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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick L. Brille
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moralisch machen, aber es sei uns an dieser Stelle doch gestattet, darauf hinzuweisen, dass die Fähigkeit, sich aller Kleider zu entledigen und lasziv in eine Kamera zu schmollen, per se noch kein regelmäßiges Einkommen rechtfertigt.
    Allerdings – und auch das darf hier nicht unerwähnt bleiben – gibt es auch andere Nacktmodelle, die so gar nichts mit den drallen Schmollmundbeautys aus der Schmuddelecke des Bahnhofskiosks zu tun haben. Oftmals handelt es sich um Studentinnen oder Studenten, die sich ein paar Euro dazuverdienen und in der Kunstklasse der Volkshochschule unbekleidet auf einem Podest sitzen oder stehen. Sie bieten mehr oder weniger frustrierten Hausfrauen aus Niederbayern die Gelegenheit, endlich mal einen Akt mittels lebendigem Vorbild malen zu dürfen.
    Dabei ist makellose Schönheit absolut keine Voraussetzung – eher ein Hindernis. Denn Playboy- taugliche Models würden schnell dazu führen, dass Malkurse binnen weniger Minuten zwar restlos ausgebucht wären – das Interesse der potenziellen Pinselschwinger an der hehren Kunst hielte sich allerdings wohl in überschaubaren Grenzen. Selbiges gilt für den Brad-Pitt-Verschnitt aus Oberhaching, der für die Deggendorfer Metzgersgattinnen möglicherweise eine Versuchung darstellen könnte, gegen die lila eingewickelte Schokolade einfach nicht mehr ankommt. Nein, das Nacktmodell, das von Kunstlehrern bevorzugt wird, ist eher der Typ »Normalo« – nicht zu dick, nicht zu dünn, auf keinen Fall zu langbeinig und ohne übertrieben ausgeprägte Rundungen. Die körperlichen Proportionen sollten gut erkennbar sein, zuweilen ist auch ein ausgeprägter Muskeltonus gefragt.
    Die Fähigkeit zur inneren Ruhe und Einkehr kann auch nichts schaden. Schließlich kommt es möglicherweise darauf an, lange Zeit in ein und derselben Pose zu verharren. Eines sollte ein Nacktmodell übrigens auch nicht sein: neugierig. Denn wer jene Bilder unbedingt sehen will, die von den Eleven der Malerei angefertigt wurden, stößt dabei meistens sehr schnell an die Grenzen der eigenen Toleranz.
     
Gefahr: ** (Manchmal drohen Muskelkrämpfe, und möglicherweise wird man auch zum Objekt der Begierde. Solange es nicht zu Nachstellungen kommt, ist das Risiko überschaubar. Generell gilt aber natürlich: Nacktheit macht verwundbar – so oder so.)
Langeweile: ** (Für den Playboy abgelichtet zu werden, soll angeblich recht aufregend sein. Und möglicherweise ist es auch jedes Mal, wenn man sich für Kameras oder für fremde Menschen auszieht, ein Kick. Vielleicht gewöhnt man sich aber auch dran, und dann … dann wird’s wahrscheinlich auch irgendwann mal fad.)
Seltenheit: (Die Zahl der Bewerber und Bewerberinnen ist riesig.)
Ekelfaktor: *** (Wenn es Ihnen nichts ausmacht, angestarrt zu werden, wenn Sie der Gedanke nicht stört, dass fremde Menschen angesichts Ihrer Bilder sabbern oder Schlimmeres anstellen, dann ist es vermutlich nicht besonders eklig. Es sei denn, der Fotograf oder Kunstlehrer korrigiert Ihre Posen ständig mit seinen Schwitzefingern …)
Neidfaktor: ***(Wir wissen nicht so recht, warum, aber viele Menschen empfinden den Beruf als erstrebenswert. Tja.)

Comicfigurkostümträger
     
    N un stellen Sie sich doch einfach mal vor, Sie spazieren nichts ahnend einen öffentlichen Weg entlang, und plötzlich springt Sie eine haarige oder irgendwie schleimig-glatte Kreatur an und beginnt, sich mit riesigen Pranken an Ihnen zu schaffen zu machen. Ihre Reaktion? Nun – wenn Sie keine Neigung verspüren, nach getaner Verrichtung wie einst Siegfried im Drachenblut zu baden, dann geben Sie die Light-Version von Katrin Krabbe und machen sich rasend schnell so dünn wie möglich. Panik kann ein durchaus belebendes Gefühl sein.
    Oder aber Sie tendieren tatsächlich zum Heldenmut, haben sich in der vergangenen Nacht mal wieder eine Überdosis Dirty Harry reingezogen und zufällig sowohl einen Baseballschläger in der Jackentasche als auch eine .38er im Gürtel stecken. Dann filetieren Sie das dämonische Gesocks binnen weniger Augenblicke zu einer geleeartigen Masse, die blutend und wimmernd zu ihren Füßen den Weg alles Irdischen beschreitet.
    Stopp. So gut wir die letztgenannte Reaktion auch nachvollziehen können, so sehr müssen wir Ihnen von einem solchen Verhalten abraten. Denn auch wenn dieses Dingsda erschreckend rüberkommt und selbst abgebrühteste Gettokids aus Münstereifel-Nord mühelos zum Weinen bringt, handelt es sich doch in den wenigsten Fällen

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