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sie: „Hallo Martin, ist alles in Ordnung? Hast du das Geld eingezahlt?“
„Leider nur zum Teil. Ich habe 5.000 Euro transferieren können, aber bei der nächsten Niederlassung von Western Union wollten die das Geld nicht annehmen. Was machen wir jetzt?“
„Martin, das schaffen wir schon. Keine Sorge. Hast du versucht, die 15.500 Euro auf einmal einzuzahlen?“
„Ja, aber die wollten das Geld nicht annehmen.“
„Kein Problem, splitte das restliche Geld einfach auf vier Transfers à 3.750 Euro auf. Die restlichen 500 Euro lässt du bitte bei dir, damit ich etwas shoppen gehen kann. Ich sende dir noch ein paar weitere Adressen von Western Union und von einer MoneyGram-Filiale in Hannover. Bitte versuch, das Geld noch heute Vormittag zu überweisen“, schrieb Nadja.
Martin stimmte ohne nachzudenken zu und machte sich nach Erhalt der Adressen umgehend auf den Weg. Nach drei Stunden konnte er endlich die vier Transfers abschließen. Glücklich und erleichtert fuhr er nach Hause und informierte Nadja über seinen Erfolg, bevor er sich auf den Weg zur Arbeit machte.
Einige Stunden später übergab Pjotr einen Umschlag an Boris. „Und? Ist alles gut gegangen?“, fragte Boris.
„Ja, der Typ am Schalter von Western Union hat anfangs ein paar Fragen gestellt. Nachdem ich ihm deine freundlichen Empfehlungen ausgerichtet habe, hätte der fast noch was draufgelegt.“ Schnell zählte Boris das Geld nach, gab Pjotr ein paar Scheine und verschwand.
„Meine Mutter hatte einen Autounfall, ich muss sofort zu ihr nach Moskau fliegen. Ich melde mich, sobald es ihr besser geht“, schrieb Nadja vier Tage später im Chat an Martin und loggte sich aus. Die folgenden 31 Tage schrieb Martin täglich Nachrichten an Nadja und hoffte auf ein Lebenszeichen von ihr.
„Mama, Papa!“ rief Corinna aufgeregt, als sie ihre Eltern am Frankfurter Flughafen sah. Zwei Stunden später saßen Sven, Corinna und ihre Eltern in der Wohnung der Kinder und aßen die beim Lieferservice bestellten Pizzen. Begeistert erzählte Corinna nach dem Mittagessen von den fantastischen vier Wochen auf den Malediven, währendSven die Post durchsah. Irritiert las er zweimal ein Schreiben der BMW-Bank, die ihn aufforderte, die überfällige Anzahlung in Höhe von 20.500 Euro zu leisten. Neugierig schaute Corinna ihm über die Schulter, las die Mahnung der Bank und fragte: „Hattest du die Überweisung nicht kurz vor unserem Abflug getätigt?“
„Ich sehe mal nach“, antwortete Sven, holte sein Notebook und loggte sich ins Onlinebanking der Kurpfälzischen Bank ein. Unter Zahlungsausgänge sah er, dass er der BMW-Bank die 20.500 Euro überwiesen hatte. Sven verglich die Kontonummer der Internet-Überweisung mit der in der Mahnung angegebenen Kontonummer. Beide stimmten überein. „Da hat die BMW-Bank wohl meine Überweisung nicht sauber zugeordnet“, meinte Sven beruhigt.
Corinnas Vater hatte zugehört und sagte dann zu Sven: „Du müsstest doch inzwischen die Kontoauszüge per Post erhalten haben. Faxe die einfach der BMW-Bank zu. Damit kann die Bank die Überweisung einfach zuordnen und die Angelegenheit wäre erledigt.“
Schnell durchsuchte Sven die restliche Post und fand den Brief mit den Kontoauszügen. „Hier ist die Überweisung“, sagte er und stutzte. Er wurde ganz weiß im Gesicht. „Mist, das kann doch nicht sein“, fluchte er. „Auf den Kontoauszügen ist zwar eine Überweisung in Höhe von zwanzigtausendfünfhundert Euro, aber nicht an die BMW-Bank. Der Empfänger ist ein Martin Saarländer“, sagte er zu Corinnas Vater.
„Wer soll denn das sein?“, fragte Corinna.
„Keine Ahnung. Ich kenne keinen Saarländer und vor allem habe ich niemals Geld an ihn überwiesen. Im Onlinebanking steht ja auch, dass ich das Geld an die BMW-Bank überwiesen habe. Was soll das bloß?“, fragte Sven panisch.
„O Gott“, rutschte es Corinnas Mutter raus, „Sven, kann es sein, dass du einen Onlinebanking-Trojaner auf deinem Computer hast? Ich habe darüber in der Zeitung gelesen. Diese Trojaner sollen sich unbemerkt auf Computern installieren können. Macht dann einComputerbenutzer Onlinebanking und führt eine Überweisung durch, tauschen die Trojaner heimlich im Hintergrund die Empfängerdaten, also Kontonummer, Bankleitzahl, Empfängername und Betrag aus. Allerdings zeigt der Computer diese Daten nicht an, sondern nur die, die der Computerbenutzer eingegeben hat!“
„Nein, Mama, dass kann nicht passiert sein“, wandte Corinna
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