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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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(s. Kapitel 2) hatten wir die Komponisten-Generationenabfolge Leopold-Wolfgang-Franz-Xaver Mozart kennengelernt. In analoger Weise könnte man, ausgehend von Großvater Erasmus (1731 bis 1802), eine »Darwin-Phylogenie« rekonstruieren. Unter den acht überlebenden Kindern von Charles und Emma Darwin sind die beiden Söhne Francis (1848 – 1925) und George Howard (1845 –1912) als Botaniker bzw. Geophysiker zu den berühmtesten Fachleuten ihrer Zeit aufgestiegen. Die Leistungen von Francis Darwin wurden bereits in Kapitel 3 gewürdigt. Wir wollen hier die Bedeutung des zweiten Sohnes und älteren Bruders von Francis kennenlernen und mit diesen Anmerkungen zum Thema Geochronologie überleiten.
    George Darwin war als Geologe/Mathematiker ausgebildet und erreichte zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters mit der Ernennung zum »Professor für Astronomie und Experimental-Philosophie « (1883) in Cambridge den Gipfel seiner steilen akademischen Karriere. Als weltweit führender Fachmann auf dem Gebiet der Gezeiten-Forschung und Autor einer (später widerlegten ) Theorie zum Ursprung des Mondes war G. Darwin einer der renommiertesten Naturwissenschaftler seiner Generation . Da er u. a. mit William Thompson befreundet war, der zum Verdruss seines Vaters Charles ein junges Erdalter propagiert hatte (ca. 24 Mio. J. in einer seiner letzten Publikationen), schaltete sich Sohn George in die Altersdebatte ein.
    Ausgehend von seiner »Darwinschen Theorie der Mond-Entstehung «, die einen herausgeschleuderten Materie-Brocken aus der noch jungen (geschmolzenen) Erde postuliert (Abb. 6.1), kombiniert mit den Gezeiten-Kräften, errechnete G. Darwin 1879 ein Erdalter von »mindestens 56 Mio. J.« (Kushner 1993). Da sich Darwins Theorie vom herausgeschleuderten Mond später |179| als unzutreffend erwiesen hatte, war auch diese Kalkulation nur eine grobe, unzuverlässige Abschätzung – diese Berechnungen blieben weitgehend unbeachtet. Wie Kushner (1993) ausführt , wurde George Darwin auf Grundlage seines wissenschaftlichen Gesamtwerks zu einem der Begründer der modernen Geophysik. In einem klassischen Werk mit dem Titel
The
Earth
wird Darwins zweiter Sohn im Vorspann wie folgt gewürdigt : »To the Memory of Sir George Howard Darwin, Founder of Modern Cosmology and Geophysics« (Jeffreys 1924).
    Die 85 Jahre vor dem »Darwin-Jubiläum 2009« veröffentlichte Monographie von H. Jeffreys wurde in einem noch heute existierenden Universitätsverlag publiziert (
Cambridge
University Press
). Sieben Jahrzehnte später ist bei dem kalifornischen Fachverlag
Stanford University Press
ein Buch mit ganz ähnlichem Titel erschienen, das noch nach Jahrzehnten als wichtigste Zusammenfassung aller Standard-Methoden und Daten zum Erdalter angesehen wird:
The Age of the Earth
von G. B. Dalrymple. Im Vorwort bezeichnet Dalrymple (1991) die »wissenschaftlichen Argumente« der US-Kreationisten für ein junges Erdalter als »Absurditäten«, die widerlegt seien. Die Standard-Monographie (gekürzte Neuauflage 2004) belegt, dass die Erde etwa 4600 Mio. J. alt ist. In dem Zeit-Schema der Abb. 6.8 wurde, kombiniert mit der geologischen Zeitskala 2004/ 2008, dieser Alterswert als »Nullpunkt« eingezeichnet. Im nächsten Abschnitt werden wir, ausgehend von Dalrymple (1991), die wesentlichen diesbezüglichen Fakten kennenlernen und hierbei u. a. auf Mond- und Meteoritengestein eingehen. Für jeden an Details zum Erdalter Interessierten sei das Werk von Dalrymple (1991, 2004) empfohlen, in dem auch die Leistungen von George Darwin gewürdigt sind.

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Clair C. Patterson, die Uran-Blei-Methode und der Tod von Ludwig van Beethoven
    Wie in der klassischen Musik gibt es auch in den Naturwissenschaften überragend kreative Individuen, deren Werke die Jahrzehnte überdauern und nachfolgende Generationen zum |180| Weiter-Komponieren (bzw. -forschen) motivieren. Diese Begründer bzw. Vollender waren immer Ausnahmeerscheinungen – W. A. Mozart und C. Darwin seien als Paradebeispiele genannt (s. Kapitel 10).
    Das Gebiet der absoluten Altersdatierung von Gesteinen und Mineralien (
Geochronologie
) und somit das »Erdaltersproblem« ist mit Berühmtheiten wie den bereits genannten Forschern W. Thompson und G. Darwin verbunden. Ein wenig bekannter, streitbarer Naturwissenschaftler, der u. a. auch die Todesursache des Komponisten Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) entschlüsseln half, sei in diesem Abschnitt gewürdigt: der amerikanische Chemiker Clair C.

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