Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)

herum, wo die Rotweinsoße über den Pfannenrand aufs Kochfeld blubberte. »Mist, die Soße darf nicht kochen«, fluchte er und hob die Pfanne vom Herd. »Jetzt muss ich alles noch einmal machen.«
    Beide kehrten wir zu unseren kulinarischen Pflichten zurück, und jedes Knistern – ganz gleich, welcher Art – war für den Augenblick vergessen.

32
    W eißt du eigentlich, was mir gerade aufgefallen ist, Sean?«, fragte ich ihn ein wenig später, als alles wieder unter Kontrolle war. »Du könntest gut und gerne Mark Darcy sein, der in meiner Küche steht und kocht.«
    »Ich denke nicht, dass Mr. Darcy gekocht hat, oder?«, fragte Sean und sah mich verwirrt an. »Jedenfalls nicht in den Romanen von Jane Austen, die ich gelesen habe. Er hätte Personal gehabt, das diese Aufgabe für ihn erledigt.«
    »Nein – ich meine nicht Mr. Darcy aus Stolz und Vorurteil . Ich rede von Mark Darcy aus Bridget Jones !«
    »Ach so, du meinst einen deiner Kinofilme.«
    »Ja. Ich habe schon seit einer ganzen Weile keine Filmszene mehr erlebt. Aber heute Nachmittag hast du mir durch deine Hilfe einen weiteren Kinomoment ermöglicht.«
    Sean grübelte einen Augenblick. »Warte mal – habe ich dich nicht schon einmal an ihn erinnert? Also, an diesen Mark Darcy, meine ich?«
    Jetzt musste auch ich kurz nachdenken. »Ja, stimmt. Dein Kampf mit David im Wasser war wie eine Szene aus dem zweiten Bridget-Jones -Film.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass du seinen Namen auch erwähnt hast, als wir in Disneyland in der Small World im Boot saßen.«
    »Nein, das war die Figur, die Hugh Grant gespielt hat – Daniel Cleaver –, mit der ich dich verglichen habe.«
    »Verstehe – denke ich zumindest. Beide Figuren im direkten Vergleich gesehen – wer wäre besser?«
    Darüber musste ich kurz nachdenken. »Mark Darcy; ja, definitiv Mark Darcy.« Immerhin sprachen wir hier von Colin Firth! Und keine Frau, die ihn aus diesem Brunnen hatte steigen sehen, würde diesen Anblick je vergessen.
    »Aber du musstest kurz über die Antwort nachdenken. Warum?«
    »Ich … ich bin mir nicht sicher. Colin Firth ist eine ziemlich seriöse, sehr reservierte Figur in diesem Film, ein wenig wie der echte Mr. Darcy – ich meine den von Jane Austen. Aber tief im Inneren weiß man eben, dass er wirklich leidenschaftlich und sexy wäre, würde man erst einmal bis in sein Innerstes vordringen. Hugh Grant spielt Daniel, dessen Persönlichkeit gleich zu Beginn klar ist. Da gibt es keine versteckten Tiefen. Er hat etwas von einem Schurken und raspelt viel Süßholz … Man könnte ihn als Frauenheld bezeichnen. Aus der weiblichen Perspektive haben beide ihre Reize, nur eben auf anderer Ebene.«
    »Du magst Colin lieber?«
    Sean hielt mit seinen Tätigkeiten am Herd inne und schenkte mir für die Dauer meiner Antwort seine volle Aufmerksamkeit.
    »Ja, ich glaube schon. Aber wozu willst du das wissen? Ich dachte, du hasst das Kino – warum interessiert es dich dann plötzlich?«
    »Ach, nur so«, erwiderte Sean geheimnisvoll und wandte sich wieder der Pfanne mit der Soße zu. »Ich habe mich das einfach nur gefragt, nichts weiter.«
    Ich wollte ihm gerade darauf antworten, als es überraschend an der Haustür klingelte. Besuch bekam ich hier so gut wie keinen – was hauptsächlich daran lag, dass ich in Notting Hill außer Sean, Ursula und Oscar niemanden kannte. Wer konnte das wohl sein?
    Ich entschuldigte mich, ging durch den Flur und öffnete die Haustür, ohne vorher einen Blick durch den Spion zu werfen.
    »Überraschung!«, rief mein Vater, der mit ausgestreckten Armen auf der obersten Treppenstufe stand.
    »Dad! Was um Himmels willen tust du hier?«
    »Das ist ja eine nette Begrüßung für deinen alten Herrn!«
    »Er ist einfach mitgekommen, Scarlett«, erklärte David und kam hinter Dad die Treppe herauf. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus?«
    »Nein … nein, natürlich nicht. Ich bin nur überrascht, dich zu sehen.«
    »Superüberraschung oder Scheißüberraschung?«, fragte mein Vater.
    »Gute Überraschung.«
    »Oh, du bist so eine Schwindlerin, Scarlett – du hasst Überraschungen.«
    »Nicht immer«, erwiderte ich vage. Ich versuchte, mich an den Film zu erinnern, aus dem wir unbeabsichtigt zitiert hatten. Oh, es lag mir auf der Zunge … Ach ja, Notting Hill natürlich! Die Szene, in der Alec Baldwin Julia Roberts im Ritz einen Überraschungsbesuch abstattet.
    »Willst du uns nicht hereinbitten?«, fragte mich David.
    »Doch … Doch, kommt rein!« Ich