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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ludwig
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ihm rüber.
    „Ick kannte den Luigi, aber ick darf nich darüber reden.“
    Claudia verzieht für einen Moment das Steuer und kommt einem Wagen auf der Überholspur gefährlich nahe. „Was?“ Ludwig wird doch nicht … Das kann nicht sein. Sie steuert den nächsten Parkplatz an.
    Die U-Bahn fährt in den Bahnhof Münchner Freiheit ein. Di Flavio fällt ein, dass dies die letzte Umstiegsmöglichkeit in die U3 ist. Beinahe hätte er sich verfranst. Er hastet zur Tür.
    „Ihre Tüte.“ Der Mann auf dem Nebensitz hält ihm die Plastikeinkaufstasche mit den Zeitungen entgegen.
    „Danke“, murmelt der Commissario und drängt sich durch den Pulk der Einsteigenden.
    In der U3 und Richtung Olympiazentrum unterwegs fingert er eine Zeitung hervor. Gleich auf der ersten Seite lächelt ihm Claudia zusammen mit Ludwig entgegen. Er schmunzelt. Der Junge ist jetzt schon bald eine Berühmtheit. Das Lächeln vergeht ihm, als er daneben das Bild des lachenden Luigi und schlimmer, ein Foto der Leiche, wie sie gefunden wurde, erblickt. Trotz seiner Kopfschmerzen und des Impulses, die Zeitung einfach wieder in die Tüte zu stecken, zwingt er sich, das Bild mit dem Toten genauer zu analysieren.
    Die Leiche lehnt an einem großen Braukessel, das Kinn ist auf die Brust gesunken, so dass nur Luigis dunkler, kurzer Haarschopf zu erkennen ist. Unpassend wirken der dunkle Anzug, das weiße Hemd und die gelockerte und herunterhängende silbergraue Fliege, mit der der Tote ausstaffiert ist. Der auf dem Schoß des Toten auffällig platzierte Zettel mit der Aufschrift: „Wir wollen eine saubere Wiesn“ gibt dem Ganzen einen unwirklichen Touch. Darüber prangt in großen Lettern die Schlagzeile: „Mafia-Krieg auch in München? Schöne Wiesn-Wirtin darin verwickelt? Oder doch Rechtsradikale? Polizei tappt im Dunkeln.“ Im Text einige Details über Luigis Tätigkeit als Brautechniker und ein kleineres Bild seiner Frau mit dem Sohn auf dem Arm.
    Neugierig blättert er durch die anderen Zeitungen. Alle bringen das Foto des toten Luigi auf der ersten Seite. „’Ndrangheta in München angekommen? Wusste der Brautechniker zu viel?“ Di Flavio blättert zur angegebenen Seite mit der Fortsetzung des Artikels. Luigis Vater wird angeführt und die mysteriösen Umstände, unter denen er, so das Blatt, umkam. Außerdem die Verbindung zu Claudias Vater. Das Schlussresümee des Journalisten gipfelt darin, dass alle Italiener der ersten Stunde, die in Deutschland ein Lokal aufmachten, irgendwie mit der Mafia verbandelt sind. Das alte Schema. Sicher, es passte noch immer. Die Mafia, interessiert an Geldwaschgelegenheiten, streckt das Startgeld vor. Daran hat sich nichts geändert. Di Flavio seufzt. Er blättert weiter. Konkrete Fakten kann er in den Artikeln nicht entdecken. Kein Wort über die Tatwaffe, auch keine Vermutung. Eine Ausgabe fesselt mit einem herzerweichenden Bericht über die arme, junge Witwe und ihren Sohn, der mit den Worten von Frau Rezzo schließt: „Mein Mann musste für diese Claudia sterben, sie ist schuld an seinem Tod.“
    Er schaut hoch und stellt fest, dass er an der nächsten Station sein Ziel erreicht. Schnell knüllt di Flavio die Zeitungen zusammen und stopft sie in die Tüte. Bis zu seiner Verabredung in der Ettstraße bleibt nach der Uhr auf dem Bahnsteig noch eine Stunde Zeit. Er registriert den Umstand erleichtert. Zeit genug, sich unter die Dusche zu stellen und ein frisches Poloshirt überzustreifen. Gleich am U-Bahn-Ausgang prüft er die Rückrufe. Nichts.
    Er entdeckt einen Papierkorb und entsorgt die Zeitungen. Nervös behält er das Display seines telefoninos im Auge, als würde er in den wenigen Minuten seit seinem letzten prüfenden Blick den wichtigen Anruf von Enno versäumt haben. Das geschwungene Dach der BMW-Welt winkt ihm zu, und wie magisch angezogen lenkt di Flavio seine Schritte in diese Richtung. In dem futuristischen Gebäude umfängt ihn die Hallenkonstruktion wie das Innere einer Kugel. Noch immer leuchten die Lampen am Himmel wie Kometenschweife. Draußen hängt sich gerade eine Wolke vor die Sonne. Das Licht im Raum verdüstert sich, so dass die puristische Ausstattung heute grau und alltäglich daherkommt.
    Der Commissario steigt zum Café hinauf, stellt sich an die Brüstung und beobachtet eine Weile, wie auf der Gegenseite Neuwagen hereingefahren werden und wie die Besitzer sie entgegennehmen. Er versucht, sich an den Empfang zu erinnern und die Schilderung des Jungen einzupassen. An jenem

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