Tatort Oktoberfest (German Edition)
Zeichen. Die restlichen Strophen vom Anton werden ins Zelt geblasen.
„Ich versteh das nicht, warum gibt’s da nur Schaum? Ob der Bua da rumgefummelt hat? Was hatte er da zu suchen?“
„Das glaube ich nicht“, mischt sich Claudia ein, „er wollte sicher nur in meiner Nähe sein. Ich dachte …“, und jetzt flunkert sie einfach drauflos, „… es wäre ein guter Gag, wenn er später dazukäme als Ludwig II. Wir hatten ihn schon auf der Roseninsel mit dabei, ich verbürge mich für ihn. Aber wer hat ihn eingesperrt? Ist vielleicht an den Zuleitungen manipuliert worden?“
„Darauf bin i net kumma, aber des könnt’s sein. Dammich, dann sitzen’s in der Klemme. Da muss a Brautechniker kumma. I ruf den Luigi an.“
„Luigi? Hat er die Leitungen verlegt? Das können Sie sich sparen, dann müssen wir wohl eher die Polizei verständigen.“
„Jetzt versteh ich überhaupt nix mehr.“
Sonia wieselt um sie herum. „Unmöglich, das mit der Polizei, wir sind auf Sendung, vergessen Sie das nicht. Wir müssen uns irgendwas einfallen lassen.“
„Na gut, ich geh mal schaun, vielleicht find ich was. Aber das mit dem Luigi müssen’s mir nachher erklären, Claudia.“
Inzwischen hockt Ludwig wie auf Kohlen vor den riesigen Bierbehältern, starrt auf die grüne Wand, die fast sein Verderben geworden wäre. Noch immer fühlt er sich benommen. Soll er das auch seinen Kumpels erzählen? Aber vielleicht geht er gar nicht mehr zurück nach Berlin? Er wird hierbleiben, bei Claudia. Klar.
Kurz nachdem Claudia in das Hauptzelt gerufen wurde, kam eine Bedienung herein. Eine Frau in mittlerem Alter, blond, eher etwas rundlich, mit einem warmen Lachen im Gesicht. Sie schenkt ihm diesen fürsorglichen, mütterlichen Blick, den er normalerweise nicht besonders mag und dem er lieber ausweicht, aber heute kann er ihn ganz gut gebrauchen. Er wärmt. „Na Bua, wirst sicher Hunger haben“, sagt sie munter und setzt ein Tablett mit einer Portion Wurstsalat und einem Glas Wasser vor ihm ab. „Siehst aus wie der Kini, gfallst mir“, meint sie launig. „Iss brav, dann wirst wieder stark und lebendig und schaust nicht mehr aus, als wärst von einem Vampir in Moldawien ausgesaugt worden.“
Sie lacht, und er grinst. Höflich stochert er im Essen herum. Obwohl er Kohldampf hat, bekommt er noch nichts herunter. Er hat noch so einen komischen, metallischen Geschmack im Gaumen sitzen, und ihm ist noch immer etwas übel. Am liebsten hätte er noch eine Dröhnung Sauerstoff genommen, die war wirklich gut. Aber der Doktor ist schon wieder weg. Ihm fällt ein, dass nebenan Claudia wartet. Für sie erträgt er alles. Sie soll nicht den Eindruck bekommen, er wäre ein Schlappschwanz.
Plötzlich stürmt der Schankkellner herein. „Annie, wir sitzen im Dreck, wir kriegen nur Schaum, irgendwas stimmt mit dem Druck oder der Zuleitung nicht. Wir müssen Luigi kommen lassen, aber diese Fernsehheinis wollen keine Unterbrechung, alles muss laufen, sagen sie. Die haben gut reden. Wenn die Zuleitung kaputt ist, dann gnade uns Gott, dann können wir alle Leute wegschicken, und das heute am ersten Wiesn-Sonntag. Der Chef wird mich zur Minna machen.“
„Ick weeß, wie dat jeht“, meldet sich Ludwig schüchtern.
„Was? Also Bursche, ich habe dich sowieso im Verdacht, dass du deine Hände im Spiel hast und an den Leitungen gespielt hast. Wenn Claudia sich nicht für dich verbürgen würde, würde ich dir ganz schön die Leviten lesen, egal, ob du hier eingesperrt warst oder nicht.“
„Nee, habe ick nich, globen Se mir“, stottert Ludwig aufgeregt ob der Verdächtigungen des Mannes und weil ihm bei der Erwähnung des Namens Luigi gleich ganz heiß und dann kalt geworden ist. „Ick kann det wirklich, ick habe zugesehen, als der Mann det vor ner Woche anbrachte und uffgepaßt.“ Er atmet tief durch, so viel auf einmal zu sagen war nicht einfach, vor allen Dingen vor Fremden und bei seiner Aufregung. Außerdem fühlt er sich immer noch benommen. Aber er wird Claudia helfen, das steht für ihn fest. Sie hat zu ihm gehalten. Nur von Luigi darf er nichts erwähnen. Wer sagt denn, dass es Luigi war, der ihm alles erklärt hat. Weiß ja niemand.
Er tritt zum Schankkellner, der sich mit gerunzelter Stirn über das Gewirr der Leitungen beugt, die an der Wand montiert sind. Sie sehen alle gleich aus. Der Kellner fährt mit dem Finger einen der durchsichtigen Schläuche entlang und hält dann inne. „Da“, meint er, „hier könnte es sein. Ich
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