Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
nickte.
»Das ist doch Bockmist!«, rief Sean. »Ich glaube dir kein Wort! Bevor du hergekommen bist, wolltest du weit mehr als nur eine gepflegte Rasenfläche. Du hättest dir eine ganze Weide voll langen Grases gewünscht, auf der Wildblumen wachsen, durch die du hindurchlaufen kannst!«
»Ja, wahrscheinlich hast du recht. Aber ich habe mich verändert.«
»Nein, das hast du nicht. Du hast einfach nur ein paar Erfahrungen gemacht, die dazu geführt haben, dass du das Leben nun mit anderen Augen siehst – was vielleicht gar nicht mal so schlecht ist. Aber die romantische, idealistische Scarlett ist immer noch irgendwo tief in dir drin – das weiß ich. Das macht dich aus, Scarlett; das ist das, was dich antreibt.«
Woher hatte Sean bloß diese Fähigkeit, mich so gut zu durchschauen? Das war echt nervig. Gerade hatte ich alle Entscheidungen getroffen, wie mein Leben in Zukunft sein sollte, da kam er daher und stellte alles wieder auf den Kopf.
»Woher willst du wissen, was mich antreibt?«, fragte ich hochmütig. »Du hast doch keinen Hauch von Romantik in dir, Sean Bond, ganz zu schweigen von Idealismus. Du magst nicht einmal Robbie Williams oder Ronan Keating! Für dich muss immer alles schwarz oder weiß sein – da ist absolut kein Platz für Tagträumereien!«
Sean war merkwürdig still geworden.
Ich nahm an, ihn mit meinen Worten verletzt zu haben – was nicht das erste Mal wäre –, und wollte mich gerade bei ihm entschuldigen, als er sich zu mir vorbeugte.
»Damit könntest du recht haben, Scarlett«, erklärte er und sah mir tief in die Augen. »Möglicherweise aber auch nicht. Vielleicht musst du auch einfach nur abwarten und es herausfinden? Vielleicht bist du ja nicht die einzige Person, die im Augenblick ihr Leben überdenkt.«
Was wollte er mir nun damit schon wieder sagen? Aber bevor ich die Gelegenheit hatte, ihn das zu fragen, klingelte im Flur das Telefon. Schnell lief ich hin, um den Anruf anzunehmen und David und Dad nicht zu stören.
Sean folgte mir in den Flur.
»Mum!«, rief ich, als ich die Stimme am anderen Ende der Leitung erkannte. »Einen Augenblick, ja?«
Ich presste die Hand auf den Hörer.
»Es wird Zeit, dass ich schlafen gehe«, erklärte Sean und ging zur Tür. »Dann kannst du in Ruhe telefonieren. Morgen fliege ich geschäftlich nach Dublin, wir werden uns also ein paar Tage lang nicht sehen. Bist du noch hier, wenn ich wiederkomme?«
Ich war überrascht, dass er so bald schon wieder fortmusste, doch ich sagte nur: »Ja, ich glaube schon. Ich muss das Haus hüten, bis Belinda und Harry Ende nächster Woche aus Dubai zurückkommen – ich sollte dann also noch hier sein.«
»Ich würde nur ungern die Chance verpassen, dir Lebewohl zu sagen«, erwiderte Sean und blieb in der offenen Haustür stehen.
»Nein … das wäre nicht so schön.« Für mich war es nahezu unvorstellbar, mich jemals von Sean verabschieden zu müssen. Früher oder später würde es jedoch dazu kommen.
Sean lächelte mir ein letztes Mal zu, dann zog er die Tür hinter sich ins Schloss.
»Mum«, sagte ich, als ich das Telefon mit ins Wohnzimmer nahm und die Tür zum Flur schloss. »Ich bin so froh, dass du anrufst. Es tut mir leid, was eben passiert ist. Ich wollte nicht, dass es so kommt, ganz ehrlich. Ich hatte keine Ahnung, dass Dad heute herkommen würde, sonst hätte ich dich niemals zu diesem Abendessen eingeladen und …«
»Scarlett, Scarlett – komm mal wieder runter!«, ertönte Mums Stimme ruhig aus dem Hörer. »Ich rufe nicht zu dieser nachtschlafenden Zeit an, weil ich Entschuldigungen von dir hören will. Ich wollte einfach nur wissen, ob du wieder sicher zu Hause angekommen bist. Als Oscar und Ursula mir erzählt haben, dass du weggelaufen bist, war ich ein wenig besorgt. Sean hat mir alle Umstände des heutigen Abends erklärt. Also bitte: Mach dir keine Sorgen.«
»Ich weiß, aber es tut mir wirklich leid, Mum.«
»Wie ich schon sagte, Scarlett, darüber können wir ausführlich reden, wenn wir uns wiedersehen. Jetzt weiß ich, dass du wohlbehalten zurückgekehrt bist, und kann mich entspannen. Wir sollten beide ein wenig schlafen, es ist schon spät.«
Ich zögerte einen Augenblick. »Kann ich dich etwas fragen, bevor du auflegst, Mum?«
»Ja, natürlich.«
»Du hast doch Sean heute Abend kennengelernt.«
»Ja.«
»Und? Was denkst du über ihn?«
Jetzt war Mum diejenige, die zögerte.
»Warum?«
»Ach, nur so. Schließlich war es das erste Mal, dass ihr beide
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