Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
entdecken konnte. Dazu trug er eine schwarze Hose, die ihm prima stand und an den richtigen Stellen so perfekt saß, dass sie einfach maßgeschneidert sein musste.
»Wann kommt denn deine Mutter?«, fragte mich plötzlich Ursula und schreckte mich aus meinen Gedanken auf.
»Hmmm? Oh, ich … ich habe ihr acht Uhr gesagt«, erwiderte ich und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. »Sie müsste also bald eintreffen.« Ich hatte alle eingeweiht – alle außer meinem Vater natürlich –, was heute Abend passieren würde, doch bisher waren die Reaktionen nicht gerade begeistert gewesen.
»Bist du aufgeregt?«
»Bis eben nicht. Aber jetzt, wo der Zeitpunkt immer näher rückt, werde ich doch ein wenig unruhig.«
»Endlich!«, keuchte Oscar, nachdem er sich von David freigekämpft und sich zu uns gesellt hatte. Er trank einen großen Schluck Wein. »Tut mir leid, meine Liebe, ich weiß, du bist mit ihm zusammen, aber wenn ich noch ein Wort über seine Laminatböden höre, dann schreie ich!« Oscar sah von mir zu Ursula hinüber. »Wer kommt um acht Uhr?«
»Scarletts Mutter?«, soufflierte ihm Ursula.
»Ach, natürlich, deine Mutter, Scarlett. Tut mir leid, das hätte ich beinahe vergessen – ich habe eben ein Gedächtnis wie ein Sieb.« Überschwänglich legte er die Hand auf die Stirn und trank noch einen Schluck Wein. »Du wirst schon wissen, was das Beste ist, meine Liebe, aber der Plan ist ganz schön gewagt, wenn du mich fragst.«
Ursula warf Oscar einen warnenden Blick zu und wandte sich an mich. »Wie versteht ihr zwei euch denn, du und deine Mutter? Wir haben dich seit jener Nacht im Kino ja kaum noch zu Gesicht bekommen.«
»Ziemlich gut«, erwiderte ich, da ich im Augenblick nur allzu gern über meine Mutter redete. »Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und jede Menge Spaß gehabt. Die Begegnung mit ihr hat mich dazu gebracht, ein paar Tatsachen ins Auge zu schauen.«
»Was meinst du genau?«, fragte Oscar fasziniert.
»Ich habe erkannt, wie wichtig mir einige Leute sind. Dass ich dankbar sein muss für das, was ich habe, und nicht immer dem Unerreichbaren hinterherjagen darf.« Ich schielte zu Sean hinüber.
»Man sollte immer dankbar sein, seine Lieben um sich zu haben«, antwortete Ursula sanft. »Was aber nicht bedeutet, dass du deine Träume so leicht aufgeben darfst, Scarlett!«
Ich sah sie an.
»Aber was ist, wenn meine Träume niemals wahr werden, Ursula?«
»Wenn du aufhörst, daran zu glauben, wie willst du dann wissen, ob sie wahr werden?«
Ich wollte gerade Einwände erheben, als die Türklingel schrillte. Alle im Wohnzimmer erstarrten – alle mit Ausnahme meines Vaters. Er unterhielt sich weiter mit Sean, bis er merkte, dass keiner mehr etwas sagte und sich eine seltsame Stille über das Wohnzimmer gelegt hatte.
»Lasst euch nicht unterbrechen«, forderte ich meine Gäste fröhlich auf und zwang mich zu einem Lächeln. »Es hat doch nur geklingelt!«
Als ich das Wohnzimmer verließ und mir plötzlich klar wurde, was gleich passieren würde, stieg allmählich Panik in mir auf. Mit einem mehr als unguten Gefühl öffnete ich schwungvoll die Haustür.
Vielleicht hatten die anderen ja doch recht gehabt. Ich musste unbedingt versuchen, die Sache noch abzublasen, bevor es zu spät war.
»Guten Abend«, rief meine Mutter fröhlich. Sie stand auf der obersten Stufe vor mir und hielt eine Weinflasche und Blumen in den Händen. »Alles in Ordnung? Ich bin doch nicht zu spät, oder?« Während ich sie anstarrte und verzweifelt nach einer Ausrede suchte, warum sie nicht hereinkommen konnte, ging sie an mir vorbei in den Flur.
»Die Sache ist … ist die …«, stotterte ich, als ich die Tür hinter ihr schloss.
»Was ist denn, Scarlett? Hat dich das Kochen für uns so sehr mitgenommen? Du siehst ein wenig blass aus – geht es dir gut?«
»Mum, ich muss dir etwas sagen.«
»Ja?« Meine Mutter sah mich besorgt an. »Was denn?«
»Scarlett, wo finde ich denn bitte einen Korkenzieher?«, fragte mein Vater und kam aus dem Wohnzimmer in den Flur. »Wir wollen die …« Seine Stimme versagte, als er den neuen Gast erblickte. Die Weinflasche rutschte ihm aus den Händen und fiel zu Boden. Das grüne Glas zerschellte auf den Fliesen in tausend Splitter. Der Rotwein breitete sich um seine Füße aus, sodass es aussah, als stünde er in einer riesigen Blutlache.
Der Klang der zerschellenden Flasche ließ alle aus dem Wohnzimmer herbeieilen, um zu sehen, was geschehen war. Doch mein
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