Tatort Oktoberfest (German Edition)
meine, ein kleines Loch zu spüren. Kruzifix, zu sehen ist nichts.“ Er zeigt auf die Stelle. Ludwig befühlt die Stelle ebenfalls mit dem Finger. „Ja, und?“ Der Schankkellner schaut ihn zweifelnd an. „Meinst du, du kannst das wirklich, gibst du nicht nur an?“
„Ick brauch so was.“ Ludwig zeigt auf ein Messingverbindungsstück.
„Na ja, einen Versuch ist es wert. Warte“, sagt der Kellner und verschwindet für einen Moment. „Wir haben Glück, da lag noch eines bei den Werkzeugen hinten in der Ecke. Bist du dir sicher, du bekommst das hin?“ fragt er immer noch mit Zweifel in der Stimme.
Ludwig befühlt nochmals die Stelle und versucht sich Luigis Anweisungen ins Gedächtnis zu rufen. „Mal sehen“, sagt er ausweichend. „Ham se een Messer?“
„Hier.“ Der Schankkellner stöhnt laut auf, als er ihm sein Taschenmesser reicht. „Mei Bua, wenn das mal gutgeht.“
Wortlos schneidet Ludwig den Schlauch durch. Eine kleine Lache Bier läuft aus dem einen Ende auf den Boden, das andere behält er in der Hand und fädelt dann sorgfältig das Verbindungsstück erst auf der einen Seite, dann auf der anderen Seite ein, so wie Luigi ihm es gezeigt hat. Er beißt sich auf die Zunge. Die Sache erfordert mehr Geschick als er dachte. Immer wieder rutscht es ihm aus den Fingern, aber nach einer Weile gelingt es, und er dreht sich stolz um. „So.“
„Na, mal sehen, ich probier es draußen. Du wartest hier. Hast auf jeden Fall ein Freibier gut.“
„Ick trinke nich“, antwortet Ludwig.
„Na gut, dann eine Cola.“ Nach einer Weile kommt er wieder. „Okay, hier deine Cola, bist ja ein Supermann. Claudia will, dass du mit auf den Bildschirm kommst, als ihr Held.“ Ludwig grinst, und mit einem Mal ist ihm auch nicht mehr schlecht, jedenfalls nicht mehr so richtig.
Als di Flavio das Hippodromzelt erreicht, erlischt im Inneren das Licht. Er hört die Massen aufstöhnen. „Was ist denn bei euch los?“ fragt er den Bodyguard beim VIP-Eingang.
„Das Zelt ist geschlossen, tut mir leid. Kein Zugang mehr.“
Di Flavios Frage bleibt unbeantwortet. Nervös wippt der Wachmann mit dem Fuß, um ihm zu bedeuten, endlich wieder zu gehen. Er zückt seinen Polizeiausweis und sagt: „Ändert das die Lage?“
„Warten Sie.“ Der Wachmann greift zum Walkie-Talkie und ruft etwas hinein. Nach einer Weile kommt die Antwort. „Gut, gehen Sie, aber seien Sie vorsichtig, das Licht ist ausgefallen. Außerdem laufen die Fernsehaufnahmen, also halten Sie sich rechts, dann kommen Sie denen nicht in die Quere.“
Na bitte, denkt er und etwas schadenfroh: Liebe Erica, deine Gräfin brauche ich nicht, um hineinzukommen. Seine Frau hat sich bislang nicht gemeldet, so dass er nicht weiß, ob sie nun wirklich im Zelt ist oder nicht. Aber so oder so, wenn er Heimstetten richtig verstanden hat, hat Luigi hier vor dem Beginn der Wiesn gearbeitet, und vielleicht kommt er an jemanden, der ihn kannte und der ihm noch ein wenig mehr zu ihm sagen kann. Außerdem interessiert es ihn, Claudia in Aktion zu beobachten, vielleicht kann er sie doch noch einmal ansprechen, wenn die Aufnahmen beendet sind. Er schiebt sich durch den Gang, alles ist voller Leute. Auf den Tischen stehen Kerzen. Die Stimmung ist gedämpft. Gar nicht schlecht, murmelt er vor sich hin und hält nach einem Platz Ausschau. Das Licht flammt wieder auf. Eine Gruppe winkt ihm zu, sich zu ihnen zu setzen.
Sein Blick gleitet zur Leinwand. Ochshammer ist zu sehen. Mühevoll balanciert er ein überaus vollbeladenes Tablett auf den Händen und trägt es zu einem Tisch. Die Teller rutschen gefährlich zur Seite, als er seine Last absetzt. Die Leute am Tisch heben ihre Bierkrüge und prosten Ochshammer zu. Er stellt vor jeden von ihnen einen Teller hin.
Di Flavios Aufmerksamkeit gilt einem Mann am Tisch. Im ersten Augenblick kann er nicht sagen, warum. Die Haare, die Figur? Die Kamera zeigt ihn nur von der Seite, nicht von hinten. Di Flavio ist unsicher. Ist es der Mann, der in der BMW-Welt am Urinal stand? Vielleicht sollte er in das andere Zelt wechseln, um es festzustellen. Jetzt schwenkt die Kamera zur anderen Seite des Tisches und weiter zum nächsten Tisch. Wieder eilt Ochshammer mit schweißnassem Gesicht und einem riesigen Tablett herbei und stellt es abrupt auf dem Tisch ab. Da, jetzt kommt der Nacken des Mannes ins Blickfeld. Er kann sich den Gang in das andere Zelt sparen. Es ist der fragliche Mann. „Martin, das ist jetzt aber nicht ganz gerecht, dass Sie die
Weitere Kostenlose Bücher