Tatsache Evolution
die beiden häufigsten Elemente der Erdkruste sind Sauerstoff (O) mit 46,6 % und Silizium (Si) mit 27,72 %. Der Gehalt an Natrium-Ionen (Na + ) im Meerwasser (ca. 30,8 % aller geladenen Teilchen) kann daher über Verwitterungsprozesse erklärt werden (s. Abb. 6.5). Für Chlorid-Ionen, die ca. 55,3 % der negativ geladenen Teilchen ausmachen, ergibt sich allerdings eine enorme »Element-Lücke«. Wie Collins (2006) belegt, stammen die Chlorid-Ionen der Meere im Wesentlichen aus Vulkan-Ausgasungen.
Flüchtiges, heißes Hydrogenchlorid (HCl, in Wasser gelöst entsteht die Salzsäure) wird in gut abschätzbaren Mengen jährlich über den globalen Vulkanismus in die Atmosphäre gebracht (ca. 7,8000 × 10 12 g HCl pro Jahr; wegen der leichten Wasserstoff-Ionen sind das etwa 7,5863 × 10 12 g Chlorid-Ionen pro Jahr). Diese Vulkangase gelangen über den sauren Regen letztlich in die Ozeane. Da die Menge der Chlorid-Ionen aller Meere zusammengerechnet mit etwa 2,6715 × 10 22 g bekannt ist, kann durch Division dieser Chlorid-Masse durch die jährliche Vulkan-Emissionsrate (7,5863 × 10 12 g Chlorid) ein Zeitraum von etwa 3500 Mio. J. errechnet werden.
Es hat somit etwa 3,5 Milliarden Jahre lang gedauert, bis die Weltmeere den heutigen Chlorid-Gehalt erreicht haben. Collins (2006) geht nun auf alle denkbaren Einwände und Zusatzfaktoren ein: Am Resultat, dass die salzigen (Chlorid-reichen) Meere etwa 3500 Mio. J. alt sind, führt jedoch kein Argument vorbei. Da die Erde lange vor den Ozeanen entstanden ist (die enormen Wassermassen stammen vermutlich aus frühen Kometeneinschlägen und somit aus dem Weltall), ist unser Planet daher definitiv älter als 3500 Mio. J. Das Minimal-Alter des blauen Planeten liegt somit bei etwa 3,5 Milliarden Jahren.
Trotz dieser unabhängigen Bestätigung des minimalen Erdalters, die letztendlich die Zuverlässigkeit der Geochronologie nochmals untermauert hat, konnte in den Jahren 2001 bis 2005 eine internationale Forschergruppe noch präzisere Daten zum Alter der Erde und des Mondes erarbeiten. Unter Einsatz verbesserter Massenspektrometer (»Zeitmaschinen«) und der oben erwähnten Hafnium-Wolfram(Hf-W)-Chronometrie gelang es einem Forscherteam vom »Zentrallabor für Geochronologie |189| , Universität Münster, Deutschland, dem Institut für Isotopengeologie und Mineralische Rohstoffe, ETH Zürich, Schweiz, dem Institut für Geologie und Mineralogie, Universität Köln, Deutschland, und dem Department of Earth Sciences, Oxford University, England« unter Verwendung von Mond( u. Meteoriten-)Gestein, zu zeigen, dass der Trabant und der Planet Erde vor 4527 ± 10 Mio. J. etwa zeitgleich fest geworden sind. Die Institutionen wurden hier genannt, um die Geochronologie als etablierte Naturwissenschaft zu kennzeichnen.
Diese Daten zeigen somit, dass Erde und Mond bereits etwa 30 Mio. J. nach der Entstehung des Sonnensystems (vor 4566 Mio. J.) als Festkörper auskristallisiert und zu damals noch glühend heißen »Kugeln« geworden sind (Kleine et al. 2005) (Abb. 6.10). Weiterhin unterstützen diese Daten die so genannte »Einschlag-Hypothese« der Mond-Entstehung. Wie Abb. 6.1 |190| zeigt, hatte George Darwin um 1870 eine »Schleudermond-Theorie « formuliert, die nicht bestätigt werden konnte (Dalrymple 1991, Kushner 1993). Aus den Resultaten von Kleine et al. (2005) kann u. a. geschlossen werden, dass der Mond vor etwa 4300 Mio. J. durch einen seitlichen Ur-Einschlag eines Himmelskörpers von der Größe des Mars und einer daraus resultierenden Abtrennung noch heißer Gesteinsmassen entstanden ist. Diese »Anti-(George)Darwinsche Einschlag-Katastrophen-Theorie « zum Ursprung des Mondes wird allerdings unter Fachleuten noch kontrovers diskutiert.
Abb. 6.10: Ursprung unseres Sonnensystems, mit schematischer Darstellung der Planeten-Entstehung vor 4566 Mio. J. Aus einer kosmischen Staub-Gas-Scheibe haben sich die hier dargestellten inneren Gesteinsplaneten Merkur, Venus, Erde und Mars gebildet (Verfestigung vor ca. 4527 Mio. J.; Asteroidengürtel , s. Pfeil). Die Gasplaneten Jupiter und Saturn sind mit eingezeichnet.
|190| Mit diesen Daten zum definitiven Erdalter (erste Zusammenlagerungen kosmischer Staub- und Gasteilchen vor 4566 und Verfestigung vor etwa 4527 Mio. J., s. Abb. 6.10) konnte ein zentrales »Darwinsches Dilemma« gelöst werden: Die Erde ist
tatsächlich
uralt und hat selbst eine geologische Entwicklung (Evolution), von einer staubigen Gasscheibe bis zum oberflächlich
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