Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
Vom Netzwerk:
wird, denn jene (Evolutions-)Theorie ist durch unleugbare und unzweifelhafte Tatsachen längst erwiesen, sie ist längst als unumstößliche Wahrheit erkannt worden.«
    Zum Problem der Entstehung der ersten Urzellen (chemische Evolution oder Biogenese) formulierte Bommeli die folgende Hypothese: »Unsere Erde, erst eine gasförmige, dann eine glühend flüssige Kugel, erkaltete durch Wärmeausstrahlung in den Weltraum und umgab sich mit einer festen Kruste, auf der |138| die abgekühlten Dämpfe als heißer Regen niederfielen; es entstand das Urmeer und jetzt erst nahm das organische Leben seinen Anfang. Schwach und unscheinbar müssen diese Anfänge gewesen sein, stellen doch heute noch die niedrigsten Organismen nichts Weiteres dar als winzige Klümpchen einer schleimigen oder teigartigen Masse, die wir als Urschleim oder Protoplasma bezeichnen … Aus jenen Urwesen gingen im Laufe … enormer Zeiträume die manigfaltigen Typen der heutigen Pflanzen- und Thierwelt hervor.«
    Diese nur vier Jahrzehnte nach Erscheinen von Darwins Hauptwerk veröffentlichten Ausführungen eines heute zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Naturwissenschaftlers zeigen, dass die Evolution der Organismen bereits damals von Fachleuten als
Faktum
anerkannt war (Abb. 5.4). Weiterhin wird das Prinzip der historischen Rekonstruktion an Beispielen illustriert (s. den Ur-Vogel
Archaeopteryx
, Abb. 5.3) und eine über Darwins »Tümpel-Gleichnis« hinausgehende naturalistische Vorstellungen zur chemischen Evolution (d. h. dem Ursprung der ältesten Vorläuferzellen) formuliert. Wir wollen mit den oben wiedergegebenen Zitaten die originellen Gedanken von R. Bommeli der Vergessenheit entreißen und ihm hiermit einen gebührenden Platz in der Weiterentwicklung bzw. Verbreitung des Evolutionsprinzips zuweisen. Nach diesem Exkurs soll das eingangs formulierte Hauptthema wieder aufgegriffen werden.

[ Menü ]
Charles Darwin als Käfersammler und die geschlechtliche Zuchtwahl
    Wie aus den vielfach beschriebenen Lebensdokumenten zu Charles Darwin hervorgeht, war der junge Student nicht nur ein »Mozart-Fan« (s. Kapitel 2), sondern auch ein begeisterter Käfersammler. In seinen Lebenserinnerungen äußerte er sich später hierzu wie folgt: »No pursuit at Cambridge was followed with nearly so much eagerness or gave me so much pleasure as collecting beetles« (»keine andere Beschäftigung während meiner Zeit in Cambridge verfolgte ich mit so viel Begeisterung oder bereitete mir so viel Freude wie das Sammeln von Käfern«).
    Abb. 5.4: Reproduktion einer Geologischen Zeitentafel mit rekonstruierten Lebensbildern der Tiere und Pflanzen der jeweiligen Erdepoche. Zuverlässige absolute Altersangaben (in Millionen Jahren vor heute) gab es zu dieser Zeit noch nicht (nach Bommeli, R.:
Illustrierte Geschichte der Erde
. Stuttgart, 1890).
    |140| Während der Jahre in Cambridge (Studium der Fächer Theologie , Botanik, Zoologie und Geologie) legte Darwin eine umfassende Käfersammlung an. Wie die Abb. 5.1 zeigt, wurde Darwins Sammel-Leidenschaft von einem Studienkollegen skizziert und somit für die Nachwelt dokumentiert. In einem Kabinettschrank hatte Darwin damals 208 konservierte Käfer aus der Familie der Bembidiidae untergebracht (es handelt sich hierbei um kleine Küsten-Bewohner; heute werden diese Laufkäfer als Tribus Bembidiini in die Familie Carabidae gestellt). Darwins Sammlung umfasste gegen Ende seiner Studienzeit rund zwei Drittel aller britischen Arten dieser speziellen Tiergruppe. In seinem Buch zur Abstammung des Menschen (1871) beschreibt er u. a. die hornförmigen Kopfauswüchse gewisser Käferarten und erklärt diese »Männlichkeits-Symbole« auf Grundlage des Prinzips der geschlechtlichen Zuchtwahl (Abb. 5.5). In diesen Abschnitten seines zweitwichtigsten Werkes zum Artenproblem greift Darwin auf sein umfassendes Spezialwissen als Coleopterologe zurück und erklärt die von ihm zusammengetragenen Fakten im Lichte seiner Theorie der sexuellen Selektion (»Damenwahl im Tierreich«).
    Wir wissen nicht, aus welchen Gründen Darwin in späteren Jahren die Käferkunde (Coleopterologie) verlassen hat, um als weltweit führender Spezialist für eine wenig populäre Gruppe mariner Krebse (Rankenfüßer, Cirripedia) bekannt zu werden. |141| Auf alle Fälle war der Wechsel von der Coleopterologie zur Cirripediologie für den Generalisten Darwin ein Gewinn: Wie bereits dargelegt wurde, konnte Darwin seine allgemeinen Schlussfolgerungen zum

Weitere Kostenlose Bücher