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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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Devonshire, England, aus dem Jahr 2007. Unter der Überschrift »Entdecke das Devon« werden die Sehenswürdigkeiten des
National Trust
im Devon beworben. Nach Gesteinsformationen, wie sie auf dem links reproduzierten Teilfoto wiedergegeben sind, wurde das System (Periode) des Devon benannt (s. Abb. 6.7).
    Generationen von Geologen haben in jahrzehntelanger Kleinarbeit aus verschiedenen Gesteinsformationen (Systeme) die entsprechenden geologischen Ären (bzw. Perioden) rekonstruiert . Am Beispiel des
Paläozoikum
(Erdalterum) soll dies verdeutlicht werden (Abb. 6.6., 6.7). Der englische Geologe Adam Sedgwick (1785 – 1873) entdeckte im Nordwesten von Wales an Fossilien arme Gesteinsformationen und nannte diese im Jahr 1835 das »Kambrische System« (Periode des
Kambrium
; Namengebung: Cambria, lateinisch für Wales). Im gleichen Jahr wurde von Sedgwicks Schüler Roderick I. Murchison (1792 –1871) u. a. auf Grundlage bestimmter Fossilien das »Silurische System« beschrieben (Periode des
Silur
; der Name leitet sich von früheren Einwohnern einer Region West-Englands |176| und Wales ab, die Siluren genannt wurden). Wie Abb. 6.7 zeigt, wurde erst 1879 das »Ordovizische System« (Periode des
Ordovizium
) entdeckt und beschrieben (benannt nach den Ordovizen, ein früherer Keltenstamm). Geologen kombinierten auf Grundlage charakteristischer Fossilien obere bzw. untere Regionen der 1835 definierten »Kambrischen und Silurischen Systeme« zum Ordovizium. Diese Schlussfolgerung hat sich später bewahrheitet, d. h. das Ordovizium repräsentiert eine separate Periode der Erdgeschichte (Cowen 2000, Levin 2003).
    Abb. 6.7: Historische Entwicklung (Evolution) der standardisierten relativen geologischen Zeitskala für das Paläozoikum (Erd-Mittelalter). Wie die Graphik zeigt, wurden so genannte »Typus-Sektionen« der geologischen Systeme kombiniert. Dieser Erkenntnisprozess begann im Jahr 1822 (Karbon) und endete 1879 (Ordovizium ) (nach Levin, H. L.:
The Earth Through Time
. 7. Ed. Hoboken, 2003).
    |177| Das »Devonische System« (Periode des
Devon
) wurde von Sedgwick und Murchison 1840 nach Gesteinsformationen in der Nähe der Ortschaft Devonshire benannt. Die dort entdeckten Fossilien unterscheiden sich gravierend von jenen des bereits 1822 beschriebenen »Karbonischen Systems« (Periode des
Karbon
), benannt nach Kohleschichten in Nord-Zentral-England . Wie die in Abb. 6.6 reproduzierte Postkarte zeigt, kann »das Devon« (in der Paläontologie das Fischzeitalter) in England besucht, besichtigt und »entdeckt« werden – die Landschaft ist eine Reise wert. Unglücklicherweise fehlt allerdings in allen mir bekannten Touristen-Informationen der Bezug zur Geologie bzw. Paläobiologie.
    Im Jahr 1840 bereiste der englische Geologe Murchison mit einigen Kollegen den Westen von Russland. Auf Grundlage charakteristischer Fossilien konnte der Naturforscher »Silurische, Karbonische und Devonische« Gesteinsformationen entdecken und beschreiben. In bis zu diesem Zeitpunkt unergründeten Schichten, die oberhalb des Karbon und unterhalb der Trias (Mesozoikum, s. Abb. 6.8) abgelagert sind, entdeckte Murchison bestimmte Fossilien, die sich von jenen »darüber und darunter « eindeutig unterscheiden. Er nannte diese Gesteinsformation das »Permische System« (Zeitalter des
Perm
; Namengebung : Permia, ein altes Königreich zwischen dem Ural und der Wolga).
    In analoger Weise wie die Ära des Paläozoikum (Erd-Altertum mit den Perioden Kambrium, Ordovizium, Silur, Devon, Karbon und Perm) entdeckt und beschrieben wurde, haben Geologen zwischen 1829 und 1874 das Mesozoikum (Erd-Mittelalter ) und das Känozoikum (Erd-Neuzeit) charakterisiert. Im Wesentlichen wurden die entsprechenden Perioden bzw. Epochen (Tertiär, Quartiär) (s. Abb. 6.8) auf Grundlage typischer Fossilien identifiziert und benannt. Man hatte somit in jahrzehntelanger Kleinarbeit in einer von Zufallsentdeckungen gekennzeichneten Reihe von Erkenntnissen (Abb. 6.7) eine relative geologische Zeitskala erarbeitet. Als allerdings Wilhelm Schimper (1808 – 1880) im Jahr 1874 den Namen
Paläozän
für die erste Epoche im Tertiär vorschlug und die anderen Begriffe alle festgelegt waren, hatte man noch sehr vage Vorstellungen |178| vom Erdalter und der Dauer der beschriebenen Ären. Wir wollen im nächsten Abschnitt auf die absoluten Altersdatierungen eingehen.

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    Im Abschnitt »Eine kleine Mozart-Phylogenie«

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