Tatsache Evolution
Molaren aller hier angesprochenen Rüsseltier-Arten abgebildet.
Abb. 3.13: Der Asiatische Elefant (
Elephas maximus
) im natürlichen Lebensraum . Im Gegensatz zu seinem etwas größeren afrikanischen Verwandten (
Loxodonta africana
) wurde dieser u. a. in Indien lebende Großsäuger vom Menschen domestiziert und dient als gutmütiges Arbeitstier, wobei der aus einer verlängerten Nase hervorgegangene Rüssel als Werkzeug benutzt wird. Das Leben beider Elefantenarten wird durch die Abnutzung der letzten Mahlzähne (Molaren) begrenzt: Nach Abtrag der Zahnrillen können die ausgewachsenen, alternden Tiere nicht mehr kauen und sterben einen langsamen, grausamen Hungertod. Während dieses letzten Lebensabschnittes werden die sterbenden Elefanten in der Regel von mitleidenden Artgenossen, die keine direkten Verwandten sein müssen, aufgesucht.
Abb. 3.14: Rekonstruierte Abstammungsreihe ausgestorbener
Mastodon
(=
Mammut
)-Arten. Mastodons sind entfernte Verwandte der rezenten Elefanten und ausgestorbenen Wollhaar-Mammuts. Die evolutionäre Entwicklungsreihe verdeutlicht , dass der Rüssel aus einer verlängerten Nase hervorgegangen ist, während die oberen Stoßzähne vergrößerte obere Schneidezähne darstellen. Im Gegensatz zu den Elefanten und Wollhaar-Mammuts, die zwei Stoßzähne besitzen , sind die Mastodons durch vier derartige Kopfauswüchse gekennzeichnet. Die Arten
M. angustidens
(A),
M. longirostris
(B) und
M. arvernensis
lebten im Miozän bzw. Unteren (U.) und Oberen (O.) Pliozän. Die Zeiten (Millionen Jahre vor der Gegenwart) sind Näherungswerte (nach Abel, O.:
Lebensbilder aus der
Tierwelt der Vorzeit
. Jena, 1922).
Von Darwin zur Evolutionsbiologie: Design ohne intelligenten Planer 101
|102| Diese Ausführungen zu Leiden und Tod der Dickhäuter sollen das »Darwinsche Gleichnis« vom grausamen, aber dennoch angeblich »allmächtigen Schöpfer-Gott bzw. Designer« ergänzen . Hätte Darwin vom langsamen Hungertod der Elefanten, der auf »un-intelligentes Zahn-Design« zurückführbar ist, gewusst , so wären seine negativen Bemerkungen zum »guten biblischen Gott« wahrscheinlich noch drastischer ausgefallen. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Darwin in seiner Doppel-Veröffentlichung mit Wallace, in der das Selektionsprinzip abgeleitet wurde, die Elefanten als Beispiel aufführt (s. Abb. 1.13, S. 46).
Abschließend soll erwähnt werden, dass Darwin in seinen Reisebeschreibungen ausführlich die Sklaverei diskutiert und in schärfster Form verurteilt hat. Der sensible Naturforscher sah sich in Südamerika mehrfach genötigt, die unmenschlich-verbrecherische Behandlung so genannter »Neger-Sklaven« durch ihre bibeltreuen, weißhäutigen »kultivierten« Beherrscher durch persönliches Einschreiten zu verhindern (Darwin 1839/1845).
Eine ausführliche, logisch-konsistente Widerlegung des von W. Paley (1802) formulierten »Design-Arguments« hat der Wissenschaftstheoretiker und Biologe M. Mahner publiziert (s. Kapitel 11 im Sammelband Kutschera 2007 a). Weiterhin verweise ich auf das klassische Buch von Dawkins (1986). Wir wollen mit diesen Literaturhinweisen dieses Thema abschließen und uns im folgenden Kapitel dem naturwissenschaftlichen Gesamtwerk von Charles Darwin zuwenden.
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|103| 4. Unbekannte Theorien des Biologen Charles Darwin: Von den Rankenfüßern über Rankenbewegungen zur Riffbildung
Hätte der im Fach Theologie examinierte Naturforscher Charles Darwin niemals sein berühmtes »Artenbuch« (
On the
Origin of Species,
1859/1872) geschrieben, wäre er dennoch im Kreise der Biologen und Geologen unsterblich geworden: Seine Werke zu anderen Fragen der »Lebens- und Erdwissenschaften« sind derart gehaltvoll und originell, dass dem Autor bereits zu Lebzeiten ein Ehrenplatz im Kreise der größten Naturforscher seiner Zeit zuteil geworden ist. In diesem Abschnitt möchte ich einige der wichtigen Darwinschen Theorien darstellen, die nicht in der Buch-Trilogie
Origin of Species/Variation under
Domestication/Descent of Man
(Erstauflagen 1859, 1868, 1871) enthalten sind. Hierbei wollen wir uns im Wesentlichen auf den Biologen Darwin konzentrieren, da der Geologe bereits in einer aktuellen Monographie gewürdigt worden ist (Herbert 2005). Manche der hier vorgetragenen Darwinschen Schlussfolgerungen sind eher als Hypothesen oder Konzepte zu bewerten . Da der Übergang von der Hypothese zu Theorie nicht präzise zu ziehen ist, wollen wir in diesem Kapitel
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