Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
anderen Geschenke ein, die einen großen Halbkreis um mich herum bildeten. Jedes einzelne Geschenk lag auf behutsam gefaltetem Geschenkpapier, in das es jahrelang eingepackt gewesen war.
Ganz langsam ließ ich den Blick über die Reihe schweifen, bevor ich zum allerersten Geschenk zurückkehrte. Ich nahm den kleinen roten Bären und presste ihn an meine Wange.
In dem Augenblick fing ich an zu weinen.
Ich musste mindestens zwanzig Minuten auf dem Boden gesessen und geschluchzt haben, bevor ich mich wieder gefasst hatte. Dann packte ich alle Geschenke, so vorsichtig ich nur konnte, in die Kiste zurück und eilte ins Bad, um mir mein mit Wimperntusche verschmiertes Gesicht zu säubern. Schließlich schnappte ich mir Mantel und Handtasche und stürmte zur Haustür hinaus.
Während ich den Bürgersteig entlanglief, kramte ich in meiner Tasche nach einem Zettel. Als ich ihn gefunden hatte, warf ich kurz einen Blick darauf, dann ließ ich ihn wieder in meiner Manteltasche verschwinden.
Ich stieg in die Tiefen der Notting-Hill-Gate-U-Bahnstation hinunter. Auf der Karte an der Wand fand ich die Linie, die ich nehmen musste, und verharrte dann ein paar Stationen lang geduldig auf meinem Sitzplatz, bis ich an die frische Luft zurückkehren durfte.
Wieder holte ich den Zettel heraus, warf einen prüfenden Blick darauf und musste nach dem Weg fragen, bevor ich ein paar Straßen weiter schließlich vor einem Mietshaus stand. Einen Augenblick lang starrte ich auf das hohe graue Betongebäude, das vor mir emporragte, dann ging ich durch den Eingang zum Aufzug und fuhr in die fünfte Etage. Die Fahrt kam mir unglaublich langsam vor. Endlich öffneten sich die Türen. Erst nachdem ich einen dunklen, schäbigen Korridor hinuntergegangen war, fand ich, wonach ich suchte.
Ich holte tief Luft und klopfte entschlossen an die Tür von Wohnung Nummer 504.
Ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür, und Rose blickte mich erstaunt an.
»Scarlett, was machst du hier?«, fragte sie und schaute mich besorgt an.
Als ich antworten wollte, zitterte meine Stimme.
»Um Himmels willen! Was ist denn passiert?«, fragte Rose erschrocken. »Was ist los?«
Mir kamen die Tränen. »M… Mum«, brachte ich gerade noch heraus, bevor mir die Tränen in einem Überschwang der Gefühle wasserfallartig übers Gesicht liefen.
»O Scarlett«, erwiderte Rose und schlug die Hand vor den Mund, als nun auch ihr die Tränen kamen. »Was hat sich verändert?«
»Ich«, schluchzte ich und ging auf sie zu.
Und dann, zum ersten Mal in meinem Leben, schloss ich meine Mutter in die Arme.
31
W ährend der nächsten Tage verbrachten Mum und ich sehr viel Zeit miteinander. Wir besuchten Galerien, gingen im Park spazieren, aßen gemeinsam zu Mittag und schafften es sogar, uns ein paar Kinofilme anzuschauen – sowohl im Kino als auch auf Belindas und Harrys großem Plasmabildschirm.
»In der kommenden Woche muss ich leider eine andere Schicht übernehmen«, erklärte Mum am Sonntag, als wir uns nach einer Doppelvorstellung mit Filmen von Cary Grant auf dem Heimweg befanden. Wir hatten eine ziemlich lange U-Bahn-Fahrt auf uns nehmen müssen, um zu diesem speziellen Kino zu gelangen, in dem nur Klassiker der Filmgeschichte liefen. Der Nachmittag mit Die große Liebe meines Lebens und Die Nacht vor der Hochzeit war die Mühe jedoch wert gewesen, da wir die Filme so gesehen hatten, wie sie eigentlich gesehen werden sollten: auf einer großen Kinoleinwand. »Leider kann ich dann nicht mehr so viel Zeit mit dir verbringen. Außerdem denke ich mir, dass du es sicherlich bald leid sein wirst, dich jeden Tag mit mir zu treffen.«
»Natürlich nicht«, protestierte ich und meinte es vollkommen ernst.
Mum lächelte. »Das freut mich zu hören, Scarlett. Ich muss allerdings in der kommenden Woche leider tagsüber arbeiten, sodass ich nur abends Zeit haben werde. Aber du wirst sicherlich mit David vieles nachzuholen haben. Ich wette, er hat dich schrecklich vermisst.«
»Ich habe David tatsächlich ein wenig vernachlässigt und werde die Gelegenheit nutzen, ihn meinen neuen Freunden und natürlich auch dir vorzustellen. Deswegen ist es gar nicht mal so schlecht, dass du nur abends Zeit hast, denn ich hatte vor, euch alle zum Abendessen einzuladen. David hat nämlich geschäftlich in London zu tun und wird eine Nacht hier sein.«
»Oh, ich würde mich freuen, deinen Verlobten kennenzulernen«, erwiderte Mum erfreut.
»Ich möchte auch gern Oscar und Ursula einladen
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