Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
– das sind die beiden, die an dem Abend, an dem wir uns begegnet sind, mit mir im Kino waren. Sie sterben schon vor Neugier, dich kennenzulernen; immerhin wissen sie über alles Bescheid, was passiert ist.«
Das wusste nun auch meine Mutter. In den letzten Tagen hatte ich ihr nicht nur erzählt, wie Sean und ich zuerst halb London und dann Paris nach ihr abgesucht hatten, sie kannte nun auch den eigentlichen Grund dafür, dass ich hier war. Und wie ich vermutet hatte, befürwortete meine Mutter voll und ganz meinen Plan, allen zu beweisen, wie daneben sie mit ihren Aussagen über das Kino lagen.
»Ich freue mich schon auf das Abendessen«, sagte Mum jetzt. »Aber du musst mir versprechen, dass du ganz viel ausgehst und versuchst, noch ein paar Kinofilme und Szenen für deine Liste zu finden. Schließlich bleibt dir nicht mehr viel Zeit in London – und wenigstens eine von uns beiden muss deinem Vater beweisen, dass er sich geirrt hat. Denn das habe ich leider nie geschafft.«
»Mach dir keine Sorgen, Mum«, beruhigte ich sie. »Alles wird gut – da bin ich mir sicher.«
Als ich am besagten Tag jedoch vor Belindas Kochbüchern stand und herauszufinden versuchte, wie lange man Fleisch einlegen und wie oft man das Ganze durchmischen sollte, bezweifelte ich stark, dass alles gut werden würde – zumindest, was das heutige Abendessen anging.
Leute wie Oscar und Ursula, die regelmäßig in den angesagtesten Restaurants Londons essen gingen, rechneten sicherlich nicht damit, zu einem Abendessen eingeladen zu werden, bei dem es das einzige Gericht gab, das ich beherrschte – Spaghetti Bolognese. Aber so, wie ich die beiden kannte, glaubte ich nicht, dass sie sich beschweren würden; dafür waren sie viel zu liebenswürdig und höflich. Und David – na ja, David wäre in erster Linie überrascht, dass ich überhaupt etwas kochte. Diese Tätigkeit gehörte für gewöhnlich nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, doch ich wollte unbedingt meine Mutter beeindrucken. Vielleicht mochte sie augenblicklich nicht gerade im Luxus schwelgen, doch aus einigen ihrer Erzählungen hatte ich herausgehört, dass sie immer mal wieder in den Genuss der erlesensten Küchen gekommen war.
»Du meine Güte, du Blödmann, was meinst du damit bloß?«, fragte ich und starrte verwirrt auf das aufgeschlagene Kochbuch, aus dem mich der gefeierte Küchenchef auf jeder Seite von einem winzigen Foto oben in der Ecke selbstgefällig angrinste. »Was zum Teufel ist schmoren oder deglacieren ?«
Es klingelte an der Tür.
»Herrje! Wer klingelt denn jetzt hier um …« Ich warf einen Blick auf die Uhr am Herd, »um vier Uhr nachmittags?«
Ungeduldig lief ich in meiner Schürze zur Tür, das Kochbuch immer noch in der Hand.
»Hallo, Fremde«, grüßte mich die Person vor meiner Haustür. »Lange nicht gesehen!«
»Sean!« Vor Überraschung hätte ich beinahe das Buch fallen lassen. »Was machst du denn hier?«
»Ursula hat mir gerade von deiner Mutter erzählt. Deswegen dachte ich, ich komme mal kurz vorbei.« Argwöhnisch betrachtete er meine Schürze. »Kann ich reinkommen?«
»Kommt ganz darauf an.«
»Worauf?«
»Ob du weißt, was schmoren oder deglacieren ist.«
Sean runzelte die Stirn. »Das ist eine Art, Essen in Flüssigkeiten zu garen, bis die Flüssigkeit verdampft ist – glaube ich zumindest.«
»Dann darfst du reinkommen«, erwiderte ich und zog ihn mit der freien Hand ins Haus.
»Was machst du gerade?«, fragte mich Sean, nachdem ich die Haustür hinter ihm verschlossen hatte und er mir in die Küche gefolgt war.
»Kochen. Zumindest versuche ich es, da ich Gäste zum Abendessen eingeladen habe.«
»Ah, ich verstehe.«
»Dich hätte ich natürlich auch eingeladen«, fügte ich schnell hinzu, »aber ich dachte, du seist immer noch in New York.«
»Ich bin gestern Nacht nach Hause gekommen und habe seitdem meinen Jetlag ausgeschlafen. Dann hat mich Ursula angerufen und mir von deiner Mutter erzählt. Das ist kaum zu fassen – da hat sie die ganze Zeit über beinahe vor unserer Nase gearbeitet.«
»Ich weiß – das ist schon ziemlich verrückt.«
»Wie haben sich denn die Dinge zwischen euch entwickelt?« Sean nahm eine Zwiebel von der Küchenarbeitsplatte und warf sie lässig immer wieder in die Luft. »Versteht ihr euch gut?«
»Mittlerweile ja. Das ist eine lange Geschichte, Sean, die ich dir gern erzählen würde«, erwiderte ich und meinte es auch so. Ich wollte ihm die Geschichte wirklich gern
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