Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
würde. Es spielte also eigentlich keine Rolle mehr … zumindest nicht, solange nicht das Haus dadurch in Flammen aufging …
»Jetzt hör schon auf damit, Scarlett«, schalt ich mich selbst. »Du hast im Augenblick ganz andere Probleme, als dich um ein angebranntes Essen zu sorgen!«
Das stimmte. Was ich heute Abend getan hatte, war unverzeihlich – ich hatte meine Gäste allesamt in eine unmögliche und peinliche Situation gebracht. Ich könnte es ihnen nicht einmal verübeln, wenn sie nie wieder ein Wort mit mir wechseln würden – insbesondere meine Eltern.
»Arme Mum.« Ich schlug die Hände vors Gesicht und erinnerte mich an ihren Blick, als sie einen nach dem anderen angesehen hatte.
Und Dad. Wie sollte ich ihm jemals erklären, was passiert war?
Ich lehnte mich mit dem Kopf an die Rückenlehne der Bank und sah in den Himmel hinauf. Die Nacht war klar, über mir leuchteten die Sterne. Es war fast so wie an jenem Abend mit Sean – der einzige Unterschied bestand darin, dass ich damals aufgeregt und optimistisch nach vorn gesehen hatte. Jetzt jedoch verspürte ich nur große Trauer darüber, dass meine Zeit in Notting Hill so bald schon zu Ende sein würde und ich anscheinend nichts weiter erreicht hatte, als anderen Schmerzen zuzufügen.
Eine ganze Weile saß ich reglos da und dachte nach, bis sich meine Füße anfühlten, als seien sie zu Eisklumpen erstarrt. Und obwohl ich die Hände tief in den Manteltaschen vergraben hatte, schienen auch sie mir allmählich abzufrieren.
Als ich vorhin von zu Hause losgestürmt war, hatte ich insgeheim gehofft, dass mir jemand nachlaufen würde. Oder dass ich mittlerweile wenigstens von Weitem hören würde, wie mein Name gerufen wurde, aber weder sah noch hörte ich etwas.
Wäre dies ein Kinofilm, hätte der Held sofort gewusst, wo er mich hätte suchen müssen. Er hätte mich ganz allein auf meiner einsamen Bank vorgefunden, wäre zu mir gekommen, hätte mich in seine starken Arme geschlossen und mich getröstet.
Vielleicht hatten die anderen recht? Möglicherweise verlief das Leben niemals so, wie es in den Kinofilmen dargestellt wurde. Ich dachte an all die Filmszenen, die ich bisher meiner Liste hinzugefügt hatte. Jedes Mal, wenn ich den Versuch unternommen hatte, eigenhändig etwas zu manipulieren, war alles schrecklich schiefgegangen. Ich hatte Glück gehabt, zufällig ein paar Filmszenen erlebt zu haben, doch selbst diese waren keineswegs mit dem Original aus dem Kino zu vergleichen gewesen. Hatte ich mir also die Ähnlichkeiten nur einbilden wollen? Eben hatte ich mitten in der Nacht einen wunderbar dramatischen Abgang hingelegt – in einer Szene, die jeden Regisseur mit Stolz erfüllt hätte –, aber dennoch schien keine Menschenseele nach mir zu suchen. Dabei hatte ich gedacht, dass wenigstens Sean meinen Aufenthaltsort erraten und zu mir kommen würde, um mich zurückzuholen.
Ich blickte zum Eingangstor hinüber in der Hoffnung, dass er dort stehen und mich durch die Gitterstäbe hindurch verzweifelt suchen würde. Doch von Sean war weit und breit keine Spur. Stattdessen leuchtete ein grelles weißes Licht durch den Zaun hindurch und blendete mich.
Schützend hob ich den Arm vor die Augen.
»Geht es Ihnen gut, Miss?«, rief eine Stimme.
Der Scheinwerfer wurde zu Boden gerichtet, sodass ich wieder etwas sehen konnte. Blinzelnd sah ich in Richtung der Gitterstäbe und entdeckte einen jungen Polizeibeamten, der mich argwöhnisch musterte.
»Ja, alles prima, Officer.«
»Was tun Sie da mitten in der Nacht ganz allein auf dieser Bank?«, fragte er mich und leuchtete mit der Lampe meine Umgebung ab.
»Eigentlich nichts, Officer«, erwiderte ich und zermarterte mir das Hirn auf der Suche nach einem Grund für meinen Aufenthalt in diesem Gemeinschaftsgarten.
Der Polizist rüttelte am Gittertor. »Dieses Tor scheint verschlossen zu sein, Miss. Sie haben doch einen Schlüssel dafür, oder?«
»Ja, natürlich!«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. Okay, ich mochte ihn vielleicht gerade nicht bei mir haben, aber …
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, kurz zu mir herüberzukommen und mir den Schlüssel zu zeigen?«, bat der Officer. »In letzter Zeit gehen bei uns immer wieder Beschwerden über Vandalen ein, die in diese privaten Anlagen einbrechen. Deswegen würde ich den Sachverhalt gern kurz überprüfen. Und all das nur wegen dieses Films, der hier vor ein paar Jahren gedreht worden ist. Ich weiß nicht, ob Sie ihn kennen – er hieß Notting Hill
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