thomas? Wie sieht’s in der Ochsenbraterei aus?“
    „Tolle Stimmung hier. Gerade versucht Martin Ochshammer, die bestellten Ochsenportionen an die Tische zu bringen. Neben mir steht der bayerische Meister im Gewichtheben, Jan Hieber. Er hat vorher für uns mal probiert, in welche Kategorie das Gewicht eines vollen Tabletts einzuordnen ist. „Wos moanst, Jan?“
    „Ja, do legst di nieda. Damit könnt das Mannsbuid bei uns mitspuin, wenn er es schaffen tät.“
    „Bärig, danke Jan. Einfach scheint es nicht zu sein. Ochshammer wirkt gequält. Schaut, wie viele Teller an der Speisetheke auf das riesige Tablett geschichtet werden. Achtung, jetzt nimmt er vorsichtig das Tablett auf. Es kippelt bedächtig, neigt sich zur Seite. Es wird doch nicht?“ Die Leute stöhnen auf. „Ja, er fasst es und trägt das vollbeladene Tablett professionell durch die vollbesetzten Zeltreihen. Jan, hat der Martin seine Aufgabe gelöst?“
    „Sauba.“
    „Anja, unser Experte, der Jan, ist begeistert. Applaus für den Martin Ochshammer. Damit gebe ich wieder ab zum Hippodrom.“
    Anja blickt Richtung Schenke. „Nun wollen wir mal sehen, was sich in Sachen Bier tut, oder? Sonia?“
    Sonia rudert mit den Armen, winkt ab. Ihr Mund formt: „Nein.“
    Anja gibt den Musikern ein