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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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Wissensstand: Fische (Pisces) im Devon, Reptilien im Karbon, erste Ur-Säuger (Mammalia) zum Ende der Trias, Säugetiere und Vögel (Birds and Mammals) im Tertiär. Der Mensch tritt erst gegen Ende der Eiszeiten (Pleistozän) auf (nach Owen, R.:
Paleontology
. London, 1861).
    |199| Ein Blick in den Kenntnisstand der Paläontologie um 1860 liefert die Antwort. Wie Abb. 7.3 zeigt, konnte bereits damals eine Abfolge fossiler Wirbeltiere (und Pflanzen) rekonstruiert werden, die mit dem vollständigeren Schema von Bommeli (1890) in allen wesentlichen Punkten übereinstimmt (s. Abb. 5.4, S. 139) und unser heutiges Bild vom Formenwandel in groben Zügen widerspiegelt. Da alle Lebewesen von Vorläufer-Organismen (Elterngeneration) abstammen, muss auf eine kontinuierliche »Deszendenz mit Modifikation« (d. h. Evolution) geschlossen werden. Die Transformation der Arten war für Darwin somit durch die damaligen Befunde der Versteinerungskunde recht gut belegt, obwohl er die »Evolution an sich« noch als Theorie bzw. These (Nr. 1) verstanden wissen wollte (s. Kapitel 1 und 10). Seit etwa 1980 wurden zahlreiche präkambrische Versteinerungen (z. B. Stromatolithen) gefunden und größere Lücken in den Fossilreihen geschlossen, womit unser Bild vom Arten- und Formenwandel im Verlauf der Jahrmillionen immer exakter rekonstruiert werden konnte (fossile Zwischenformen , s. Prothero 2007, Shubin 2008, Kutschera 2008 a).

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Richard Owen, homologe Organe und der erste Dinosaurier
    Das in Abb. 7.3 wiedergegebene Schema zur Stammesentwicklung der Organismen (Schwerpunkt Wirbeltiere) wurde von dem britischen Paläontologen und Anatomen Richard Owen (1804 – 1892) publiziert. Dieser bedeutende Naturforscher ist u. a. durch die Einführung des Begriffs
Dinosaurier
(»Schreckens-Echsen «) bekannt geworden. Im Jahr 1841 veröffentlichte Owen eine Definition für ausgestorbene, an Land lebende Riesenreptilien , die durch nach unten abstehende, röhrenförmige |200| Beine und andere anatomische Merkmale gekennzeichnet sind. Das erste dieser »Dino-Lauftiere« wurde von Gideon Mantell (1790 – 1852) um 1818 entdeckt und 1825 mit dem Gattungsnamen
Iguanodon
versehen.
    Abb. 7.4. Vollständig wiederhergestelltes Skelett des Dinosauriers
Iguanodon
bernissartensis
. Das Fossil stammt aus dem Wealden von Bernissart in Belgien, ist etwa 10 m lang und wurde im 19. Jahrhundert in Museen bewundert. Es sei auf die weitgehende Übereinstimmung (Homologie) des Körperbaus der Menschen und des Sauriers hingewiesen (nach einem anonymen Bild aus dem 19. Jahrhundert).
    Im Steinkohlebergwerk Bernissart (Belgien) wurden dann 1877 in einer Tiefe von 322 m aus einer Unteren Kreideformation 29 mehr oder weniger vollständige
Iguanodon-
Skelette gefunden, rekonstruiert und in einem Museum aufgestellt. Begleitend dazu konnten jeweils fünf Krokodile und Schildkröten , ein Salamander, über 2000 Fische und etwa 4000 versteinerte Pflanzenreste geborgen werden (Abel 1922, 1939). |201| Neben der Morphospezies (Art)
I. bernissartensis
(Abb. 7.4) wurde um 1880 von dem britischen Paläontologen die Spezies
I. mantelli
Owen beschrieben. Der Naturforscher wurde jedoch insbesondere durch die Einführung der Begriffe »homologe bzw. analoge Organe«, die später als »Abstammungs- bzw. Funktions-Verwandte Strukturen« erkannt wurden, bekannt. So lassen sich z. B. die Organe bzw. Skelettelemente des etwa 140 Mio. J. alten
Iguanodon
mit den entsprechenden Körperstrukturen heute lebender Menschen homologisieren. Angefangen vom Grundbauplan (Kopf mit Ober- und Unterkiefer und je einer Zahnreihe, einer Nase mit zwei Öffnungen und zwei Augen; Körper mit Hals und Rumpf, der je zwei Arme und Beine mit jeweils fünf Fingern trägt) bis hin zu einzelnen Knochen (z. B. Speiche und Elle im Unterarm) stimmen die Dinosaurier mit dem Menschen im Prinzip überein (Abb. 7.4, s. auch Abb. 7.7 B). Diese grundlegenden Homologien im Körperbau aller bisher untersuchten Vierfüßer (Tetrapoda) der Erde belegen die gemeinsame Abstammung der Landwirbeltiere von Lurch-artigen Urformen (Shubin 2008).
    Bezüglich der Baupläne der Tiere postulierte Owen so genannte »Archetypen«, die nicht kausal erklärbar seien. Der Paläontologe lehnte das Konzept der Evolution trotz seiner Erkenntnisse bezüglich der Homologien im Tierreich ab – er glaubte an spezielle Schöpfungsakte eines übernatürlichen Geistwesens. Charles Darwin hatte mit Owen daher einige unangenehme Konflikte

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