Tatsache Evolution
to undergo still more complex changes. At the present day, such matter would be instantly devoured or absorbed which would not have been the case before living creatures were formed.« Kurz zusammengefasst: Darwin dachte sich einen kleinen, warmen Tümpel in der Urzeit, in dem aus Ammonium und phosphorischen Salzen unter der Wirkung von Licht, Hitze, Elektrizität usw. auf chemischem Wege gewisse Proteinkomponenten gebildet worden seien, die wiederum komplexe Abänderungen erfahren haben würden. Aus diesen Molekülen sollen dann die ersten Urzellen entstanden sein. Darwin weist außerdem darauf hin, dass eine derartige Entstehung organischer Substanzen heute zu keinem bleibenden Produkt führen würde, da energiereiche organische Verbindungen sofort von den existierenden Lebewesen gefressen würden (Abb. 4.2 A).
Abb. 4.2: Veranschaulichung von Darwins Urtümpel-Hypothese zum Ursprung der ersten Lebensformen (chemische Evolution). Rekonstruiertes Bild archaischer Gewässer (A) und Darstellung des »Origin-of-Life«-Experiments von S. L. Miller, mit dem 1955 erstmals die Entstehung organischer Moleküle (Aminosäuren usw.) aus anorganischen Substanzen (Wasserdampf, verschiedene Gase) nachgewiesen werden konnte (B). K1/2 = Kolben 1 und 2.
|107| Darwins Biogenese-Vorstellungen werden noch heute in der Fachliteratur zitiert. So weist etwa der Forscher M. Bernstein (2006) in einem Beitrag zur chemischen Evolution ausdrücklich auf Darwins Hypothese hin, die er als ernst zu nehmende Theorie darstellt: Der Autor bezeichnet Darwins Thesen u. a. als »the first … non-mythological conceptions of how life emerged « und verweist auf die »Origin-of-Life-Experimente« des Chemikers S. L. Miller (Abb. 4.2 B) (aktuelle Darstellung dieser Versuche, s. Kutschera 2008 a). Wir können daher mit Recht Charles Darwin als einen der geistigen Urväter der modernen Biogeneseforschung bezeichnen.
Wie eingangs bereits dargestellt wurde, hat die Frage nach dem Ursprung der ersten Zellen keinen direkten Bezug zur Darwinschen Problematik des evolutionären Artenwandels. Auch wenn die ersten Vorläufer-Zellen (Ur-Mikroben) vor etwa 4 Milliarden Jahren vom Mars über Asteroide auf die junge Erde gelangt wären und sich über die in den Kapiteln 3 und 10 zusammenfassend dargestellten Mechanismen zur heutigen Formenvielfalt (Biodiversität) entwickelt haben würden, wären die fünf Darwinschen Theorien zum Artenwandel noch immer unsere klassischen, bleibenden Grundkonzepte der Evolutionsbiologie .
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Theorie zum Ursprung menschlicher Emotionen
Wir hatten in Kapitel 3 dargelegt, dass Elefanten außergewöhnlich sensible Großsäuger sind, die u. a. bei Leiden und Tod eines Rudelgenossen »Mitgefühl und Trauer« empfinden. Diese erst vor wenigen Jahren bekannt gewordenen menschenähnlichen Empfindungen der Afrikanischen und Indischen Dickhäuter wären für Charles Darwin von großem Interesse gewesen: Der britische Biologe ist über eines seiner Nebenwerke als Urvater der Emotionen-Forschung bei Menschen und Tieren in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen.
In Darwins 1872 erschienenem Buch
The Expression of the
Emotions in Man and Animals
, das kurz darauf unter dem Titel
Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und
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den Tieren
in Deutschland veröffentlicht wurde, formulierte er seine Theorie von der gemeinsamen Abstammung der Emotionen bei »niederen Tieren« und verschiedenen Menschengruppen (Rassen bzw. Ethnien). Zunächst sei darauf hingewiesen, dass der von Darwin (1872) verwendete Begriff »Emotions« als unscharfes Sammelwort für verschiedenste Gemütszustände, wie z. B. Freude, Angst, Zorn, Wut, Abscheu, Mitgefühl, Respekt , Unterwürfigkeit, Eifersucht, Trauer, Verzweiflung, Zuneigung usw. verwendet wird. Die Frage, ob diese Terminologie neuesten Erkenntnissen der psychologischen Forschung entspricht , soll hier nicht diskutiert werden (Bekoff 2000).
Wie in seinem Hauptwerk zum Ursprung der Arten beginnt Darwin sein »Emotionenbuch« mit einer Würdigung der Leistungen seiner Vorgänger. Obwohl zum Thema bereits damals zahlreiche Schriften vorgelegen hatten, lieferten die von Darwin (1872) zitierten Autoren keine
Erklärungen
der von ihnen mitgeteilten Beobachtungen. Charles Darwin führt diesen Mangel an Einsicht darauf zurück, dass diese Forscher an das Dogma der unabhängigen Schöpfungsakte geglaubt haben. In seiner Einleitung bewertet Darwin den biblischen Schöpfungsglauben sinngemäß wie
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