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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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Überresten der Lebewesen) ein. Er kommt gleich im ersten Kapitel – nach einer kurzen Beschreibung wichtiger Fossilien , aus denen die vollständigen Lebewesen rekonstruiert werden können (Abb. 5.3) – auf das Thema Evolution zu sprechen . An entscheidender Stelle definiert er den Begriff
Evolutionstheorie
wie folgt: »Die meisten dieser (versteinerten) Thiere ruhen viele Millionen Jahre in ihrem Grabe, um nun als mächtige Zeugen der jetzt allgemein angenommenen Evolutionstheorie , d. h. der Lehre von der allmählichen Entwicklung der Erde und ihrer Bewohner aus sich selbst, ihre Auferstehung zu feiern.« Unter dem Begriff »Evolutionstheorie« versteht Bommeli somit Darwins These Nr. 1 (Deszendenz mit Modifikation , d. h. Evolution als realhistorischer Prozess, ohne Bezug zum Selektionsprinzip).
    Bommeli betrachtete das Andersartigwerden der Organismen im Verlauf geologischer Zeiträume (Evolution) als belegte
Tatsache
und begründet seine Ansicht wie folgt: »Diese alten Wesen starben nicht miteinander und plötzlich aus, sondern langsam im Lauf unberechenbarer Zeiträume … An ihre Stelle traten jeweils wieder andere, die, aus unscheinbaren Anfängen oder Zweigen hervorgegangen, sich höher emporschwangen und die schlechter Ausgerüsteten oder weniger Widerstandsfähigen überwanden, verdrängten und austilgten … Nach zahllosen |136| Abänderungen ging aus jener (Fauna) die jetzige Thierwelt hervor, daher die allmähliche Annäherung und die Staunen erregenden Übergänge von den urweltlichen zu den heutigen Organismen.« Zusammenfassend formuliert Bommeli seinen klassischen »Evolutionsbeweis« wie folgt: »Die Erde muss schon lange bestehen und einst anders ausgesehen haben. Sie hat sich allmählich im Lauf einer halben Ewigkeit, während welcher die schaffenden ›Naturkräfte‹ nie ruhten, zum jetzigen Zustand entwickelt.« In Abb. 5.4 ist die Entwicklung der Tiere und Pflanzen auf der Erde, basierend auf den Fossilfunden der |137| damaligen Zeit, zusammenfassend dargestellt. Im Jahr 1890 wurde die »Geologische Zeitentafel« in drei Ären eingeteilt: Das Altertum der Erde (Silur-, Devon- und Karbonzeit), das Mittelalter der Erde (Trias-, Jura- und Kreidezeit) und die Erd-Neuzeit (Tertiär- und Diluvialzeit). Da man nur fossile Tiere und Pflanzen kannte, die in groben Zügen eine Komplexitätszunahme entlang der »Zeitenachse« zeigen (z. B. vom Fisch im Devon zum Säuger im Tertiär), wurde der Begriff
Evolution
irrtümlicherweise mit dem Schlagwort »Höherentwicklung« (bzw. »Perfektionierung«) gleichgesetzt. Diese auch von Darwin (1859/1872) gebrauchte Terminologie ist im Lichte unserer heutigen Erkenntnisse nicht mehr akzeptabel (s. Kapitel 10). Absolute Zeitangaben (in Jahrmillionen) konnte Bommeli nicht liefern, da solche Daten damals noch nicht in abgesicherter Form vorlagen (s. Kapitel 6).
    Abb. 5.3: Prinzip der historischen Rekonstruktion eines ausgestorbenen Lebewesens am Beispiel des Ur-Vogels
Archaeopteryx
, der in Form der Berliner Platte (Originalfossil) (A) sowie in einer Wiederherstellung als vollständig flugfähiger Vogel dargestellt ist (B). Diese von R. Bommeli (1890) gewählte Rekonstruktion entsprach dem Kenntnisstand der damaligen Zeit. Heute wissen wir, dass der taubengroße
Archaeopteryx
ein gefiederter Raubsaurier war (fossile Zwischenform), der nur über kurze Strecken hinweg gleiten konnte (C). Diese moderne Rekonstruktion basiert auf mehreren unabhängigen Individuen, die in verschiedenen Positionen als Fossilien geborgen werden konnten.
    |137| Am Ende seines Werks geht Bommeli (1890) auf die von Darwin begründete Deszendenztheorie ein: »Damit wären wir plötzlich bei der gefürchteten Darwin’schen Abstammungslehre angelangt, und weil dieselbe immer noch für die meisten eine terra incognita, eine unbekannte Welt, bildet, …. und das Volk ängstlich vor den großen Wahrheiten, welche die Naturwissenschaften ans Tageslicht gebracht, gehütet wird, wäre es wohl angezeigt, eine kleine Vorlesung über Darwinismus zu halten.« Im Zusammenhang mit den Fossilien aus dem Neanderthal bei Düsseldorf, wo im Jahr 1857 ein menschenähnliches Skelett gefunden wurde, dessen Bedeutung umstritten war, äußerte sich der Autor wie folgt: »Damit würde natürlich die Theorie von einer vorweltlichen affenähnlichen Menschenrasse vorläufig dahinfallen, womit übrigens gegen die Entwicklungstheorie, auf die es bei der ganzen Geschichte abgesehen war, rein nichts ausgerichtet

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