Tatsache Evolution
Pb-Pb-Methode (Bestimmung von Isotopenverhältnissen unter Verwendung der Massenspektrometrie) konnte Patterson (1956) zeigen, dass die Alterswerte von Meteoriten und der Erde identisch sind. Dieses »Ursprungsalter des Sonnensystems« wurde auf 4550 Mio. J. vor heute datiert. Wie Allegre et al. (1995), Casanova (1998) u. a. Naturforscher immer wieder betont haben, war Pattersons Ermittlung des tatsächlichen Erdalters
eine der größten naturwissenschaftlichen
Entdeckungen des 20. Jahrhunderts.
Meteoriten (insbesondere kohlenstoffhaltige Chondrite) sind unverändert gebliebene Bruchstücke der Ur-Materie des jungen Sonnensystems; sie werden daher auch als »Relikte aus der Ur-Zeit des entstehenden Planetensystems« bezeichnet. Meteoriten gelangen immer wieder als feste Materiebrocken in die Erdatmosphäre und schlagen dann in Form »kosmischer Bomben« ein, wobei sie häufig beim Eintritt in die Atmosphäre in Stücke zerbrechen. Besonders bekannt sind Bruchstücke des Meteoriten Allende, der 1969 in Mexiko niedergegangen ist.
Dalrymple (1991, 2004) hat 12 Meteoriten-Bruchstücke, die mehrfach mit verschiedenen Methoden datiert wurden, tabellarisch |183| aufgelistet. Durchschnittliche Alterswerte der Namen tragenden Meteoriten 1. bis 12. (Mittelwerte ± Messfehler) sind, mit Angabe der entsprechenden Methode (z. B. Argon-Argon, Ar-Ar), in der nachfolgenden Auflistung alphabetisch wiedergegeben :
Allende: (Ar-Ar): 4520 ± 20, 4530 ± 20, 4480 ± 20, 4550 ± 30, 4570 ± 30, 4500 ± 20, 4560 ± 50 Mio. J.
Angra dos Reis: (Sm-Nd): 4550 ± 40, 4560 ± 60 Mio. J.
Gnarenai: (K-Ar): 4440 ± 60, (Rb-Sr): 4460 ± 80 Mio. J.
Intarch: (Rb-Sr): 4460 ± 80, 4390 ± 40 Mio. J.
Invinas: (Sm-Nd): 4560 ± 80, (Rb-Sr): 4500 ± 70 Mio. J.
Moama: (Sm-Nd): 4460 ± 30, 4520 ± 50 Mio. J.
Mundrabrilla: (K-Ar): 4500 ± 60, 4570 ± 60, 4540 ± 40, 4500 ± 40 Mio. J.
Olivenza:(Rb-Sr): 4530 ± 160, (K-Ar): 4490 ± 60 Mio. J.
Saint Severin: (Sm-Nd): 4550 ± 330, (Rb-Sr): 4510 ± 150, (K-Ar) 4430 ± 40, 4380 ± 40, 4420 ± 40 Mio. J.
Shaw: (K-Ar): 4430 ± 60, 4400 ± 60, 4290 ± 60 Mio. J.
Weekeroo Station: (Rb-Sr): 4390 ± 70, (K-Ar) 4540 ± 30 Mio. J.
Y-75011: (Rb-Sr): 4500 ± 50, 4460 ± 60, (Sm-Nd): 4520 ± 160, 4520 ± 330 Mio. J.
Diese geochronologischen Altersdatierungen, mit verschiedenen Methoden an zahlreichen Meteoriten von unterschiedlichen Personen an unterschiedlichen Orten (Instituts-Laboratorien ) der Welt unabhängig voneinander durchgeführt, haben das »klassische Blei-Blei-Alter« der Erde, das von Patterson (1956) erstmals ermittelt wurde, eindeutig bestätigt (Durchschnittswert ca. 4550 Mio. J.). Nach Scott (2007) repräsentieren Meteoriten (Chondriten), die aus Asteroiden-Fragmenten und Sonnennebel-Materie zusammengesetzt sind, die Ur-Materie , aus der vor etwa 4550 Mio. J. der Planet Erde hervorgegangen ist.
Die Pb-Pb-Methode konnte in den letzten Jahren nochmals verfeinert werden, so dass z. B. Chondriten-Alterswerte von 4566,7 ± 1,0 und 4564,7 ± 0,6 Mio. J. gemessen wurden (Scott |185| 2007). Man beachte die minimalen Fehler dieser aktuelleren Werte, verglichen mit den von Dalrymple (1991) aufgelisteten klassischen Daten (s. die oben reproduzierte Meteoriten-Serie 1. bis 12.). Unter Einsatz dieser Methoden wurden die ältesten Mondgesteine auf ein Alter von etwa 4470 Mio. J. vor heute datiert.
Abb. 6.8: Die geologische Zeitskala 2004/2008 mit den wichtigsten Altersangaben (in Jahrmillionen, Mio. J.). Das Erdalter ist mit ca. 4600 Mio. J. verzeichnet (nach Kutschera, U.:
Evolutionsbiologie
. 3. Auflage, Stuttgart, 2008 und
Fact Sheet
2007 – 2015,
US Geological Survey,
Reston VA 20192).
|185| Nach diesen buchstäblich »erschöpfenden« Darlegungen zum Alter der Ur-Materie des Sonnensystems (Meteoriten) soll auf die
absolute geologische Zeitskala
verwiesen werden (Abb. 6.8). Mit immer besseren Mess-Methoden konnte z. B. der Beginn des Kambrium auf 542 ± 1,0, der Beginn der Trias auf 251 ± 0,4 und der Beginn des Tertiär auf 65,5 ± 0,3 Mio. J. vor heute datiert werden. Diese absolute geologische Zeitskala wurde in der Monographie von Gradstein et al. (2004) im Detail und in Lehrbüchern in vereinfachter Form, mit einer kurzen Beschreibung der entsprechenden Methoden, dargestellt (Kull 2007, Kutschera 2008 a). Amerikanische Geochronologen haben im April 2008 über eine astronomische Kalibrierung der Kalium-Argon-Methode die Messfehler dieses radiometrischen Datierungsverfahrens von etwa ± 1 auf ± 0,25 %
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