Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Rande des Great Barrier Reef: genialer Marketingtrick.
Gefahr: * (Wäre da nicht die kleine, gemeine Qualle gewesen, hätte es gar keinen Stern gegeben.)
Langeweile: * (Ben hatte eine Villa, eine Yacht zur Verfügung, durfte Hubschrauberrundflüge ordern, und seine Freundin war da. Wetter war toll, Strand zu Fuß erreichbar, Wasser warm, und ab und zu konnte man Boote vorbeischippern sehen … Noch Fragen?)
Seltenheit: ***** (Gab’s wohl nur einmal, gibt’s nie wieder.)
Ekelfaktor: * (Nur diese fiese kleine Qualle …)
Neidfaktor: ***** (Nennen Sie mir einen Menschen, der Ben Southall nicht um diesen Job beneidet, und ich zeige Ihnen den Messias.)
Partytester
D ass Party nicht gleich Party ist, wissen Sie spätestens, seit sich die als rauschende Ballnacht angekündigte Megasause beim Kollegen als verklemmter Ringelpietz mit Anfassen im holzgetäfelten Partykeller entpuppte. Sie wissen schon, jene Veranstaltung, bei der Irene aus der Buchhaltung vergeblich versuchte, mit Streichhölzern sämtliche Stellungen des Kamasutra nachzulegen, was dort bereits als stilbildendes Entertainment betrachtet wurde.
Unvergessen auch jene Disco-Fox-Nacht, zu der Sie von scheinbar attraktiven jungen Menschen gelockt wurden, um dort entsetzt festzustellen, dass sich eine füllige Wasserstoffblondine im azurblauen Strampler abwechselnd darum bemühte, für die heißesten Partyhits der Achtziger und für einen stattlichen Berg von Tupperware-Schüsseln geeignete Abnehmer zu finden.
Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, sollte man sich bei jeder mit Blumenmustern versehenen Einladungskarte daran erinnern, welche grauenhaften, an Traumata grenzenden Erinnerungen man mit sich herumschleppt, weil seinerzeit im Hobbykeller des coolen Ralle Flaschendrehen gespielt wurde. Damals, als die wilde Erika ihren selbst gestrickten Zwei-Meter-Schal als Lasso benutzte. Brrrr.
Was wir damit sagen wollen? Nun – überfliegen Sie doch einfach noch einmal den ersten Satz unseres Textes und wiederholen Sie ihn als Mantra: Party ist nicht gleich Party. Und weil das so ist und weil jeder das weiß und weil es dennoch immer wieder Menschen gibt, die beim Veranstalten einer Party so ziemlich alles falsch machen, was man nur falsch machen kann – aus diesen Gründen gibt es den ultracoolen Job des Partytesters.
Um es gleich vorwegzunehmen und zarte Blütenträume im Keim zu ersticken: Den Beruf des Partytesters gab es in unseren Breiten bisher offiziell erst ein Mal, und es wird ihn möglicherweise auch nicht so schnell wieder geben. Wenn er aber noch einmal ausgerufen wird, dann sollten Sie in der allerersten Reihe derer stehen, die den Finger heben, wenn es heißt: Freiwillige vor.
Zum ersten und bislang einzigen Mal wurde dieser Job von der Firma Bacardi im Juli 2009 ausgeschrieben. Gesucht wurde die perfekte Party, und ein Glücklicher/eine Glückliche durfte sich an zwölf Wochenenden zwischen August und Oktober auf die Suche machen. Pro Reiseeinheit sollten zwei Partys getestet werden, was nahelegte, dass es jede Menge knackiger Saturday Nights gab. Als »Aufwandsentschädigung« wurde das bescheidene Monatssalär von fünftausend Euro entrichtet, allerdings natürlich nur für drei Monate. Zusätzlich gab’s eine einmalige Reisepauschale von ebenfalls fünftausend Euro, was jedoch angesichts der explodierenden Preise im Personennahverkehr die Beförderung via Erster Klasse praktisch unmöglich machte. Ein echter Minuspunkt.
Der ideale Kandidat, der nach langen Mühen tatsächlich gefunden wurde, sollte zwischen einundzwanzig und fünfunddreißig Jahre alt sein und möglichst schon Erfahrungen als Fotograf oder Party-Promoter mitbringen. Ebenso gefragt waren journalistische Grundkenntnisse, und natürlich sollte der coole Partybummler auch wissen, wie man eine perfekte Party feiert. Zusätzlich sollte er das Credo der Firma Bacardi, »Verantwortungsvoller Genuss ab achtzehn Jahren«, promoten und darauf achten, dass auf der jeweiligen Veranstaltung keine saufenden Dreizehnjährigen ihrer komatösen Premiere harrten, wie es auf Feuerwehrfesten landauf, landab mittlerweile schon guter Brauch ist.
Darüber hinaus hatte der Proband die Partys höchstselbst auszuwählen, seine Route eigenständig zu planen und auch noch etliche Messungen vorzunehmen. So musste beispielsweise die Lautstärke der Musik ermittelt werden, was uns spontan an jene legendäre Feier im Jugendheim zu Oberniederdorf erinnert, in deren Verlauf sich mehrere
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