Tatsache Evolution
(Creator) verstehe er einen »unbekannten Prozess«; wie er in der 6. Auflage seines Hauptwerks hervorgehoben hat, bedeutet »Schöpfung, wir wissen nicht, wie es geschah«, d. h. für Darwin (1859/1872) erklärt die »Schöpfungstheorie« alles und somit nichts. In vielen Passagen seines »Artenbuchs« spricht Darwin der »Schöpfungstheorie« jeglichen wissenschaftlichen Wert ab.
Abb. 5.1: Zeichnung eines Studienkollegen Charles Darwins, auf der die Käfer-Sammelleidenschaft des Abgebildeten mit den Vermerken »Do it, Charlie!« und »To Cambridge« karikiert ist. Die Reit- und Jagdleidenschaft des jungen Studenten Charles Darwin kommt in dieser Skizze ebenfalls zum Ausdruck.
In dem oben erwähnten »Schlusswort« von Bronn (1860) geht der Paläontologe im Detail auf das Alter der Erde ein und kommt zur Schlussfolgerung, dass unser Planet zu jung sei, um |133| »nach Schöpfungs-Akten urtümlicher Lebewesen« über den Darwinschen Variations/Selektions-Mechanismus die heutigen Lebensformen hervorgebracht zu haben. Das Alter der Erde wurde zu Darwins Zeit auf wenige Millionen Jahre geschätzt (s. Kapitel 6). In den folgenden Abschnitten werden wir Einblicke in die »Geschichte der Erdgeschichte« aus Sicht der Evolutionsbiologie gewinnen und die Käfer-Sammelleidenschaft des jungen Darwin (Abb. 5.1), die seine Laufbahn als weltweit führenden Naturforscher begründete, im Lichte neuester Erkenntnisse diskutieren.
Abb. 5.2: Graphik aus dem Werk von R. Bommeli (1890) mit dem Titel
Illustrierte
Geschichte der Erde
. In diesem Buch wird das Andersartigwerden der Organismen im Verlauf der Erdgeschichte (Evolution) als Tatsache begründet.
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|134| Die Geschichte der Erde im Jahr 1890 und die Aufklärung
In einem heute weitgehend vergessenen Fachbuch aus dem Jahr 1890, das auf dem Umschlag den Titel »Illustrierte Geschichte der Erde« trägt, können wir die Akzeptanz und Verbreitung der Darwinschen Deszendenztheorie im deutschsprachigen Raum am Beispiel der Thesen eines Schweizer Fachlehrers dokumentieren (Abb. 5.2).
Bereits im Vorwort beklagt sich der zufälligerweise im
Originof-Species-
Jahr geborene Autor, Rudolf Bommeli (1859 – 1926), über die mangelnde Repräsentanz seines Lehrfaches, der Erdgeschichte (Geologie): »Unser Jahrhundert wird dasjenige der Aufklärung genannt; es ist vor allen seinen Vorgängern gekennzeichnet durch den großartigen Aufschwung, den die … Naturwissenschaften genommen haben …. Noch herrschen Unwissenheit, Verblendung und Aberglauben in erschreckendem Maße und die Wahrheit sieht sich mancherorts geächtet, gehasst und verfolgt, als stünden wir noch im finsteren Mittelalter. Der hauptsächlichste Grund … liegt darin, dass die große Masse des Volkes vor den erleuchtenden Strahlen der wahren Wissenschaft ängstlich behütet wird. Einer dieser Wissenszweige, die selbst unter den ›Gebildeten‹ nur einem Theil bekannt sind, ist die Erdgeschichte oder Geologie.«
In der Einleitung führt der Autor sein Klagelied, das wir im »Darwin-Jahr 2009« wörtlich auf die Fachdisziplin
Evolutionsbiologie
übertragen können, fort, indem er schreibt: »Von Erdgeschichte … hört man selbst in den meisten Lehrerseminaren nichts, wiewohl keine Wissenschaft interessanter, belehrender und bildender wäre, als diese.« Die Erdgeschichte ist »noch verhältnismäßig jung, kaum 100 Jahre alt«. Der Autor wendet sich in klaren Worten gegen die Ansichten der Amtskirchen seiner Zeit: »Solange in protestantischen wie in katholischen Landen die Vernunft als des ›Teufels Hure‹ (bekannter Ausspruch Luthers ) galt, gab es keine unabhängige, vorurteilslose, keine wahre Wissenschaft und am wenigsten eine solche, die über das Woher und Wohin der ›Welt‹ und ihrer Geschöpfe zu grübeln sich erkühnte« (Bommeli 1890).
|135| Es sollte hervorgehoben werden, dass R. Bommeli ein studierter Naturwissenschaftler war. Er musste jedoch wegen nicht erfolgter Anstellung an einer Forschungseinrichtung seinen Lebensunterhalt als Fachlehrer und Buchautor verdienen. Als Aufklärer im Themenbereich »Erdgeschichte/Evolution« leistete Bommeli immerhin Bedeutendes, ohne allerdings den Erkenntnisfortschritt durch eigene Forschungsarbeiten vorangebracht zu haben.
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Definition des Begriffs Evolutionstheorie und die gefürchtete Darwinsche Abstammungslehre
In seinem populären Fachbuch zur Erdgeschichte geht Bommeli ausführlich auf die Paläontologie (Wissenschaft von den versteinerten
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