Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
kommen. Im Augenblick erlebe ich leider eine dieser Tiefen, weshalb ich den Job im Kino angenommen habe.«
»Aber wenigstens hattest du ein aufregendes Leben. Es war doch nie langweilig, oder?«
Rose lachte bitter. »Nein, das war es gewiss nicht. Aber wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte … würde ich dann alles genauso machen? Ich weiß es nicht.«
»Was meinst du damit, wenn du die Zeit zurückdrehen könntest? Willst du damit sagen, du hättest uns nicht verlassen, wenn du gewusst hättest, was dich erwartet?«
Rose schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Scarlett. Damals war alles anders. Dein Vater ist wahrscheinlich heute ein völlig anderer Mann als der Tom, den ich kannte.«
»Was meinst du damit?«
Rose sah mich über den leeren Tisch hinweg an. Greta hatte eben unsere Teller abgeräumt, sodass nun nur noch zwei leere Tassen vor uns standen. Auch das Café war mittlerweile recht verlassen. Offenbar warteten Greta und Charlie, der Mann mit der Schürze, darauf, den Laden zu schließen. »Scarlett, willst du wirklich hier sitzen und mir dabei zuhören, wie ich deinen Vater kritisiere? Das möchtest du sicherlich nicht, denn es liegt auf der Hand, dass du völlig anderer Meinung sein wirst. Und dann werden wir uns streiten, und das ist nun wirklich das Letzte, was ich möchte.«
»Ich verspreche, ich werde nichts zu Dads Verteidigung hervorbringen. Ich werde einfach nur hier sitzen und deiner Seite der Geschichte lauschen. Ich will doch bloß verstehen, warum du gegangen bist.«
Rose sah sich in dem menschenleeren Café um. »Vielleicht sollten wir das auf ein andermal verschieben? Ich denke, Greta und Charlie warten darauf, dass wir gehen.«
»Na gut.« Ich nickte. »Aber du wirst mir die ganze Geschichte erzählen, ja? Wenigstens das schuldest du mir.«
Rose nickte. »Ja, das werde ich.«
Wir erhoben uns, um zu zahlen. Obwohl Rose versuchte, die gesamte Rechnung zu übernehmen, bestand ich darauf, die Kosten zu teilen.
Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, sie anders als »Rose« zu nennen. Allein schon der Gedanke an sie als »Mum« war viel zu schmerzlich.
»Wohin sollen wir gehen?«, fragte Rose, als wir draußen vor dem Café auf dem Bürgersteig standen. »Meine Wohnung ist nur ein paar U-Bahn-Stationen von hier entfernt.«
»Lass uns zu mir gehen«, erwiderte ich. »Ich wohne um die Ecke. Außerdem scheint der Regen nachzulassen – wir werden also auch nicht nass.«
Auf dem Weg in die Lansdowne Road schwiegen wir weitestgehend, und nur gelegentlich ließ eine von uns eine kurze Bemerkung über das Wetter oder einen Gegenstand fallen, den wir in einem der Schaufenster im Vorübergehen entdeckten. Als wir von der Portobello Road abbogen und auf mein Haus zusteuerten, wandte sich Rose wieder an mich.
»Lebst du schon lange hier? Entweder wirft das Geschäft mit Popcorn heutzutage mehr ab, als ich gedacht hätte, oder du hast einen sehr reichen Mann an der Angel.«
»Weder noch, leider.« Was jedoch nicht ganz der Wahrheit entsprach. David war tatsächlich sehr wohlhabend – doch er war schließlich nicht der Grund, warum ich hier wohnte. Also entschied ich mich für die einfachste Antwort: »Im Augenblick hüte ich das Haus von Freunden.«
Als wir uns Harrys und Belindas Haus näherten, fiel mir auf, dass in Seans Flur Licht brannte. In mir regte sich ein leiser Hoffnungsschimmer. Dann jedoch erinnerte ich mich daran, dass seit unserer Rückkehr aus Paris das Licht dort jeden Abend gebrannt hatte. Er besaß sicherlich eines dieser Nachtlichter, die an eine Zeitschaltuhr gekoppelt waren.
Ich öffnete die Tür und eilte hinein, um mich um Buster zu kümmern.
»Du meine Güte, ist das schön hier!«, rief Rose und drehte sich im Flur um die eigene Achse. »Da hast du es nicht schlecht getroffen! Wie lange bleibst du noch hier?«
»Zwölf Tage«, erwiderte ich und rechnete schnell nach. So kurz nur noch? »Kaffee?«, fragte ich und ging in die Küche hinüber. »Oder lieber etwas Stärkeres?«
»Nein, Kaffee geht in Ordnung. Aber mach dir meinetwegen keine Umstände …«
»Nein, ich nehme auch einen.« Ich wurde den unangenehmen Nachgeschmack des Brandys von vorhin einfach nicht los.
»Und?«, fragte ich, nachdem ich den Kaffee gekocht hatte und wir im Wohnzimmer auf einem der braunen Ledersofas saßen. »Dann lass mal hören.«
Rose nippte an ihrem Kaffee, bevor sie die Tasse vorsichtig auf der Untertasse abstellte, die vor ihr auf dem Tisch stand.
Dann lehnte sie
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