Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
Vom Netzwerk:
erkalteten Planeten, durchlaufen. Die organismische Evolution »hatte somit ausreichend Zeit«, um über Abermillionen von Generationen-Abfolgen und Auf- bzw. Abbau unermesslich individuenreicher Populationen verschiedenster Mikro- und Makroorganismen die heutige Biodiversität hervorzubringen.
    Das Darwinsche Problem des
Uniformismus
(Lyell 1830), d. h. die Frage, ob die »Gegenwart
tatsächlich
der Schlüssel zur Vergangenheit« ist, kann heute in analoger Weise als definitiv geklärt betrachtet werden. Die Tatsache, dass die Überreste aus der Ur-Zeit der Erde (Meteoriten, Abb. 6.9, 6.10), wie die heutigen modifizierten Gesteine, mit ein und denselben Methoden analysiert werden können, führt zur folgenden eindeutigen Schlussfolgerung: Jene Naturkräfte und Gesetze, die vor etwa 4600 Mio. J. zur Bildung dieser chemisch unverändert gebliebenen Ur-Materiebrocken geführt haben, sind dieselben wie jene, die noch heute wirken bzw. gelten (Beweis für die Gültigkeit des Uniformismus).Wäre dem nicht so, so könnten z. B. Astrophysiker auch nicht unter Einsatz der Methoden der
Kosmochronologie
in die »Vergangenheit blicken« und u. a. das Alter des Universums bestimmen (der genaueste derzeit publizierte Wert beträgt 13 700 ± 200 Mio. J., s. Dauphas 2005). Weiterhin sei darauf hingewiesen, dass ohne die Gültigkeit des Uniformismus |191| (Syn:
Aktualismus
) eine Sequenzierung von DNA-Bruchstücken , die aus über 100 000 Jahre alten Proben isoliert worden sind, nicht möglich wäre, da die mit heutigen DNA-Proben kalibrierten Apparate derartige »Urzeit-Gen-Fragmente« nicht erkennen und bearbeiten könnten (s. Kapitel 9).

[ Menü ]
|192| 7. Darwins Erdbeben-Schock: Paläobiologie, Pangaea und die dynamische Erde
    In meiner kleinen Fossiliensammlung befindet sich eine präparierte Kalkplatte mit einem versteinerten Fisch (Abb. 7.1). Das Fossil ist so gut erhalten, dass ein interessierter siebenjähriger Junge, dem ich dieses Originaldokument aus der Erdgeschichte einmal in die Hände gegeben habe, nach kurzer Betrachtung die Platte zu seiner Nase hinführte: »Riecht der Fisch noch?«, war seine spontane Frage. Ich erklärte dem wissbegierigen Kind, dass der Fisch vor Jahrmillionen kurz nach seinem Tod von Schlamm überdeckt wurde: Die verknöcherten, festen Bestandteile der Leiche (Skelett) wurden dann von darüberliegenden Sandlagen in ein entstehendes Schichtgestein eingebettet und somit im Laufe der Zeit zu einem Fossil (s. Abb. 6.5, S. 171).
    Der etwa 8 cm lange versteinerte Fisch (
Dapalis macrurus
) stammt aus einer heute u. a. wegen Raubgrabungen geschlossenen Fossilien-Fundstelle in Südfrankreich (Forcalquier, Alpesde-Haute-Provence ) und ist dort in recht großen Individuenzahlen gefunden worden. Neben Fischen wurden in den dünnen , mergeligen Plattenkalken bei Forcalquier auch versteinerte Vogelfedern, Insekten und Laubblätter entdeckt.
    Geochronologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Kalkschichten dieser Grabungsschutzzone Südfrankreichs der Periode des Tertiär (Epoche Oligozän, vor 34 bis 23 Millionen Jahren) zuzuordnen sind. Diese Sedimentgesteine sind daher etwa 30 Mio. J. alt. Der Ort Forcalquier, in dessen Umgebung das Fisch-Fossil gefunden wurde, liegt heute nahezu 600 m über dem Meeresspiegel. Da typische Knochenfische wie
D. macrurus
an Land keine Überlebenschance haben, folgt, dass vor Jahrmillionen in der heute hügeligen Region Südfrankreichs ein See lag. Weiterhin belegen einige fossile Exemplare aus der
D.
macrurus-
Population, dass diese Fischart ein Raubtier war: Bei einigen Individuen hat man einen halb verdauten kleinen Fisch |193| im Magen eines ausgewachsenen
Dapalis-
Exemplars gefunden. Kombinieren wir diese Fakten miteinander, so folgt, dass vor Jahrmillionen in der Bergregion um Forcalquier ein großer Süßwassersee gelegen haben muss, in dem Raubfische und andere aquatische Organismen co-existiert haben. Da die Art
D. macrurus
im Miozän (vor etwa 10 Mio. J.) aus den Fossilreihen verschwindet und somit
ausgestorben
ist, konnte nach dem Austrocknen bzw. Verlanden des Süßgewässers offensichtlich nirgendwo eine Relikt-Population über Generationen-Abfolgen weiterbestehen.
    Abb. 7.1: Original-Kalkplatte mit einem herauspräparierten fossilen Fisch (
Dapalis
macrurus
) aus dem Tertiär (Oligozän). Das Fossil stammt aus einer alten aufgelösten Sammlung und befindet sich im Privatbesitz des Autors.
    Diese Befunde führen uns zu den beiden zentralen

Weitere Kostenlose Bücher